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Déjà-vu! Theo Zwanziger kündigt für den Fall einer juristischen Niederlage im Amerell-Prozess seinen Rücktritt an. Das meldet kicker Online. Zwanziger sagt: „Wenn wir diesen Prozess verlieren, muss ich selbstverständlich sofort zurücktreten. Dieser Fall träte ein, wenn die Aussagen aller jungen Schiedsrichter, die wir zu schützen haben, und ihre eidesstattlichen Erklärungen falsch wären. Denn dann wäre Herr Amerell das Opfer.“ Allerdings werde der Fall seiner Meinung nach nicht eintreten.

Auch ist dort zu lesen, dass Zwanziger erwäge, die Vertrauensfrage zu stellen und einen Außerordentlichen Bundestag einzuberufen. Als Termin sei der 30. April im Gespräch. kicker Online spekuliert schon ordentlich über Franz Beckenbauer als möglichen Nachfolger.

Frage an den kicker: Im Titel steht „Zwanziger droht mit Rücktritt“. Was soll daran eine Drohung sein? Wem droht er? Dem Gericht? Wer wäre der Leidtragende eines Zwanziger-Rücktritts: der deutsche Fußball, seine Sekretärin? Es mag nur eine Ungenauigkeit sein, doch mit Worten sollten wir vorsichtig sein. Tritt ein Politiker zurück, ist das der Lauf der Dinge.

Vielleicht ist Zwanzigers Drohung Ankündigung eine Reaktion auf die Recherche der SZ, die heute von einer ihr vorliegenden E-Mail aus dem Oktober 2008 berichtet, die den Verdacht erhärte, „dass Kempters Beziehung zu Amerell nicht nur rein beruflich war“. Der Ton sei „äußerst vertraut, da ist vom ‚Schatz’ die Rede, von gemeinsam verbrachter Zeit“.

Das würde die Glaubwürdigkeit des Zeugen Kempter mindern. Auf den Zwanziger gesetzt hat, worauf die SZ schreibt hinweist: „Zwanzigers Vertrauen in Kempter erscheint unerschütterlich. Das muss es wohl sein, Zwanziger hat sich weit aus dem Fenster gelehnt. Wie weit?“ Erstaunlich wäre es in der Tat, wenn man sich nur auf Zeugenaussagen verlässt.

Nebenaspekt im SZ-Text: die Beschwerde über die „selektive Pressearbeit“ des DFB, sie sei ein Merkmal Zwanzigers geworden“. Es gab in jüngster Zeit verschiedene „bestellte“ Interviews: mit Schiedsrichtern, aber auch mit Zwanziger. Anfragen anderer Medien, der SZ zum Beispiel, lasse der DFB zum Teil unbeantwortet.

Der Vorbericht im Tagesspiegel legt den Schwerpunkt auf das alte Fußballtabu Homosexualität, zweifelt aber auch an Kempter.

Kurz zum Spiel gestern: Welch ein Stellungsfehler der Innenverteidigung beim Gegentor. Mertesacker und Tasci stehen 5 Meter in der gegnerischen Hälfte. Ist es zu fassen? Ist die Abseitsregel unseren Nationalverteidigern vollumfänglich bekannt? Mehr dazu in meinem Live Blog auf Zeit Online.

9 Kommentare

  1. Oliver Fritsch schrieb am 4. März 2010:

    Ergänzung: Die FR hat eine Infografik gebastelt
    http://www.fr-online.de/_em_daten/_multicom/2010/03/04/100304_1126_chaos_mit_system.jpg

    und auch einen Text verfasst:
    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/sport/aktuell/2380355_Schiedsrichter-Affaere-Amerell-Jemand-luegt-und-das-ist-die-Wahrheit.html

  2. moldo schrieb am 4. März 2010:

    Wem droht er mit Rücktritt? Na iss doch klar: der deutschen Sportöffentlichkeit *lol* Die Richter in München sollten sich gut überlgen, ob die sie deutsche Sportöffentlichkeit mit einem Amarell-freunldichen Urteil nicht brüskieren, indem sie Dr. Zwanziger zum Rücktritt zwingen.

  3. Oliver Fritsch schrieb am 4. März 2010:

    Amerell zieht zurück:
    http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/521870/artikel_Amerell-zieht-zurueck.html

    Von einer außergerichtlichen Einigung ist die Rede. Riecht nach einer Niederlage für Amerell.

  4. Klaus-Müller Peters schrieb am 4. März 2010:

    Update bei kicker.de:
    „Für DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger stand viel auf dem Spiel, hat er doch gegenüber dem kicker seinen Rücktritt angekündigt, sollte der DFB „diesen Prozess verlieren“. Mit der nun erfolgten Einigung dürfte er aber gut leben können. „Ich weiß, dass es keine heile Welt beim DFB gibt, aber ich habe alles im Griff. Wir haben den Fall transparent, aber mit der nötigen Vertraulichkeit gelöst. Das Ganze schadet uns nur, wenn wir Dinge unter den Teppich kehren würden. Das ist nicht der Fall“, sagte der DFB-Boss in einer ersten Stellungnahme.“

    Welch großartige selektive Wahrnehmung.

  5. sportinsider schrieb am 4. März 2010:

    Der Tag senkt sich. Was bleibt übrig? Mehr Fragen wie Antworten.

    Die SZ titelt: Aktenzeichen „25 0 3245/10“ ungelöst

    http://www.sueddeutsche.de/sport/781/504988/text/

    Ein dickes Lob erstmal an den Hausherrn Oliver Fritsch und seine intensive Arbeit die Vorgänge hier wie auf einer Perlenschnur aufzufädeln.

  6. Lena schrieb am 5. März 2010:

    Also es war ja schon erfrischend, den Amarell anstelle seines RA reden zu hören. Und mit den E-Mails ist schon fast erdrückend klar, dass Kempter und er ein Verhältnis hatten. Casual sex halt.

    Damit wird Kempter völlig unglaubwürdig. Von wegen auf den Mund geküsst und nicht gewollt. Was das mit den anderen drei auf sich hat, wird sich zeigen.

    Dass die Verhältnisse mit zu beurteilenden Mitarbeitern grenzwertig sind, ist klar. Aber zumindest im Fall Kempter scheint es doch so zu sein, dass andere Motive drängender waren, als das Gefühl sexuell belästigt worden zu sein. Schatzi my ass.

    Und jetzt muss sich 20er fragen, vor was für einen Karren er sich hat spannen lassen. Und warum er in dieser Art und Weise vorverurteilt hat. Ankläger, Richter und Henker in einer Person.

  7. moldo schrieb am 5. März 2010:

    Wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden, den Dr. Zwanziger. Da bleibt kein Auge trocken beim DFB. Was ist denn das für ein Symptom, wenn einer alles um sich herum kaputt macht?

    Hoffentlich hält er noch ein bisschen durch, es ist so schön anzuschauen.

  8. Peter Glock schrieb am 5. März 2010:

    @ Oliver Fritsch
    Nach Sichtung der Interviews mit Kempter und Amerell, habe ich den Eindruck, dass Amerell glaubwürdig ist und Kempter absolut nicht. Aber die Beziehungsfrage ist unwichtig.
    So wie der DFB agiert, stellt dich für mich eine Frage: Ist der DFB komplett unfähig, irgendwas professionell zu machen, oder haben die da irgendeinen Plan? Wenn ja: welchen? Haben Sie eine Idee?

    Schlimm wäre es, wenn sie einfach nur unfähig wären. Schlimm für den deutschen Fussball. Gut wäre es, weil es einfach nur noch um menschliche Schwächen geht und um kein Intrigenspiel.

  9. Peter Glock schrieb am 5. März 2010:

    @ Oliver Fritsch: Nachtrag

    Danke für die schöne Zusammenstellung

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