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Michél Mazingu-Dinzey, in der Ersten Liga einst unter anderem für den FC St. Pauli, Hertha BSC und 1860 München aktiv, hat sich vor rund einem Jahr als Alkoholiker geoutet. Im Interview spricht der 37-jährige über die psychologischen Probleme, die ihn während seiner Profizeit plagten, und den Druck, mit dem Leistungsfußballer generell konfrontiert sind. Der Mittelfeldspieler trug 33-mal das Trikot der Nationalmannschaft des Kongo, vormals Zaire. In der Bundesliga wurde es als Michél Dinzey bekannt; Manzingu ist der Nachname seines Vaters, den er nach dessen Tod annahm. Der Wahl-Hamburger, seit kurzem A-Lizenzinhaber, gehörte bis Ende 2009 zum Trainerstab des FC Saint Eloi Lupopo in der kongolesischen Metropole Lubumbashi und will auch künftig als Trainer arbeiten. Darüber hinaus widmet er sich verschiedenen sozialen Projekten.

df: Sie haben vor knapp einem Jahr, Ende November 2008, Ihre Alkoholkrankheit offenbart. Was hat den Ausschlag dafür gegeben, damit an die Öffentlichkeit zu gehen?
Michél Mazingu-Dinzey: Ich bin seit November 2001 trocken, aber mir war immer klar, dass ich das zu meiner aktiven Zeit das auf gar keinem Fall machen werde, weil ich wusste, dass der Druck von außen dann noch viel größer geworden wäre. Dann fallen den Leuten beim Namen Dinzey nur noch die Stichworte Probleme und Alkohol ein. In der Saison 07/08 habe ich noch für Holstein Kiel gespielt, in der 4. Liga. Danach hat es noch einige Zeit gebraucht, bis ich mich zu dem Entschluss durchgerungen habe.
df: Haben sich nach dem Outing andere Spieler gemeldet, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren?
Mazingu-Dinzey: Hinter vorgehaltener Hand gibt es genügend Leute, die mir Recht geben, andere halten es nicht für richtig, mit so einer Sache an die Öffentlichkeit zu gehen. Klar ist: Aktive werden es nie machen, der Druck ist zu groß, es geht um Werbeverträge, um das heile Image eines Vereins. Natürlich sind die Leute erst einmal geschockt und fragen sich: Was ist denn mit dem denn los? Auf längere Sicht ist es eine lohnende Sache. Wichtig ist zum Beispiel, dass mich Rainer Thomasius, der Leiter der Jugend-Sucht-Station des Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, kontaktiert hat. Mit dem habe ich mich danach getroffen (Weiterlesen …)