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Oliver Fritsch Verschlafene Dokumentare

von Oliver Fritsch

Die Berliner Zeitung bezeichnet in der Rückschau auf das Uefa-Cup-Aus gegen Espanyol Barcelona die laute und deutliche Bremer Kritik am französischen Schiedsrichter als „Dolchstoßlegende“ – eine fragwürdige historische Analogie, denn die Oberste Heeresleitung machte 1918 die deutschen Sozialdemokraten, also Landsmänner, für die Niederlage verantwortlich. Der Dolchstoß sei aus der Heimat, von hinten, erfolgt. Die Ursachenzuschreibung der Bremer für das 1:2 hatte gerade nicht die eigenen Reihen im Blick (und vermutlich schon gar nicht die Sozialdemokraten).

Und wenn wir schon dabei sind: Ein weiterer Fehler unterläuft den Kollegen. In ihrem Europapokalfazit behaupten sie, daß seit 2001, seit dem Champions-League-Sieg der Bayern, keine deutsche Mannschaft mehr ein Finale erreicht habe. Doch auch hier haben die Dokumentare geschlafen, denn ein Jahr später, 2002, standen sogar zwei deutsche Vereine in den Endspielen: Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. An der Schlußfolgerung ändert das freilich nicht viel: „In der kleinen deutschen Fußballwelt mag die Liga wie ein Spiel ohne Grenzen wirken; in der großen europäischen Fußballwelt erfährt sie Jahr für Jahr, daß ihr Können streng limitiert ist.“

2 Kommentare

  1. Detlev Claussen schrieb am 6. Mai 2007:

    Danke, Oliver Fritsch, für den Hinweis auf die völlig falsche Verwendung der „Dolchstoßlegende“ in der „Berliner Zeitung“. Man kann sich fragen, wie es zu einer solchen Fehlleistung kommt…Die deutsche Sportpresse insgesamt nutzte das Ausscheiden Werders weniger über den spezifischen Fall Werder gegen Barcelone in einer prekären Wochen zu diskutieren als vielmehr über die internationale Bedeutung des deutschen Fußballs. ..und da man schon in Klose den Hauptschuldigen ausgemacht hatte, schwang auch noch das Odium eines Verrats mit, weil er sich auch noch mit einer nahezu „undeutschen“ perfiden Täuschung („Schwalbe“)einen Vorteil hatte verschaffen wollen: Deutschland+Verrat= Dolchstoß.Der Spielbericht aus der NZZ, der im indirekten freistoß verschickt wurde, beschrieb vorbildlich das Spielund das Wechselbad der Gefühle ohne jeden falschen nationalen Zungenschlag. Man sieht, es geht doch!

  2. Andreas Meyer schrieb am 8. Mai 2007:

    Und dennoch waren die Schiedsrichter hemmungslos mit dem Spiel überfordert. Im Stadion (ich war vor Ort) haben nicht nur die Bremer Fans, sondern auch die Spanier mehrfach mit dem Kopf geschüttelt ob der kruden Entscheidungen.

    Nach dem Spiel habe ich noch mit einem Espanyol-Anhänger diskutiert und selbst er hat sich gewundert, dass Irairoz nicht mal den Ansatz einer Ermahnung für sein hemmungslos und teilweise übertriebenes Zeitspiel bekommen hat.

    Klose hat mit seiner Schwalbe die Mannschaft entscheidend geschwächt (ansonsten – da bin ich mir sicher – wäre noch einiges gegangen), Reinke hat mit seinem Fehlgriff das Ausscheiden klar gemacht, aber mit gerade den ersten Ansatzpunkt hätte eine Vielzahl anderer Schiedsrichter (besonders die UEFA-Top-Referees) wahrscheinlich mit mehr Fingerspitzengefühl geregelt.

    Ich will nicht die ganze Schuld des Ausscheidens am Schiedsrichter festmachen – ausgeschieden ist Bremen mit der schwachen Leistung in Barcelona – überfordert war der Pfeifenmann dennoch und ich hoffe, dass er so schnell nicht wieder ein so wichtiges Spiel leitet.

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