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Ein neues Zitat beschert Theo Zwanziger weitere Kritik. Nach seinem 47:0-„Sieg“ am Freitag lobte er sich mit Blick auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und in Internaten selbst: „Schauen sie doch mal, was derzeit in anderen Lebensbereichen abläuft. So ein System ist dank des Mutes von Herrn Kempter bei uns aufgedeckt worden. In anderen Bereichen stellt man fest, dass sich die Menschen erst nach vierzig Jahren melden.“ Mich erinnert diese Selbsterhöhung an den Hinweis Zwanzigers in der Weinreich-Affäre, in Yad Vashem gewesen zu sein. Was ihn zu einem hellsichtigeren Menschen macht und, wenn ich ihn richtig verstanden habe, in seiner Sicht auch zu einem besseren. Der sich dann auch mehr rausnehmen kann, etwa den haltlosen Vorwurf an Jens Weinreich, ihn in rechtsradikale Nähe bezichtigt zu haben. Yad Vashem als Freibrief – entlarvend.

Michael Horeni (FAZ) kommentiert:

„Zwanzigers skandalöser Vergleich ist eine Zumutung. Die Vorwürfe von vier erwachsenen Schiedsrichtern gegenüber Amerell sind weiter ungeklärt. Der Staatsanwalt hat bisher keine Anklage erhoben. Amerell hat bisher als unschuldig zu gelten. Zwanziger aber erweckt nun sogar den Eindruck, das ‚System Amerell‘ und der jahrelange systematische sexuelle Missbrauch von minderjährigen Schulkindern in katholischen und privaten Einrichtungen durch Lehrer stünden in einem direkten Zusammenhang. Das ist weder juristisch akzeptabel (erst recht nicht für einen ehemaligen Richter wie Zwanziger) – und schon gar nicht moralisch. Wer sich noch am selben Tag seiner Bestätigung durch das Präsidium in einer der großen Krisen des Verbands ungerührt weiter als oberster Richter in ungeklärten sittlichen Fragen aufspielt, hat seine Rolle und seine Aufgabe immer noch nicht verstanden.“

Weitere aufschlussreiche Splitter: Die SZ geht der Frage nach, wie selbstkritisch sich Zwanziger vor dem erweiterten DFB-Präsidium gegeben hat: „Von einer tieferen Einsicht in eigene Fehler bei der Behandlung des Falls konnte nach dem Empfinden von Sitzungsteilnehmern keine Rede sein. Zwanziger hatte zwar seine persönliche Betroffenheit geschildert, aber er vertritt weiterhin die Ansicht, das Verfahren souverän gelenkt zu haben.“

Einen schlauen Einwand in einer Detailfrage hat Michael Kempter dem Focus erhoben. Wenn seine Bayern-Mail nach Amerells Verständnis auf Befangenheit hingedeutet habe, „dann hätte er sie eigentlich sofort nach Erhalt melden müssen“. Dass der Fall Rainer Koch sehr mitgenommen habe, lesen wir in den Nürnberger Nachrichten. Andreas Rüttenauer (taz) hat einen Kommentar „über Günstlingswirtschaft und Klientelpolitik im deutschen Fußball“ verfasst.

Das Sportgespräch im Deutschlandfunk mit dem Sportphilosophen Gunter Gebauer, Herbert Fischer-Solms und Schiedsrichterbeobachter Jürgen Aust befasst sich auch mit Zwanziger und der Amerell-Affäre. Zugeschaltet wird auch Jürgen Langer:
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„Ich glaube, Sie haben völlig Recht.“ Hier sprechen Thomas Kistner, Michael Horeni und Jens Weinreich mit Herbert Fischer-Solms. Etwas spannungsfrei, da alle der gleichen Meinung sind (vom DFB war offenbar keiner zu einer Aussage bereit):

dlf_20100314_2330_0adc0cc1.mp3

10 Kommentare

  1. Evangikalisierung « Metalust & Subdiskurse Reloaded schrieb am 16. März 2010:

    […] (via Direkter Freistoß) […]

  2. Oliver Fritsch schrieb am 17. März 2010:

    Amerell hat heute vor dem Landgericht Augsburg eine Einstweilige Verfügung gegen Zwanziger erstritten. Danach darf Zwanziger den Vergleich mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche nicht mehr erheben.

    http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Sport/Uebersicht/Artikel,-Amerell-Einstweilige-Verfuegung-170310-_arid,2098496_regid,2_puid,2_pageid,4291.html

  3. eingeNETzt 17/03/2010 | Spielfeldrand - Das Magazin schrieb am 17. März 2010:

    […] Zwanzigers entlarvende Selbsterhöhungen […]

  4. Peter Glock schrieb am 17. März 2010:

    langsam wird es ein wahnsinnig peinliches Kasperltheater(Puppentheater)!
    Was kann denn daran so schlimm sein, Fehler zuzugeben??? Das ist wahrlich ein Krankheit dieses öffentlichen Scheins. Jeder Mensch begeht täglich mindestens einen Fehler. Der eine einen größeren und der andere einen kleineren.
    Aber es muss ja nach außen alles schön glatt erscheinen. Mir ist schlecht.

  5. Laterne schrieb am 17. März 2010:

    Man darf gespannt sein wie das noch weiter geht. Für Unterhaltung ist gesorgt. Volker Roth übrigens ist jetzt wohl auch Weg vom Fenster. Vermutlich kein Verlust.

  6. J. K. Ohler schrieb am 17. März 2010:

    Demagoge!

  7. Laterne schrieb am 17. März 2010:

    Ohler ich verklage Ihnen!

  8. Peter Glock schrieb am 18. März 2010:

    Fritsch ein Demagoge???

    Das verlangt nach juristischem Beistand!

    Herr Zwanziger, übernehmen Sie!

  9. Niederlage vor Gericht gegen Amerell – Zwanziger entdeckt die Meinungsfreiheit | Blog für den kritischen Fußballfreund | direkter-freistoss.de schrieb am 13. April 2010:

    […] ging es? Nach dem Vergleich mit Amerell im März hatte Zwanziger Michael Kempters Offenheit loben wollen: „In anderen Lebensbereichen stellen wir fest, dass nach vierzig Jahren die Leute sich melden, […]

  10. elektronik sigara kapalı alanda yasak mı schrieb am 9. August 2016:

    elektronik sigara kapalı alanda yasak mı

    Zwanzigers entlarvende Selbsterhöhungen | Blog für den kritischen Fußballfreund

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