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Irgendwie scheinen die Zentrifugalkräfte im Fußballs hierzulande zugenommen zu haben. Ganz wesentlich daran beteiligt sind im Moment aufmüpfige Spieler und schlechtberatene Entscheider. Denn jeden Tag gibt es neue Meldungen über Rücktritte, Auffälligkeiten und das Prinzip „Stille Post“ über die Medienbande.

In München tanzt Berlant Gökan mit einer Kokainabhängigkeit (!) aus der Reihe und muss das Reich der Löwen verlassen. Auf Schalke ist die Lage noch konfuser: Zuerst kehrt der gefrustete Kevin Kuranyi vorzeitig von der Nationalmannschaft zurück nach Haus. Dann werden die „Uruguayos“ (Heribert Fassbender) Carlos Grossmüller und Gustavo Varela aus ominösen „disziplinarischen Gründen“ suspendiert – wobei Manager Andreas Müller in allen Fällen und Belangen ein merkwürdiges Bild abgibt. Freundlich gesagt: Kommunikation suboptimal.

Ähnliches passiert bei der Nationalmannschaft, der momentan auffälligsten Großbaustelle. Nach Kuranyis Nacht- und Nebelaktion hat die Sache richtig schön Fahrt aufgenommen. Erst macht Torsten Frings seinen Unmut öffentlich und lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Dann legt Michael Ballack, der „Capitano“ noch mal richtig nach. Und als wäre das noch nicht genug, begibt sich auch der wohl doch recht dünnhäutige und gar nicht mehr so nette Herr Löw auf dasselbe fragile Gelände. Er will Ballack zu einem klärenden Gespräch, wahrscheinlich aber eher zu einem Canossa-Gang nach Deutschland zitieren. Gleichzeitig – schon mal als deutliche Warnung – reklamiert er die alleinige Aufstellungs- und Deutungshoheit bei der Nationalmannschaft.

Zu verstehen ist das alles nicht. Denn unerklärlicherweise läuft die gesamte Auseinandersetzung gerade zu selbstverständlich und leider nur über die Presse, die das Ganze mit der ihr eigenen Dynamik genüsslich auswalzt. Was soll das alles? Wo ist der vor kurzem noch so oft beschworene Teamgeist und -charakter, der eigentlich echte Auseinandersetzungen auf Augenhöhe aushalten müsste? Warum ging das nicht intern beim letzten Treffen, warum nicht übers Telefon oder sonst wie bilateral? Wo ist die soziale und kommunikative Kompetenz der „Fußballerneuerer“ beim DFB (sprich: bei Löw und Bierhoff)? Gerade in Sachen Nationalmannschaft sollte der Ball flach gehalten werden (und das nicht nur während des Spiels). Sie ist erkennbar in einer Umbruchphase, die eben Reibungen erzeugt. Ob Jogi Löw sich damit einen wirklichen Gefallen tut, den Herr-Hause-Standpunkt zu vertreten und Ballack wie einen Schuljungen stramm stehen zu lassen, ob er sich so von einer nachhaltigen Lösung nicht immer weiter entfernt, ist die Frage. Besonders schlau erscheint es allerdings nicht, sich mit dem einzigen Nationalspieler mit internationalem Format derart anzulegen. In letzter Konsequenz werden nämlich alle die erwähnten Zentrifugalkräfte aushalten müssen. Auch der Nationaltrainer.

gclobes Aktionismus allüberall

von Günter Clobes

Joseph Blatter ist ein umtriebiger Mann. Ständig hält er Ausschau, wie er den Fußball noch weiterentwickeln kann, manchmal geht es dem obersten Hirten der Fifa-Gemeinde dabei um die Spielregeln, meistens aber ums Geschäft. Michel Platini, sein Counterpart von der Uefa, will ihm selbstverständlich in nichts nachstehen und ist ebenfalls ums Wohl seiner europäischen Schäfchen bemüht. Auch er versteht es, mit lustigen Initiativen zu überraschen (aktuell: 24 statt 16 EM-Teilnehmern, die Neuerfindung des Uefa-Cups). Viele, viele putzige Innovationsvorschläge haben wir Liebhaber des Spiels in der letzten Zeit so vernehmen müssen. Die meisten wurden ohne Not herausposaunt, gerade so als ob die Herren zeigen müssten, dass es sie tatsächlich gibt (Weiterlesen …)

gclobes Keine Sorgen, aber Fragen

von Günter Clobes

6:0 gegen Liechtenstein, vom Ergebnis her ist der Auftakt der WM-Qualifikation zweifellos gelungen. Und doch, so ganz ohne Bauchgrummeln ging das auch nicht ab. Nicht dass ich mir wirklich Sorgen machen würde oder jetzt einfach Kritik der Kritik wegen äußern möchte, aber ein paar Fragen stellen sich zur Mannschaft und besonders zu einigen Spielern doch. Und das nicht trotz sondern wegen des eher zweitklassigen Gegners.

Auch wenn die Presse Piotr Trochowski überschwänglich und sehr großzügig mit Lob bedenkt: Neben einigen netten Passagen bleibt aber auch, ob er in Punkto Durchsetzungsfähigkeit, Torgefährlichkeit und vor allem als Ideengeber ein echter Offensivgestalter ist? Leistet er sich nicht doch zu oft (je länger das Spiel dauert) zu viele und nachlässige Fehlpässe, die andere Mannschaften als Liechtenstein anders nutzen würden? Oder Serdar Tasci: So solide und ruhig er defensiv wirkt, Piotr Trochowski wie wird es gegen andere Kaliber als Liechtenstein und Belgien sein? Kann er sich in der Spieleröffnung steigern, oder bleibt er auf dem Niveau des sicheren Querpasses? Vor allem aber, was passiert mit dem Sturm, wenn Klose nicht wieder auf die Stollen kommen sollte und Gomez sich wie manisch davon anstecken lässt (von Kuranyi ganz zu schweigen)? Poldi allein oder mehr Zeit für Spieler wie Helmes, Kießling und Co.? Außerdem: Hat Clemens Fritz zu häufig an oder über seinem Limit gespielt und ist nun, auf seinem normalen Niveau, tatsächlich immer noch der geeignete Mann für die rechte Seite?

Wie gesagt, das sind alles nur Fragen. Fast alle angesprochenen Spieler sind noch entwicklungsfähig und jung (mit Ausnahme von Klose), sie müssen weiter getestet werden. Und vielleicht gibt ja auch das Spiel am Mittwoch gegen Finnland schon die Antworten, die uns entspannt in die Zukunft blicken lassen.

gclobes Arme DFL!

von Günter Clobes

So ist das halt, wenn einem die Felle wegschwimmen. Großes Gejaule, Heulen und Zähneklappern bei der DFL! Alle sind ja so fürchterlich uneinsichtig und wollen ihr nur das Schlechteste. Das Bundeskartellamt spielt einfach nicht mit bei dem schönen Plan, das Optimale aus der Bundesliagaverwertung im Fernsehen herauszuholen. Wie gemein! Und dabei sollte alles doch nur zum Wohle des Fußballstandorts Deutschland sein. Endlich die Wettbewerbsverzerrung im europäischen Maßstab aufheben, endlich Bayern München und Konsorten finanziell so aufrüsten zu können, dass sie nicht mehr in der Gruppenphase der Champions League oder spätestens im Viertelfinale ausscheiden.

Doch nein, da kommen die Wettbewerbshüter daher und stärken einfach auch noch mit ihrer blöden Argumentation, dass eine Zusammenfassung des Spieltags zeitnah im frei empfänglichen Fernsehen zu sehen sein muss, den öffentlich-rechtlichen Sendern den Rücken (und das, wo die alles tun, so wenig wie möglich öffentlich-rechtlich zu erscheinen in ihren Ãœbertragungen). Nun aber soll gehandelt werden. Bei einer Beratung von Vorstand und Aufsichtsrat seien „mehrere Handlungsalternativen mit Blick auf die Rechtevergabe erörtert und beschlossen worden“, teilte die Liga über dpa mit. Und schiebt gleich noch ein sehr, sehr fragwürdiges Argument hinterher: „Angesichts der unverständlichen Position des Bundeskartellamtes müssen wir entsprechend reagieren. Der Sport darf nicht wie eine Industrie behandelt werden“, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball.

So, so, die Liga ist nicht mit einer Industrie zu vergleichen. Das dürften zumindest die Vereine anders sehen, die bewusst ihre Fußball- bzw. Lizenzspielerabteilungen aus den Vereinen rein geschäftsrechtlich ausgegliedert haben, teilweise ja sogar an die Börse gegangen sind. Und: Wieso haben sich die Profis eigentlich in der DFL einen eigenen Rahmen gegeben, wenn nicht um andere Geschäftsmodelle verfolgen zu können? Was Rauball nun versucht, ist einfach bigott, weil inkonsequent und unehrlich. Jetzt fehlt nur noch, dass er demnächst an die Fans appelliert, vor dem Kartellamt für die DFL zu demonstrieren.

Im Sog der Wirrungen und Irrungen, den das Bundeskartellamt zum DFL-Vermarktungsmodell erzeugt hat, feiern ganz schauderliche Dinge fröhlich Urständ (für die Jüngeren: tauchen ziemlich uncoole Sachen wieder auf). Allein die Vorstellung, dass RTL (zur Erinnerung: einst aktiv mit „Anpfiff“, die längste Fußballsendung ohne nennenswerten Fußballanteil) möglicherweise den Kopf wegen der Kurzzusammenfassung der Bundesliga im Free TV heben könnte, war schon sehr, sehr speziell. Ich sah Uli Potofski und Burkhard Weber wieder vor meinem geistigen Auge und war nicht wirklich amused.

Noch schlimmer, weil sehr viel realer ist nun aber die Wahrscheinlichkeit, dass noch einer der alten Fernsehfußballsündenfälle zurückkommt. Sat.1, das ZDF unter den Privaten, erwägt – so will es jedenfalls der „Spiegel“ wissen -, seinen Fußballclaim mit „ran“ wiederzubeleben. Hintergrund ist (Gott sei dank und Glück gehabt) nicht die Bundesliga, sondern die Champions League und der Uefa-Cup, für die sich ProSiebenSat.1 die Rechte an den nächsten drei Spielzeiten gesichert hat. Ob das dann unter dem Titel „ran“ laufen wird, steht noch nicht fest; allerdings – so der „Spiegel“ weiter – „habe (die Zuschauerforschung) aber gezeigt, dass die Marke noch immer positiv bewertet werde.“ Wen haben die denn da gefragt? Fußballfans? Oder eher die Kreativen aus den Media- und Werbeagenturen?

Sei’s drum. Angenommen das käme so mit „ran“, was hätten wir als Fans davon? Um das dann zu stemmen, bräuchte es natürlich Personal. Will man auf das alte „ran“-Niveau zurück, eröffnen sich für uns großartige Perspektiven. Entweder sie holen Beckmann und Kerner, aber auch Steffen Simon und Monica Lierhaus wieder aus dem öffentlich-rechtlichen Dschungel zurück (mit so was kennt sich ProSieben ja aus); nur einer dürfte zurzeit nicht wirklich in Frage kommen: Wilfried Mohren. Oder sie halten sich am DSF oder an Premiere schadlos, indem sie Uli Köhler und Jörg Dahlmann erneut auf die pay roll nehmen. Sollte das alles nicht klappen, kann man ja immer noch die alten Kämpen Jörg Wontorra, Oliver Welke, Lou Richter und sogar Gabriele Papenburg fragen. Heißa, was wäre das für eine Show!

Immer noch Freude bis Ekstase allerorten. Der Fußballhype ist nicht mehr zu stoppen. Wo auch nur ansatzweise ein Stutzen zu sehen ist, wo sich irgendwo ein Grashalm unter der Last eines EUROpass biegt, wo ein Zipfel des neuen Auswärtstrikots für Sonntagsspiele zu erhaschen ist, da sind wir mittenmang. Denken sich immer mehr, und machen vor allem immer mehr Love-Parade-gestählte Jungmänner und -frauen, ja sogar auch Mamas und Papas, die sonst den Schrebergarten für das Größte unter der Sonne hielten.

Beispiele gefällig? 8000 beim Testspiel in Lippstadt einer B-Auswahl der Bayern gegen einen Sechstligisten, 9000 bevölkerten das Stadion beim Trainingsauftakt in Dortmund. Nur: Beide Male ging es weniger bis gar nicht um Fußball, noch nicht einmal wirklich um die neuen Mannschaften, nein, beide Male standen die Trainer im Mittelpunkt. „Klinsi“ und „Kloppo“ waren die Stars, die alle anfassen, mit denen sich alle fotografieren lassen wollten, denen alle huldigten. In Dortmund etwa waren selbst Fans aus Mainz angereist, um ihren Ex-Trainer zu sehen. Ja, wo gibt’s denn so was sonst noch?

Dieser Trend ist wohl nicht mehr loszuwerden, siehe Public Viewing und Partyzonen bei der EM, wo sie alle, alle nur das Feeling von 2006 wiederhaben wollten; siehe – ganz anderes Beispiel – den Klitschko-Kampf gegen Thompson, wo sich neben anderen 11000 auch A-, B- und selbst C-Prominente drängelten: Man/frau muss keine Ahnung haben, es reicht einfach dabei und gut drauf zu sein. Interesse am Sport? I wo, kein Gedanke. Was zählt und worum es geht, ist eine ziemlich ärmliche Art der Selbstinszenierung nach der Formel Nähe zum Ruhm ist Nähe zu den Stars ist Nähe zu den Medien. Und dann erst einmal die Belohnung: Wie hysterisch reagieren die, die sich danach sehnen, wenn sie sich über die Videoleinwände selbst im Fernsehen sehen, wie elektrisiert und backfischhaft aufgeregt machen sie dann den Rest des Publikums darauf aufmerksam…

Was lehrt uns das? Drehen die Leute so am Rad, weil sie sonst nicht wissen, wohin mit ihrer Geltungssucht? Woher kommt so was? Und warum gerade beim Fußball? Können die das nicht woanders machen? Denn das Schlimmste daran ist ja nicht nur, dass man das sehen und erleben muss, dieses Gekreische der Mädels („Schweini!“), dieses Gegröhle der Jungs („Superchampion, olé“), nein, viel, viel schlimmer, auch „inhaltlich“ gibt es kein Entrinnen. Was für bizarre und völlig sinnfreie Statements habe ich mir z.B. alles von diesen „Fans“ beim „Euro-Viewing“ in der Kneipe und anderswo anhören müssen, von Menschen, die „Viererkette“ wahrscheinlich noch nicht mal fehlerlos schreiben können. Mir reicht’s jedenfalls, ich will das alles nicht mehr! Ich will mein Fußballbiotop zurück, in dem zwar auch alle über alles und jeden nölen – aber mit Substanz und Kenntnis und vor allem ganz weit weg von irgendeinem Hype. Ãœbernehmen muss ich die anderen Meinungen und Vereinsvorlieben deshalb ja noch lange nicht, um dazu zu gehören wie auf der Fanmeile.

gclobes Godfather Blatter

von Günter Clobes

Im Vorgetöse der EM könnte mal wieder etwas untergehen, was der Weltbeherrscher des Fußballs, Don Jupp Blatter, ausgeheckt hat. Diesmal will er sich gleich mit einer ganz dicken Institution anlegen, mit der EU. Wie sonst ist zu erklären, dass er die Fifa für groß und mächtig genug, mit einem Wort: für so irdisch entrückt hält, sich über alle bestehenden Ordnungen hinwegzusetzen?

Seine 6+5-Regel, wonach in der Anfangsformation der professionellen Ligen nur fünf ausländische Spieler stehen dürfen, lässt darauf jedenfalls schließen. Die EU betrachtet nämlich Profifußball als kommerzielle Unternehmung, was automatisch arbeitrechtlich nach sich zieht, Freizügigkeit für die Wahl des Arbeitsplatzes zu gewähren. Das schließt dann grundsätzlich alle Profis ein – unabhängig von ihrer Nationalität. Blatter scheint zu ahnen, dass das Eis noch sehr dünn ist, auf das er sich begibt, wenn er mit der EU „kämpfen“ will. Naiv und scheinbar kleinlaut gibt er nämlich zu bedenken: „Wenn es ein Gesetz gibt, kann es doch ergänzt oder auch geändert werden.“ Seine Kampfeslaune dürfte allerdings genährt worden sein durch die Mitglieder des Fußballweltverbandes, die ihrem Paten willfährig und annähernd mafiös mit einem zustimmenden Votum folgten.

Endlich scheint Blatter also in der Liga zu kämpfen, in der es um mehr geht, als schlicht nur die Spielregeln eines einfachen Ballspiels zu ändern. Damit hat er bislang doch nur die Fußballfans nerven können, die das Spiel an sich mögen. Sich mit denen zu zanken (etwa über vier statt zwei Linienrichter oder über die Abschaffung des Elfmeterschießens oder über weniger Spieler auf dem Feld, dafür aber größere Tore), so etwas ist dem großen Jupp in der schönen Schweiz einfach zu langweilig und mittelmäßig. Also muss was Größeres her, um zu zeigen, wer mitmachen darf bei den ganz großen Jungs aus der Politik. Mal sehen, ob die EU die richtige Kragenweite dafür ist. Danach kämen dann nämlich nur noch der Papst oder die Vereine der ehemaligen G14. Oder Darth Vader.

 

 

Nun sind sie also raus, die Ausschreibungsvorstellungen der DFL hinsichtlich der Fußballrechte ab 2009. Was da in unterschiedlichen Denkmodellen auf uns zukommt, die wir Fußball zum größten Teil nur übers Fernsehen wahrnehmen können, ist schon recht verwegen.

 Die DFL-Ãœberlegungen weisen nämlich deutliche Anzeichen von Verwirrungs- und Vermummungsstrategie auf. Letzteres, wenn mit den vorgestellten Modellen (auch) mehr Geld generiert werden soll, das den Vereinen „internationale Wettbewerbsfähigkeit“ verspricht (sehr schönes, wenn auch sehr vages Argument). Die Verwirrungsnummer dagegen ist sehr viel klarer. Sie „erklärt“ sich aus den Modellen selbst. Denn wer versteht das wirklich alles in letzter Konsequenz, was da freitags, samstags, sonntags und monatlich in welchem Modus abgehen soll? Freitags ein Spiel (statt diese Saison zwei), samstags fünf Spiele mit „sportschauähnlichen“ Höhepunkten im TV, vorausgesetzt es gibt nicht das „Spiel des Monats“ um 20.30 h (insgesamt acht Mal). Dafür läuft dann freitags kein Spiel. Die Höhepunkte könnten im anderen Modell aber auch sonntags – morgens und um 18.45 h – zu sehen sein. Sonntags gibt es außerdem drei Spiele statt bisher zwei, die zu allem Ãœberfluss auch noch zu unterschiedlichen Zeiten angepfiffen werden, zweimal um 14.45 h und einmal um 17 h . (Viel schlimmer und komplizierter noch die 2. Liga, die wir uns an dieser Stelle schenken, um nicht ähnliche Verwirrung zu stiften wie die DFL.)

Uns bleiben genüsslich eine Reihe von Fragen, u. a. mindestens diese: Kann es sein, dass die DFL da ein wenig die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat? Zum einen muss sie ja TV-Veranstalter finden, die bereit sind, für die unterschiedlichen Modelle zu bieten und wiederum das ganze refinanzieren müssen. Zum anderen muss dementsprechend auch der Fan (sprich: Zuschauer) mitmachen – sowohl im Stadion als auch beim TV-Konsum. Dass gerade letzteres nicht ganz so selbstverständlich ist, haben – in dieser Reihenfolge – RTL („Anpfiff“), Sat.1 („ran“) und auch Premiere (Abo) bitter erfahren müssen. Wer sagt also, dass Fußballfans nur Vereine übernehmen können (siehe Fortuna Köln)? Könnten sie nicht auch solche auf dem Reißbrett ausgedachten rein merkantilen TV-Fußballmodelle einfach ächten und somit kippen? Und sei es nur, weil sie nichts mit der Fußball- bzw. Lebenswirklichkeit zu tun haben?

Schau’n mer mal. Glücklicherweise haben wir dabei einen mächtigen Verbündeten, der mitschaut: das Bundeskartellamt. Es muss diese Ausschreibung nämlich erst noch absegnen. Vielleicht hat sich die ganze Sache dann sowieso schneller erledigt, als sie in die Welt gehustet wurde.

gclobes Gutsherrenart

von Günter Clobes

Der Meister steht fest, die Absteiger noch nicht ganz, Zeit also den Blick schon mal auf die nächste Saison zu richten. Da kommt uns eine Marginalie am Rande ganz recht, die auf die schöne alte Gutsherrenart, mindestens aber auf klare Unsouveränität hindeutet.

Der Tatbestand: Mimoun Azaouagh, ausgeliehen von Schalke an Bochum, beim „Meister der Schmerzen“ (jedenfalls für seine Fans) aber noch bis 2009 unter Vertrag, kann sich folgendes vorstellen: „Wenn sich die Vereine einigen, bleibe ich auf jeden Fall in Bochum.“ So einfach sich das anhört, weil Azaouagh ja alle Eventualitäten einkalkuliert, so grotesk gerät das Schalker Echo. Denn nun kommt der Auftritt des im Saisonverlauf so arg gebeutelten dortigen „Gutsherren“, Andreas Müller. Er nimmt gleich das ganz große Messer und haut nach Presseberichten mal eben richtig auf die Sahne: „Ein Spieler kann sich nicht aussuchen, was er macht,“ poltert er los, als wollte oder könnte er Azaouaghs Aussage nicht lesen. Natürlich gehört Klappern zum Handwerk eines Vereinsmanagers, und natürlich sind Spieler Angestellte des Vereins, aber ihre Wünsche werden sie ja wohl gerade noch äußern dürfen, vor allem wenn sie – wie in diesem Falle – so realistisch und geradezu feinfühlig vorgetragen werden.

Azaouagh ist Spieler, Müller war es. Manche wie er scheinen allerdings mit dem Seitenwechsel hinter den Managerschreibtisch mehr als nur ihre Klamotten zu tauschen.

gclobes Dinosaurier allein zu Haus

von Günter Clobes

Der greise Funktionär hob noch einmal sein müdes Haupt, schüttelte sich und setzte zu einem seiner legendären rhetorischen Bäuerchen an. Er wusste, wollte er noch einmal auf sich aufmerksam machen, war das die Gelegenheit. Und er wusste auch, dass er die Gegenwart zum Anlass nehmen , dann geschickt auf die Zukunft anspielen musste, um letztlich die Vergangenheit zu feiern und zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Gerhard Mayer-Vorfelder hat vor dem deutschen Frauenfinale ein (hoffentlich) letztes Mal versucht, seinen Namen und seine Position für eine so verzweifelte wie aussichtlose Attacke auf den Frauenfußball zu nutzen. In der baden-württembergischen Verbandszeitschrift „im spiel“ gab er gönnerhaft den Visionär: „Der Ball müsste nicht gleich groß sein, die Kleidung keine Männerkleidung sein. Sie müssen auch nicht gleich lang spielen. Und Frauen müssen spielen, wie es der Frau entspricht, also nicht mit der Zweikampfhärte. Fußball als Männersport ist großer Kampfsport. Das muss im Frauensport nicht genauso sein.“

So weit, so grotesk und so lächerlich. Was ihn dabei geritten hat, kann nur spekuliert werden. Deutlicher Realitätsverlust? Gedankliche Logorrhöe? Konservative Verkniffenheit? Uneinsichtige Rechthaberei? Klar ist dagegen, dass MV sich, seinem Amt (immerhin noch Vizepräsident der Uefa) und dem Sport keinen Gefallen getan hat. Was der Frauenfußball braucht, sind z.B. einfach mehr Zuschauer oder eine qualifiziertere mediale Aufmerksamkeit; was er nicht braucht, sind rückwärtsgewandte Ratschläge von Funktionärsmumien, deren Haltbarkeitsdatum schon längst abgelaufen ist.

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