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Von diesen Darbietungen wie der gestrigen beim 2:0 in Aserbaidschan hat die Mannschaft Joachim Löws innerhalb der vergangenen zwölf Monate zu viele gezeigt, um noch an Zufall zu glauben: Das Mittelfeld leistet sich Fehlpässe, leidet an Ballverlust und übt zu wenig Druck aus auf die Gegenspieler, die Stürmer harmonieren nicht und treffen selten, der Innenverteidigung misslingt der Spielaufbau, und der zweite Außenverteidiger neben Philipp Lahm, diesmal Marcel Schäfer, zeigt Blößen. Zudem entspricht der Torwart, wer auch immer es ist, nicht dem gewohnten deutschem Standard. Ja, es war das erste Spiel nach einer langen Sommerpause. Doch da es kein Einzelfall ist, kommt man nicht an der Erkenntnis vorbei: Die deutsche Nationalmannschaft ist unter das Niveau der Zeit vor der WM 2006 gesunken.

Der Gegner war so harmlos, als wäre er von seinem deutschen Trainer dazu angeleitet worden, nicht aufs Tor zu schießen. Doch ein Blick auf die Tabelle erinnert daran: Aserbaidschan nach sechs Spielen in der WM-Qualifikation eine 0 auf dem Torkonto stehen. Und war gegen die DFB-Elf dennoch nicht chancenlos. Der Unterschied zwischen dem 137. der Weltrangliste und dem EM-Zweiten schien zeitweilig lediglich darin zu bestehen, dass Bastian Schweinsteiger mit seinem schwachen Fuß besser schießen kann als die gesamte Elf Berti Vogts‘.

Joachim Löw, fachlich unumstritten, hat den Vorwurf noch nicht entkräften können, dass er an Autorität eingebüßt hat. Dass er Konflikten aus dem Weg geht, statt sie zu moderieren – und in Energie umzuwandeln. Immer fühlt sich einer übergangen und tut das öffentlich kund: diesmal Torsten Frings, davor waren es Jermaine Jones, Tim Wiese, Torsten Frings …

Bis zum 10. Oktober wird der deutsche Trainer gefragt sein. Dann wird sein Team die beste Leistung seit dem vorigen Herbst an den Tag legen müssen, um im schweren Auswärtsspiel in Russland zu bestehen. Damals bezwangen sie ihren stärksten Konkurrenten durch eine sehr starke erste Halbzeit 2:1. Seit langen zehn Monaten also lässt die Mannschaft ihre Anhänger warten.

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15 Kommentare

  1. Michael Weiß schrieb am 13. August 2009:

    Was hätte spielerisch erwartet werden können ? Die Spieler haben noch keinen Rhythmus, der erste Spieltag ist gerade vorüber. Dazu blickt alles zumindest unbewußt auf den Oktobertermin, bei dem es in Rußland um die Frage der direkten Qualifikation geht.

    Bei diesem Ausgangspunkt war doch zu erwarten, daß die Gedanken spätestens nach der Führung auf das nächste Wochenende springen. Es grätscht sich ungern, wenn der Gegner schwach ist, aber der am nächsten Sonnabend umso stärker.

  2. Rax schrieb am 13. August 2009:

    Es geht wohl eher darum dass die Leistungen der deutschen Elf nun schon seit Monaten äußerst dürftig sind. Egal, ob das Länderspiel nach dem ersten, dreizehnten oder vierunddreißigsten Spieltag stattfindet. Zum letzten Mal spielerisch überzeugt hat die Mannschaft zuletzt in der ersten Hälfte des Russlandspiels (was zumindest die Hoffnung für das Rückspiel weckt, dass sie sich bei dem wichtigsten Spiel zusammenreißen wird).

  3. Enno schrieb am 13. August 2009:

    Ohgottohgottohgottohgottohgottohgott! Das Video ist ja großartig!

  4. tafelrunde schrieb am 13. August 2009:

    Das Verhältnis der Mannschaft zum Trainer erinnert stark an das Verhältnis einer Schulklasse zu einem „lieben“ Lehrer. Sie würden ja eigentlich mehr können, machen es aber nicht, weil der liebe Lehrer es schon irgendwie versteht und vor allen, die Erklärungen verlangen, rechtfertigt. Sie machen eben nur so viel, dass es gerade so reicht. Wenn der Lehrer/Trainer mal versucht „hart“ durchzugreifen, schmunzeln innerlich alle Schüler/Spieler, wohl wissend um seine liebe Art.
    Löw hat zweifellos ein Autoritätsproblem. Es drängt sich zusehends der Eindruck auf, dass er sich den inzwischen sehr vielen Karikaturen von ihm immer mehr annähert. Spieler/Schüler in jeder Klasse haben dafür ein sehr feines Gespür. Er scheint offensichtlich doch mehr der nette Herr Löw zu sein, als er sich selbst eingesteht.

    Übrigens: Bin weder Lehrer noch Schüler (Abi 1980).

  5. Karateschnitzl schrieb am 14. August 2009:

    Ist es wirklich der nette Herr Löw? Oder haben einige Teile der Mannschaft es einfach satt, dass der Bundestrainer ganz klare Vorstellungen von seiner Wunschelf hat, aber einfach nicht den Mumm hat, es klar auszusprechen, sondern bestimmte Spieler solange demütigt, bis sie sich selbst disqualifizieren (Kuranyi, Jones, Frings, demnächst Wiese…). Und das selbstherrliche, arrogante „Wir sind das Kompetenzteam des deutschen Fußballs“-Gebabbele vom Sportdirektor garniert mit den unsäglichen, teilweise peinlichen Marketingaktivitäten scheint nicht nur vielen Zuschauern/Interessierten aufzustoßen, sondern passt insbesondere den altgedienten um Ballack überhaupt nicht. Von außen scheint das Klima nicht das beste zu sein, und das ist schon arg bedenklich, da soviel über Teamgeist und Harmonie schwadroniert wird. Vielleicht sollte mal weniger auf die Marke Nationalmannschaft geschaut und die Kirche im Dorf gelassen werden. Da treffen sich Deutschland’s beste alle paar Wochen, um das Ticket nach Südafrika zu ergattern. Die spielen hauptberuflich in ihren Vereinen, und das sollte auch von Bierhoff anerkannt werden. Intensives Training, eigene Konzepte lassen sich eben nur über einen längeren Zeitraum umsetzen, und das passiert nun mal in den Wochen vor einem großen Turnier. Schluss mit der zwanghaften Kuschelatmosphäre und mehr Fussball wagen…

  6. Oliver Fritsch schrieb am 14. August 2009:

    Bierhoff ist Manager. Oder meinen Sie den Sportdirektor Sammer, Karateschnitzl?

  7. Lena schrieb am 14. August 2009:

    War schon mal jemand in Aserbaidschan? Wieso spielen die ueberhaupt in Europa und nicht in Asien? Sind doch hinterm Kaukasus…

    Was haetten wir denn sehen sollen? Ein 0:8? Eine entfesselnde Mannschaft, die sich aufopert? Ja, war ein bloeder Kick, ich sehe aber keinen zu hohen Infowert daraus. Gegen so Gegner verlierst doch nur.

    Loew muesste mal den Tony Soprano machen: als der nach erlittenem Attentat und Krankenhausaufenthalt geschwaecht wieder in den Kreis seiner Capos trat, da hat er sich den schwaechsten (den ohne Tattoos, also eher Bierhoff als Frings….) rausgesucht und ordentlich vermoebelt. Da war dann der Respekt wieder da.

    Also aussortieren, so wie Klinsmann das damals mit … wie heisst der noch, der tolle Verteidiger mit dem Mal am Hals… und anderen gemacht hat. Zack. Tot. Dann gibt es kurz Aufregung aber der Alpha hat gesprochen und es beruhigt sich wieder. Es geht ja um Aufmerksamkeit unter den Spielern und um eine funktionierende Mannschaft. Und warum nicht gleich auch noch den Bierhoff rausschmeissen. Der nervt doch wirklich. Was ist denn dessen Leistung? Spielt wegen ihm die Mannschaft besser oder eher nicht?

    Aber da muessen wir wohl weiter traeumen, weil Loew ist halt nicht Tony Soprano oder auch kein Uli Hoeness…

  8. auchEinSchiri schrieb am 14. August 2009:

    zur Leistung der Mannschaft würde ich sagen: abwarten, was das Spiel gegen Russland bringt. Daran wird sich Löw messen müssen.
    Das Gekicke gegen die Underdogs kann doch kein Mensch erst nehmen. Die anderen Spitzenmannschaften, wie etwa Spanien, Italien oder Frankreich, quälen sich genau so, wenn’s gegen die „Kleinen“ geht.
    Ich verstehe nur allzugut, wenn in einem übervollen Terminkalender mit CL, DFB, Liga und Nationalmannschaft der unbedingte Wille gegen solch schwache Gegner fehlt.

    @Lena: Die Idee mit dem „Bauernopfer“ analog zu Tony Soprano hat was! Nur wer soll der unglückliche sein? 😉

    Und zum Theme Bierhoff:
    Ich glaube, dass Bierhoff durchaus eine wichtige Rolle hat! Meines Erachtens dient er als „Prellbock“ für den Bundestrainer. Bierhoff muss sich mit Sachen rumärgern (und kriegt dafür auch jede Menge Gegenwind), die bis vor einiger Zeit noch in den Aufgabenbereich des Trainers gefallen sind.
    So wie die Kompetenzen im Moment sind, kann sich der Trainer mehr ums wesentliche kümmern.
    Insofern kann die Mannschaft prinzipiell besser spielen, weil der Trainer mehr Energie in Training/Taktik stecken kann.

  9. tafelrunde schrieb am 14. August 2009:

    Das klingt ja sehr nach Udo Lattek: „Du musst als Trainer ein Sauhund sein!“, „Die Spieler müssen Gras fressen, kratzen, beißen, sich den A… aufreißen!“, usw. usf.
    Dagegen sollte das mit den Mafia-Methoden mal weiter verfolgen werden. Die sind ja schließlich nicht unerfolgreich. Und Zucht und Ordnung (ja, die berühmte fehlende Ordnung) herrscht da allemal.
    Der 1. Kandidat für eine „Maßregelung“ wäre eindeutig Schweinsteiger. Der müsste wirklich in schöner Regelmäßigkeit einen Tritt in den Allerwertesten bekommen. Da würde es nur so stauben, ob des vielen Puderzuckers, der da lt. Hoeneß drin steckt.

  10. Nächstes Jahr Champions League. Nur die SGE schrieb am 14. August 2009:

    Woran machen Sie es fest, dass „der Torwart, egal wer es ist, nicht dem deutschen Stand“ entspricht?
    Die einzige Erklärung, die ich für Ihre Aussage aufbringe, ist, dass Sie vielleicht finden, Robert Enke habe gegen Wales und China besser gehalten als Oliver Kahn von 2003 bis 2005 oder Jens Lehmann bei der EM 2008 gegen Kroatien und Spanien.
    Oder habe ich Sie da falsch verstanden?!

  11. Karateschnitzl schrieb am 14. August 2009:

    Fehler meinerseits, natürlich das Marketing-Gebabbele vom (Event-)Manager, und nicht Sportdirektor, Bierhoff, auf Sammer wollte ich in meinem Kommentar nicht eingehen, obwohl das komplizierte Beziehungsgeflecht Sammer, Löw, Bierhoff sicher auch eine Diskussion wert ist!

  12. Oliver Fritsch schrieb am 14. August 2009:

    Ich glaube, wir verstehen uns gut, Nur die SGE.

    Ich halte sehr viel von Neuer. Allerdings muss er seine groben Fehler reduzieren. Auch beim U21-Turnier waren zwei dabei: Gegentor England und einen Freistoß Italiens (?), den er rauskickte. Die anderen Drei haben Probleme bei der Strafraumbeherrschung.

    Davon, dass Kahn alles in allem überschätzt wurde, brauchen Sie mich nicht überzeugen. Dennoch bleibt er ein sehr guter Torhüter.

  13. TheBigEasy schrieb am 14. August 2009:

    „Damals bezwangen sie ihren stärksten Konkurrenten durch eine sehr starke erste Halbzeit 2:1. Seit langen zehn Monaten also lässt die Mannschaft ihre Anhänger warten.“

    War das nicht schon immer so? In Qualifikations- und Freundschaftsspielen meine ich jetzt. Mal abgesehen von vielleicht ein paar Ausnahmen, welche diese Regel eher bestätigen als widerlegen.

    Natürlich erwarten WIR Fußballfans immer „Höschtleistung“ und „höschte“ Disziplin und „höschte“ Konzentration, um es teilweise mal im angenehmen Dialekt des Bundestrainers auszudrücken. Fakt ist doch aber, dass es auch unter seinen Vorgängern nicht anders war. Oder täusche ich mich da?

  14. juwie schrieb am 15. August 2009:

    @Tafelrunde:
    Auch wenn ich „Lattektismen“ üblicherweise nicht viel abgewinnen kann: Die Anmerkung zu Schweinsteiger stimmt meines Erachtens. Von der Leistung her meist hoffnungslos überschätzt. Bei der EM konnte man davon ausgehen, dass sich das Spiel verlangsamt, wenn Schweinsteiger am Ball war. (Das Potential von S. traue ich mich nicht zu beurteilen.)

  15. erha schrieb am 17. August 2009:

    @TheBigEasy:

    Ich glaube auch, ohne historisch korrekt sein zu wollen, dass es „schon immer“ so war, dass wir von der deutschen Nationalmannschaft Gurkenspiele in der Qualifaktion gesehen. Vielleicht verstärkt sich der Eindruck dadurch, dass mit der Zeit und der fortschreitenden Eingliederung kleinerer (auch durch politische Veränderungen in Europa neuer) Staaten in die UEFA aufgenommen und sich somit die Spiele gegen die sog. „Kleinen“, die es ja angeblich dann doch nicht mehr gibt, häufen.
    Außerdem: warum spricht niemand mehr von den Deutschen als „Turniermannschaft“? Seit 2002, mit Ausnahme der EM 2004, sind die Deutschen in 2 Finals und ein Halbfinale eingezogen (wenn mich mein Montagskater nicht täuscht). Spielerisch wechselhaft, aber erfolgeich.
    Vielelicht kann man nicht beides haben: entweder schön spielen wie die Niederländer oder schön erfolgreich sein wie Deutschen. Fußball-Deutschland, was willst du?

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