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Oliver Fritsch He´s got marvellous feet!

von Oliver Fritsch

Es schien nur auf den ersten Blick eine finanziell waghalsige Idee zu sein, David Beckham für Abermillionen in die US-Profiliga zu ködern. Denn die großen Drei des US-Sports leiden in diesem Jahr an schlechten Schlagzeilen: Doping im Baseball (Barry Bonds, der neue „home run“-Rekordhalter), Spielmanipulation und Wettbetrug im Basketball (Schiedsrichter Tim Donaghy), illegale Hundekämpfe eines Football-Stars (Michael Vick). Da hätte sich eine Lücke für „soccer“ auftun können.

Doch nun ist Beckham verletzt und könnte für den Rest der Saison ausfallen. american arena beschreibt eine Verpuffung: „Ein verletzter Star ist keine Werbung für die Sportart, die mit Beckham ihre Einschaltquoten im Fernsehen verfünffacht und ohne ihn weiter in der Bedeutungslosigkeit hängen bleibt. In der nächsten Saison wird sich der Neuigkeitseffekt längst verflüchtigt haben. Die Werbetrommeln werden verklungen sein.“


Es hatte ja gar nicht so schlecht begonnen.

Beckham ist, würde man ihn rein sportlich bewerten, sicher nicht das ganze Geld wert, das man ihm in L.A. bezahlt und in Madrid bezahlt hat. Aber ob man ihn so despektierlich beurteilen muss, wie das viele deutsche Journalisten tun (etwa hier; hier nicht)? Seine besten Zeiten mögen zurück liegen, doch immerhin war er wesentlich am Titelgewinn Reals in der letzten Saison beteiligt. Und man hätte wenigstens erwähnen können, dass er zu zwei der schlimmsten Niederlagen des deutschen Fußballs in den letzten zehn Jahren einen großen Teil beigetragen hat.


Munich 2001


Barcelona 1999

Der amerikanische Soziologe und Fußballautor Andrei Markovits erklärt die Verächtlichmachung des Beckham-Kaufs übrigens anders, indem er ihn in erster Linie auf Antiamerikanismus zurückführt: „In vielen deutschen Zeitungen ist der Transfer total lächerlich gemacht worden. Ich habe mich viel mit Anti-Amerikanismus beschäftigt, und das gehört auch dazu. Wenn Beckham nach Japan oder Australien gegangen wäre, also in ein anderes Land, in dem der Fußball nicht zur hegemonialen Sportkultur zählt, wäre das als Pioniertat für den Fußball begrüßt oder einfach ignoriert worden. Nur die Verbindung mit den USA sorgt für Spott. Beckham gilt zudem a priori als unauthentisch. Und dann kommt noch die Feindschaft gegenüber der Vermarktung hinzu, als ob Fußball in Europa nicht vermarktet würde.“

Nachtrag: Im März 2001 sah ich einen 6:1-Erfolg Manchester Uniteds über Arsenal – die beste erste Halbzeit (5:1), die ich jemals sah – in einem englischen Pub, wo ManU-Hasser in der Ueberzahl waren. Als Beckham in der eigenen Spielhaelfte an der Seitenlinie einen Gegner mit einer blitzschnellen und nicht zu beschreibenden Fußbewegung ausspielte und sein zentimetergenauer 60-Meter-Pass noch in der Luft war (den Ole Gunnar Solksjaer verwertete), sagte ein Arsenal-Fan in resignierender Hochachtung: ‚Oh! He´s got marvellous feet!‘

Noch ein Nachtrag (und noch ein Video, diesmal via american arena)

The Beckhams bei Ali G – MyVideo
Why do You wear that England football-shirt?

8 Kommentare

  1. University Update - Apple iPhone - He´s got marvellous feet! schrieb am 1. September 2007:

    […] He´s got marvellous feet! » This Summary is from an article posted at http://www.direkter-freistoss.de on Saturday, September 01, […]

  2. Linksaussen schrieb am 2. September 2007:

    äh, ich muß schon bitten. barcelona 99 war doch keine „niederlage des deutschen fußballs“, sondern eine von bayern münchen. ich habe sehr gelacht. aber ich habe ja auch noch nie verstanden, warum man auf europäischer eben auf einmal für eine mannschaft jubeln soll, die man die restlichen tage im jahr verachtet.

  3. newtown schrieb am 3. September 2007:

    Wenn man wirklich Verachtung spürt, wird es natürlich schwierig mit der Ausweitung der Sympathie.
    Aber, linksaussen, stell Dir mal Folgendes vor: Du spielst selber seit Jahren in Mannschaft A und die Duelle gegen die großen Rivalen aus der Stadt B sind immer besonders intensiv. Und dann wechselst Du beruflich in Stadt B und spielst dann dort bei Mannschaft B … was dann passiert ist doch klar, oder? Auf mal sind die auch nett und das Bier nach dem Trauíning schmeckt schnell wieder ähnlich gut.

    Der Sport braucht den Wettkampf und die Auseinanderstzung – das Gegeneinander; und als Zuschauer brauche ich zumindest das Mitfiebern mit einem der zwei Teams, sonst wird mir gerade bei mäßigen Spielen schnell langweilig. Also kann ich bei nem Buli-Spiel „Verdammte Bayern“ rufen (weil mir Werder wictiger ist) und auf internationaler Ebene dann „Toni, mach ihn rein!“ (weil ich mich freue, wenn deutsche Mannschaften dort erfolgreich sind).

  4. Linksaussen schrieb am 3. September 2007:

    ich spieler in keiner mannschaft, trinke kein bier und verstehe den vergleich nicht.

    und ich freue mich nicht, wenn deutsche mannschaften erfolgreich sind und habe das auch noch nie nachvollziehen können. es sei denn, es handelt sich um meinen verein.

  5. newtown schrieb am 4. September 2007:

    So schwer ist das auch nicht, ersetz einfach Bier durch Bionade und „spielen in Mannschaft“ durch „arbeiten in was auch immer für einem Team“, dann solltest selbst du das schaffen.

  6. buuh schrieb am 28. September 2007:

    Ich stimme Linksaussen zu, warum sollte ich den Bayern oder Schalkern als Dortmunder wünschen, dass sie international weit kommen und viel Geld einnehmen? Das Gegenteil ist der Fall…
    Aber das ist wohl, wie so vieles, einfach nur Ansichtssache.

  7. www.direkter-freistoss.de » Eine Flanke vom Heiligen David schrieb am 24. November 2007:

    […] er hat viele Schwächen, aber das macht ihm keiner nach, dem Heiligen David, der hierzulande nur bespöttelt […]

  8. blog schrieb am 7. Dezember 2007:

    greatings…

    nice…

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