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Oliver Fritsch Wien ruft

von Oliver Fritsch

Ein bisschen Klein-Klein-Spiel vor dem Finale: Die Berliner Zeitung erinnert daran, dass die Nazis im Wiener Stadion Juden gefangen hielten, bevor sie in das Vernichtungslager Buchenwald abtransportiert wurden. Seit ein paar Jahren regt eine Tafel am Stadionäußerenan, der Toten und Geschundenen zu gedenken: „Für all jene, die ins Ernst-Happel-Stadion gehen, soll es nachvollziehbar sein, dass das nicht nur ein Ort des Fußballs und der Rolling Stones ist, sondern auch ein Ort des Grauens war.“

Auch in Wien fand 1938 das Anschluss-Spiel statt, ein Länderspiel zwischen Österreich und Deutschland, in dem die technisch weit überlegenen Österreicher die Deutschen zum Unwillen der anwesenden Nazi-Schergen demütigten. Hier ein feiner Bericht aus der FAZ.

Blicken wir kurz auf die Sportgeschichte. Im Prater-Stadion fand 1987 das Endspiel um den Landesmeisterpokal zwischen dem FC Bayern und dem Außenseiter FC Porto statt. 1:0 führten die Bayern durch einen Kopfballtreffer (!) durch „Wiggerl“ Kögl, bevor ein Tor fiel, mit dem man Bayern-Fans eine Zeitlang aufziehen konnte. Was sagt Ihnen der Nama Rabah Madjer?

Das Spiel endete 2:1 für Porto, längere Höhepunkte sehen Sie hier.

Drei Wien-Lieder als Clips. 1. Vienna Calling von Falco, dem seinerzeit wohl coolsten Österreicher.

2. Georg Kreisler geht Tauben vergiften im Park. Kreisler ist ein scharfzüngiger Wiener Kabarettist, sein Stil ist der schwarze Humor. Seine Gesellschaftskritik wirkt aus heutiger Sicht noch frisch; seine Unart, zwischen den Liedern seine Lieder zu erklären, manchmal etwas anstrengend. Hier sein Klassiker:

3. Das Lied, das ich am meisten mit Wien verbinde, stammt von Anton Karas. Liebe ARD-Anstalten! Bitte den „Dritten Mann“ nicht dauernd nachts wiederholen, denn ich komme sonst nicht mehr zum Schlafen. Diesen faszinierenden Film, der das Nachkriegs-Wien von einer sehr unangenehmen, nämlich auch fratzenhaften Seite zeigt, kann ich nicht weg-„zappen“. Sehen Sie Karas hier im Trainingslager:

Eine schöne Nachricht noch aus der Uefa-Zentrale: Lothar Matthäus wird wohl seine Akkreditierung verlieren, weil er sie wiederholt auf einen Freund übertragen habe.

7 Kommentare

  1. Max Diderot schrieb am 29. Juni 2008:

    Im Internet gefunden:

    Pilot: „Guten Morgen, Bratislava.“
    Tower: „Guten Morgen. Zur Kenntnis: Hier ist Wien.“
    Pilot: „Bin jetzt im Landeanflug auf Bratislava.“
    Tower: „Hier ist wirklich Wien.“
    Pilot: „Wien?“
    Tower: „Ja.“
    Pilot: „Aber warum? Wir wollten nach Bratislava.“
    Tower: „Okay. Dann brechen Sie Landeanflug ab und fliegen Sie nach links.“

    Vielleicht wird die Tor-Navigation der Spanier heute ähnlich indisponiert sein.

  2. Dr. Soccer schrieb am 29. Juni 2008:

    „Viena calling“ wäre auch ein schöner Titel für den Beitrag gewesen 😉

    Wir wollen nun hoffen, in den nächsten Tagen nichts über die neue spanische Hofreitschule lesen zu müssen (nachdem neulich mal wieder die Türken vor Wien lagen, die Italiener fiesen Defensivfußball spielten und die Deutschen eine Turniermannschaft wurden).

  3. Robin schrieb am 30. Juni 2008:

    Ich möchte anmerken, dass meines Wissens Georg Kreisler noch putzmunter ist und mit “ und „ einige lyrische Zuckerpässe anzubieten gehabt hätte.

  4. John Aldridge schrieb am 30. Juni 2008:

    Rabah Madjer und der Hackentrick – unvergessen ! War doch Landesmeisterfinale ´87, oder ? Sollte später auch zu Bayern wechseln und wurde in Lederhosen fotographiert – irgendwie platzte der Transfer dann doch noch.

  5. juwie schrieb am 30. Juni 2008:

    Meines Wissens weilt Georg Kreisler noch unter uns.

  6. Oliver Fritsch schrieb am 30. Juni 2008:

    Ja, das tut er. Ich gebe zu, das falsch ausgedrückt zu haben. Ich werde es ändern, danke für den Hinweis.

  7. Robin schrieb am 1. Juli 2008:

    Genau. Georg Kreisler ist noch quietschlebendig. Außerdem hat er noch noch einige Zeilen zu Wien verfasst, die großartig sind. Zum Beispiel „(Wie schön wäre) Wien ohne Wiener“ und „Der Tod, dass muss ein Wiener sein“.

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