direkter-freistoss.deNicht-anonymes Fußball-Blog 

Direkt zum Inhalt springen

Oliver Fritsch Vorbereitung eines Interviews

von Oliver Fritsch

Theo Zwanziger möchte mit mir reden, wir treffen uns morgen zu einem Interview. Es geht um die Demagogen-Story. Da Sie, liebe Leser, oft gute Ideen haben, frage ich Sie: Worüber kann und soll ich mit ihm reden? Recht verstanden: Nicht, dass mir nichts einfiele. Aber vielleicht bringen Sie mich auf Gedanken, legen Argumente offen oder zeigen mir Quellen (Links), auf die ich alleine nicht kommen würde. Kollaboratives Schreiben mag man das nennen. Oder einfach Teamwork.

Stark muss ich natürlich in der Frage sein, warum es nicht justiziabel ist, einen hochrangigen Sportpolitiker einen Demagogen zu nennen (gar nicht mal, ob der Vorwurf zutrifft). Auch, dass der Begriff nicht, wie Zwanzigers Anwalt behauptet, Assoziationen mit der NS-Zeit heraufbeschwöre.

Also nur zu! Entweder in den Blog-Kommentaren oder per E-Mail, Deadline ist Freitag, 13 Uhr. Ich kann natürlich nicht garantieren, dass ich jedes Thema aufgreife.

Vor allem während der EM ist der ARD-Reporter Tom Bartels gelegentlich gepriesen worden, und unabhängig davon, ob nun jedes Loblied berechtigt war, bleibt festzustellen: Er hat dazu beigetragen, dass die ARD im Sommer ein besseres Bild abgab als jener Sender, der Wolf-D. Poschmann und Thomas Wark auf der Gehaltsliste führt. In der ARD hat Bartels wohl vielerorts Fans: Wie vorher Reinhold Beckmann und Gerhard Delling (Dellings Woche, WDR Fernsehen) und beim ZDF Johannes B. Kerner stößt Bartels nun ins Reich von Unterhaltung, Talk und Infotainment vor (Weiterlesen …)

Wie DFB-Präsident Theo Zwanziger der Versuch misslang, einen Kritiker den Mund zu verbieten: Der Sportjournalist Jens Weinreich hat hier in den Blog-Kommentaren unter einem Eintrag von René Martens vom 25. Juli, der den Einwurf des Bundeskartellamts in Sachen TV-Vermarktung der Bundesliga zum Thema hat, Zwanziger einen „unglaublichen Demagogen“ genannt. Weinreich kritisiert dort die „verlogene Argumentation des deutschen Fußballkartells“ und berichtet von einer Konferenz, auf der Zwanziger betont habe, dass das Bosman-Urteil daran schuld sei, dass deutsche Fußballvereine in der Champions League keine große Rolle spielen. Weinreich stellt diese Begründung in einen größeren Zusammenhang: „Zwanziger dreht nach der Kartellamtsentscheidung völlig durch. Er ist ein unglaublicher Demagoge (Weiterlesen …)

Soll ich jetzt den Reich-Ranicki machen? Es ist tatsächlich bild.de, das meine amateurhaften Ausführungen an dieser Stelle in ihre Hitliste „Die zehn besten Blogs der Welt“ aufnimmt.

Kai Pahl ist richtigerweise auch dabei, Jens Weinreich hat die Redaktion allerdings übersehen. Deswegen?

Mehr über die Kungelei zwischen der Bild und mir hier und hier.

Irgendwie scheinen die Zentrifugalkräfte im Fußballs hierzulande zugenommen zu haben. Ganz wesentlich daran beteiligt sind im Moment aufmüpfige Spieler und schlechtberatene Entscheider. Denn jeden Tag gibt es neue Meldungen über Rücktritte, Auffälligkeiten und das Prinzip „Stille Post“ über die Medienbande.

In München tanzt Berlant Gökan mit einer Kokainabhängigkeit (!) aus der Reihe und muss das Reich der Löwen verlassen. Auf Schalke ist die Lage noch konfuser: Zuerst kehrt der gefrustete Kevin Kuranyi vorzeitig von der Nationalmannschaft zurück nach Haus. Dann werden die „Uruguayos“ (Heribert Fassbender) Carlos Grossmüller und Gustavo Varela aus ominösen „disziplinarischen Gründen“ suspendiert – wobei Manager Andreas Müller in allen Fällen und Belangen ein merkwürdiges Bild abgibt. Freundlich gesagt: Kommunikation suboptimal.

Ähnliches passiert bei der Nationalmannschaft, der momentan auffälligsten Großbaustelle. Nach Kuranyis Nacht- und Nebelaktion hat die Sache richtig schön Fahrt aufgenommen. Erst macht Torsten Frings seinen Unmut öffentlich und lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Dann legt Michael Ballack, der „Capitano“ noch mal richtig nach. Und als wäre das noch nicht genug, begibt sich auch der wohl doch recht dünnhäutige und gar nicht mehr so nette Herr Löw auf dasselbe fragile Gelände. Er will Ballack zu einem klärenden Gespräch, wahrscheinlich aber eher zu einem Canossa-Gang nach Deutschland zitieren. Gleichzeitig – schon mal als deutliche Warnung – reklamiert er die alleinige Aufstellungs- und Deutungshoheit bei der Nationalmannschaft.

Zu verstehen ist das alles nicht. Denn unerklärlicherweise läuft die gesamte Auseinandersetzung gerade zu selbstverständlich und leider nur über die Presse, die das Ganze mit der ihr eigenen Dynamik genüsslich auswalzt. Was soll das alles? Wo ist der vor kurzem noch so oft beschworene Teamgeist und -charakter, der eigentlich echte Auseinandersetzungen auf Augenhöhe aushalten müsste? Warum ging das nicht intern beim letzten Treffen, warum nicht übers Telefon oder sonst wie bilateral? Wo ist die soziale und kommunikative Kompetenz der „Fußballerneuerer“ beim DFB (sprich: bei Löw und Bierhoff)? Gerade in Sachen Nationalmannschaft sollte der Ball flach gehalten werden (und das nicht nur während des Spiels). Sie ist erkennbar in einer Umbruchphase, die eben Reibungen erzeugt. Ob Jogi Löw sich damit einen wirklichen Gefallen tut, den Herr-Hause-Standpunkt zu vertreten und Ballack wie einen Schuljungen stramm stehen zu lassen, ob er sich so von einer nachhaltigen Lösung nicht immer weiter entfernt, ist die Frage. Besonders schlau erscheint es allerdings nicht, sich mit dem einzigen Nationalspieler mit internationalem Format derart anzulegen. In letzter Konsequenz werden nämlich alle die erwähnten Zentrifugalkräfte aushalten müssen. Auch der Nationaltrainer.

Oliver Fritsch Deutschland-Wales 1-0 (live)

von Oliver Fritsch

Abpfiff: 1-0 für Deutschland Bin auf die Torschussstatistik gespannt. Hitzlsperger hat es gerade zum x-ten Male aus der Distanz probiert. Aber Chancen im Straf- oder gar im Torraum, also da, wo normalerweise die Tore fallen, für die Deutschen gab es selten zu sehen. Die Waliser hatten eine Phase, etwa fünfzehn Minuten nach der Pause, wo sie dem Tor nahe kamen. Trochowski wird von BR zurecht gelobt, aber mit links flanken sollte er noch mal üben. Hitzlsperger stärker als Ballack, Lahm und Schweinsteiger mit einigen guten „Moves“. Podolski hilflos gegen drei Innenverteidiger. Gomez zwar nur gut zehn Minuten aktiv, dennoch lässt er uns, die auf eine Slapstick-Nummer warten, nicht hängen. Wales tapfer, das Spiel fair, die Zuschauer zufrieden – also sind wir’s auch.

90′ Drei Minuten Nachspielzeit – drunter gehts wohl nicht mehr in zweiten Halbzeiten.

88′ Man kann auch zu früh schießen, Patrick Helmes.

84′ Gomez führt sich mit einem skurrilen Schussversuch ein.

82′ Gomez für Podolski. Helmes‘ Schuss aus 8 Metern wird zur Ecke geblockt, die aber phrasengemäß nichts einbringt.

80′ Lahm as we know him II: Bellamy lässt ihn stehen, doch dann wirds zu ungenau. Wo war eigentlich der deutsche rechte Verteidiger?

79′ Löw droht mit Gomez-Einwechslung. Mal sehen, was er sich diesmal einfallen lässt …

75′ Ballack spielt auch noch mit: Pfostenfreistoß aus 25 Metern. Was wir heute noch gar nicht gehört haben: Fernschüsse sind was bei diesem Wetter? Ein Mittel, genau! Und was für ein Mittel? Ein probates, so ist es.

72′ Tor für Deutscland: 1-0 Trochowski legt sich den Ball am Strafraum nach links und dann auf seinen Rechten zurecht, und die Waliser doppeln ihn nicht, obwohl sie doch so viele Abwehrspieler auf dem Platz haben. Fester, platzierter Schuss mit dem Außenspann. Mordsding. Wie gut die Polen Deutschland tun.

70′ Genau, Béla Réthy, indirekter Freistoß – bin ich logischerweise immer dafür! Aber einen Rückpass ahndet man eigentlich nur, wenn Bayern München in letzter Minute noch ein Tor zur Meisterschaft fehlt.

64′ Lahm as we know him. Zieht nach innen und von der Strafraumgrenze ab: Außennetz. Fritz kommt für Friedrich.

58′ Trochowski und Schweinsteiger kombinieren sich durch bis an den Fünfer, doch Trochowski semmelt über den Ball.

53′ Spiel wird lebendiger und offener, auch die Waliser den Weg zum gegnerischen Strafraum gefunden haben. Adler muss gegen Bellamy parieren.

52′ Spielt Ballack so viele Fehlpässe oder gehen seine Mitspieler nicht auf seine Ideen ein?

50′ Gute Chance für Trochowski nach Vorlage Podolski, doch der Abwehrspieler Collins wehrt unter Ignorierung seiner anatomischen Bremsen ab. Goalie Hennessey hätte den Ball aber gehabt.

21:55 Jones noch auf der Tribüne? (Sorry, der war billig. Und vorherzusehen.)

Zweite Halbzeit beginnt Helmes für Klose. Bin gespannt.

Halbzeit 0-0 BR hat fünf Chancen für die Deutschen gezählt. Ich muss es ihm glauben.

21:35 Steffen (#9), wo? Ich bin neu hier.

21:34 Else (Kommentar #8), ich tippe Häßlers Tor fiel in der 79. Minute.

21:32 Frei trifft für Ottmar gegen Otto zur 1:0-Pausenführung.

21:27 Montenegro gleicht in Italien zum 1:1 aus. Aber viel interessanter ist natürlich, was die italienischen Fans diesmal zum schlechtesten geben.

33′ Podolski legt sich mit einem Gegenspieler an, der wie eine US-Schauspielerin heißt und wie O. J. Simpson aussieht.

31′ Schweinsteigers Hammer mit links streift die Latte des Waliser Tores. BR jauchzt: „Wow!“

21:20 Bei „Skandalnudel“ (BR über Craig Bellamy) denk ich an Ingrid Steeger.

27′ Es ist wie in den Spielen zuvor: Von links, so schön Lahm und Trochowski spielen und hinterlaufen, kommt keine vernünftige Flanke.

25′ Hitzlsperger schießt mit seinem Schwachen offenbar fester als Lahm mit seinem Starken. Aber ob er deswegen aus 35 Metern mit rechts abziehen sollte? Na gut, man muss sich halt was einfallen lassen gegen das Bollwerk.

21:15 Belgien führt gegen Spanien durch Wesley Sonck.

20′ Béla Réthys Lieblingsvokabel heute

16′ Schuss von Klose mit dem Außenrist ans Außennetz. Doch die Nachricht ist: Ein Steilpass von Arne Friedrich über mehr als zehn Meter Distanz ist angekommen. Eigentlich ist die Nachricht, dass Arne Friedrich überhaupt einen Steilpass gespielt hat. Aus seinem Sortiment kennen wir eigentlich nur den risikofreien Dreimeterquerpass. Das heißt: Risikofrei ist der bei Arne Friedrich auch nicht.

21:05 Kein Bier hier, aber Mineralwasser ohne Ende.

20:59 War klar, dass sie heute den 19. Mann auf der Tribüne einblenden werden. Vermutlich öfter. Wird er nach der Halbzeit noch da sein? Meine Kuranyi-These kennt Ihr: zu verletzend zu sehen, dass es auch hohne ihn geht. Wenn die Deutschen gegen die Russen zurückgelegen hätten, wäre er nicht geflüchtet.

20:56 Musste erst das DVBT in der Zeit-Redaktion klar machen. Schlechter Empfang in der Sportredaktion, die Antenne steht nun im Flur, in der Nähe des Newsdesks. Auch ein Scart-Kabel musste ich mir noch aus der Video-Abteilung stiebitzen. Bring ich morgen zurück, versprochen. So wie ich sehe, die selbe Aufstellung wie gegen Russland.

20:55 Moin, moin. Mit etwas Verspätung.

… hat das Rund-Magazin aus meinem Millerntor-Buchkapitel über 36 Schlüsselspiele der Stadiongeschichte extrahiert. Eine Rezension steht dort auch.

Oliver Fritsch Wenn Maschinen Werbung machen

von Oliver Fritsch

Gestern habe ich einen Fifa-Text für Zeit Online geschrieben, in deren Redaktion ich seit letzter Woche arbeite. Weswegen ich jetzt in Hamburg lebe und auch leider mein geliebtes Spieltertraineramt beim RSV Büblingshausen aufgeben muss, aber das ist ein anderes Thema … Jedenfalls bin ich auf einen Artikel in der SZ gestoßen, der auch online und in dem zu lesen ist, dass der ehemalige polnische Fußballpräsident Michal Listkiewicz dem Big Boss der Fifa, Joseph Blatter, bei der Geschlechtspartnersuche assistiert habe. Hier der Screenshot eines Ausschnitts aus sueddeutsche.de:

Als wäre diese Information noch nicht (wie soll ich sagen?) unterhaltsam genug – achten Sie erstmal auf die „Google AdSense“-Werbung am Fuß der Seite! Diese branchenübliche Form der Werbeproduktion funktioniert so: Man lässt Google automatisch Werbung schalten, ein Computerprogramm durchsucht die Seite nach Schlagworten und schaltet Textwerbung, die in irgendeiner Art verwandt mit dem Inhalt der Seite ist – mal mehr, mal weniger. In diesem Fall mit einem köstlichen Resultat:

Für Liebesuchende ist der SZ-Hinweis eigentlich ganz hilfreich. Wer von uns Ottonormalverbrauchern hat schon so ressourcenreiche Freunde wie der Präsident der Fußballweltregierung?

gclobes Aktionismus allüberall

von Günter Clobes

Joseph Blatter ist ein umtriebiger Mann. Ständig hält er Ausschau, wie er den Fußball noch weiterentwickeln kann, manchmal geht es dem obersten Hirten der Fifa-Gemeinde dabei um die Spielregeln, meistens aber ums Geschäft. Michel Platini, sein Counterpart von der Uefa, will ihm selbstverständlich in nichts nachstehen und ist ebenfalls ums Wohl seiner europäischen Schäfchen bemüht. Auch er versteht es, mit lustigen Initiativen zu überraschen (aktuell: 24 statt 16 EM-Teilnehmern, die Neuerfindung des Uefa-Cups). Viele, viele putzige Innovationsvorschläge haben wir Liebhaber des Spiels in der letzten Zeit so vernehmen müssen. Die meisten wurden ohne Not herausposaunt, gerade so als ob die Herren zeigen müssten, dass es sie tatsächlich gibt (Weiterlesen …)