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Update Sagenhaft, wie schnell der DFB ermitteln kann! Soeben schickt er eine Pressemitteilung, die sich mit Manfred Amerells Rücktritt von allen Ämtern im DFB und im Süddeutschen Fußball-Verband befasst: „Wir nehmen den Schritt zur Kenntnis und halten ihn für richtig und notwendig, weil Erkenntnisse vorliegen, die leider die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Herrn Amerell bekräftigen.“ Hinweis: Seit Mitte Dezember soll der Fall intern bekannt gewesen sein, seit Dienstag weiß die Öffentlichkeit davon.

Amerell wird vorgeworfen, einen jungen Schiedsrichter belästitgt zu haben. „Auch juristische Folgen sind wohl unvermeidlich“, schrieb die Frankfurter Rundschau heute morgen, die alles ans Licht gebracht hatte. Mein Lieblingssatz aus der PM ist übrigens: „Ob die von Herrn Amerell über seinen Anwalt verbreiteten Äußerungen unter diesen Umständen klug waren, möchten wir unkommentiert lassen.“ Das nennt man wohl Handeln gegen die eigene Rede.

Brisant sind auch die Nebenwirkungen: Rainer Koch gibt seine Zuständigkeit für die Schiedsrichter ab. Nur aus Ehre, weil er vom Schiedsrichter-Chef Volker Roth nicht rechtzeitig informiert wurde? Die SZ kann einen anderen Grund nicht ausschließen, Koch habe in der Schiedsrichterzunft keinen Status erlangt. Herbert Fandel, der designierte Roth-Nachfolger, soll „klar signalisiert haben, nicht mit Koch zusammenarbeiten zu wollen“.

Koch, der in Schiedsrichterfragen zwischen Liga und Verband vermittelt haben soll, werde von den Schiedsrichtern vorgehalten, „sich in der Mittlerrolle selbst inszeniert und profiliert zu haben und die Schiedsrichterei als Plattform für seine DFB-Funktionärskarriere zu nutzen“. Die SZ schreibt von einem „DFB-typischen Macht- und Kompetenzgerangel“, bei dem „gegenseitiges Vertrauen“ nie entstehen könne. Nun gebe es Stimmen, „die Kochs Rückzug als eleganten Abschied werten“.

Gestützt wird diese Theorie durch Theo Zwanzigers Verhalten. Der Präsident habe nämlich Koch ebenfalls lange in Unkenntnis über den Vorwurf an Amerell gelassen. Im SZ-Kommentar schreibt Thomas Kistner:

Tatsächlich gab es im sensiblen Bereich zwischen den Unparteiischen und Koch seit längerem schwere Verwerfungen. Um so weniger ist nachvollziehbar, warum Zwanziger, den Roth schon vor Wochen in den Fall einweihte, all die Zeit nicht selbst seinen für den Bereich zuständigen Vize informierte. Koch will den Verbandsboss nicht angreifen. Dass er seine Zuständigkeit aber sofort unter Protest abgab, sagt alles: Er wurde nicht nur von Roth umgangen, dem keine Konsequenzen drohen, sondern auch von Zwanziger.

Die FAZ schreibt über Koch: „Der Jurist aus Poing gilt intern als einer der einflussreichsten kritischen Begleiter Zwanzigers und nimmt sich dabei schon mal das Recht heraus, andere Positionen als der Präsident herauszunehmen.“

Noch eine Frankfurter Personalie: Die DFL trennt sich von Geschäftsführer Christian Müller, bislang zuständig für Lizenzen und Finanzen. Grund sei eine Verschlankung im Organigramm. Die FR deutet leise an, es könne auch am kritischen Stil Müllers gelegen haben, der beispielsweise vor sechs Jahren dafür eingetreten war, Borussia Dortmund die Lizenz zu entziehen. Müllers Aufgabe übernehme nun zum einen DFL-Chef Christian Seifert. Der der New York Times jüngst was vom Premiumprodukt Bundesliga erzählt hat. Viele schöne Worte, die ihm zu Müllers Abgang bisher noch nicht eingefallen zu sein scheinen, zumindest ist der FR nicht gelungen, sie ihm zu entlocken („Das ist keine größere Sache, die Strukturen werden gestrafft“). Zum anderen (wie bislang) DFL-Mitarbeiter Werner Möglich, den ich übrigens als Schiedsrichter des SV Volpertshausen kenne. Ein Verein, gegen den zu spielen immer besonderen Reiz hatte.

Was noch?
Aufgefallen ist mir im Fernsehen, wie frech Steinbrecher doch sein kann: „Herr Buchwald, Diego ist Nationaltrainer. Sie nicht. Was ist da falsch gelaufen?“ Ein nicht unheikler Punkt, Buchwald musste auch kurz schlucken. Seine Entgegnung, er habe wenigstens sein Gewicht gehalten, überzeugt mich nicht. Angesichts des Jacketknopfs, der jeden Moment wegzuschießen droht.

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