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Oliver Fritsch Besuch in Sibirien

von Oliver Fritsch

Dass Schalke in München so schwach auf der Brust war, könnte auch mit dem Besuch bei ihrem neuen Sponsor zu tun haben, den sie das Wochenende zuvor unternommen hatten. Was würde wohl ein Schwimmer, ein Leichtathlet oder eben ein anderer Hochleistungssportler davon halten, wenn er etwa eine Woche vor einem wichtigen Wettkampf eine mehrtägige, strapaziöse Reise nach Sibirien machen müsste – und nicht zuletzt in dieser Zeit auf Training zu verzichten hätte?

Übrigens, von den meisten Sportjournalisten haben die Schalker nach wie vor keine kritischen Fragen über den politischen Hintergrund ihres Partners zu fürchten. Allenfalls mal ein pflichtschuldiges Erkundigen danach, ob der spendable Geldgeber zu viel Einfluss auf die Vereinspolitik ausüben könnte. Diese Sorge könnte man aber gegenüber jedem Geldgeber hegen, auch beispielsweise adidas bei den Bayern. Doch es geht nicht darum, ob die Russen irgendwann über die Schalker Ticketpreise entscheiden könnten oder den Georgier Kobiashvili auf die Transferliste setzen würden. Es geht darum, dass Gasprom das Werkzeug Putins ist, einem, vorsichtig gesagt, umstrittenen Politiker – und darum, dass Schalke nun seinen Namen dafür hergibt.

Gestattet sei eine hypothetische Frage: Was wäre los, wenn ein deutscher Fußballklub (auf welche Weise auch immer) für George Bush werben würde?


Die Video-Simulation des geplanten mächtigen Gasprom-Turms, der etwa 300 Meter hoch das Stadtbild von St. Petersburg „bereichern“ wird

4 Kommentare

  1. newtown schrieb am 3. April 2007:

    Das bereitet fast körperliche Schmerzen:
    Gerhard Schröder übernimmt Führungsjob bei Gazprom … Gazprom sponsert den „Arbeiter“-Verein Schalke … wenige interessiert das alles überhaupt … und jetzt noch die Aussicht, dass Halliburton bei – sagen wir mal – Werder einsteigt und Geroge Bush demnächst im Weserstadion einen Touchdown fordert.

  2. Johannes_Hansknecht schrieb am 3. April 2007:

    Mein lieber Herr Fritsch,

    schöne Theorie, das. Nur besteht sie den Praxistest? Nein.

    Die Schalker Delegation bestand aus dem Vorstand (Andi Müller, Peter Peters, Jupp Schnusenberg und Gerd Rehberg) sowie AR-Chef Clemens Tönnies (von einigen Schalkern „liebevoll“ „Schweinehälftenklopper“ genannt), Trainer Mirko Slomka und: Lincoln. Also ein Spieler aus dem Kader.

    Aber stimmt natürlich: Lincoln war besonders schwach in München. Wie? Der hat gar nicht gespielt? Ist ja schließlich noch gesperrt (übrigens auch am Samstag gegen Gladbach noch, nur zur Info)? Tja. Bleibt die Frage: Hat Lincoln einen geheimen Trägheits-Virus eingeschleppt? Hat das Team die Abwesenheit des Trainers für mehrere Tage nicht verkraftet? Man weiß es nicht. Wenn dem so war: dann wäre ihre Theorie so eben noch gerettet.

    Zu Ihrem Vergleich Werbung für „W“: Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich. Wenn schon, hätten sie vielleicht eventuell möglicherweise den damals ECD Iserlohn genannten Eishockeyverein aus dem Sauerland und die (kurzzeitige) Werbung für das „Grüne Buch“ von Gaddafi heranziehen können. Die Geschichte dürfte jetzt so 20 Jahre her sein.

    Der Gazprom-Deal ist und bleibt in erster Linie: ein Geschäft. Unmoralisch? Nicht unmoralischer als andere Multi-Millionen-Euro-Geschäfte, die im Fußball so getätigt werden.

    Die Bezeichnung „Spielzeug“ für Gasprom ist doch reichlich verniedlichend für einen solchen Koloß. Selbstverständlich nutzt Putin Gazprom, um russische Interessen durchzusetzen. Das ist sogar legitim.

    Aber ich kann natürlich verstehen, wenn die deutschen Medien nicht widerstehen können: es ist aber auch zu verführerisch, aus Putin-Gazprom und Gazprom-Schalke Putin-Schalke zu basteln und so eine wunderbare Gelegenheit vorzufinden, die Moralkeule gegen den S04 zu schwingen. Ich halte das für übertrieben und auch ein wenig unfair.

    (Was in meinen Augen unmoralisch ist: wenn 10-13jährige Jungs mehrmals quer durch Europa transferiert werden, siehe hier: http://www.kicker.de/fussball/junioren/startseite/artikel/351933)

    Und falls den Russen einfallen sollte, eines Tages bei uns komisch zu werden: die werden sich wundern.

    Nichts für ungut.

    Mit königsblauen Grüßen

    Johannes Hansknecht

  3. Oliver Fritsch schrieb am 3. April 2007:

    Da haben Sie mich wohl erwischt! Die Theorie mit dem mangelnden Training kann ich abhaken. Ich geh mal drei Tage in den Keller.

    Aber meine Zweifel über den Gasprom-Deal bleiben. Ich wüsste auch nicht, was daran unfair sein soll. Und die deutschen Medien, zumindest die Sportmedien, schweigen doch – ganz im Gegensatz zu Ihrem Empfinden.

  4. Dieter schrieb am 20. Januar 2009:

    Ich glaube eine Mischung aus den Herren Fritsch und Hanknecht kommt dann der Realität wohl am nächsten. Wobei ich persönlich auch eher nüchtern an die Sache rangehe und Gazprom-Schalke als Geschäft bezeichnen würde, dass so legitim ist, wie jedes andere. Ob man persönlich prinzipiell anders handeln würde ist ja ein ganz anderes Thema. Moral ist zwar wichtig, darf aber auch nciht blind alle möglichen Vorgänge verdammen, man muss auch differenzieren.

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