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gclobes Arme DFL!

von Günter Clobes

So ist das halt, wenn einem die Felle wegschwimmen. Großes Gejaule, Heulen und Zähneklappern bei der DFL! Alle sind ja so fürchterlich uneinsichtig und wollen ihr nur das Schlechteste. Das Bundeskartellamt spielt einfach nicht mit bei dem schönen Plan, das Optimale aus der Bundesliagaverwertung im Fernsehen herauszuholen. Wie gemein! Und dabei sollte alles doch nur zum Wohle des Fußballstandorts Deutschland sein. Endlich die Wettbewerbsverzerrung im europäischen Maßstab aufheben, endlich Bayern München und Konsorten finanziell so aufrüsten zu können, dass sie nicht mehr in der Gruppenphase der Champions League oder spätestens im Viertelfinale ausscheiden.

Doch nein, da kommen die Wettbewerbshüter daher und stärken einfach auch noch mit ihrer blöden Argumentation, dass eine Zusammenfassung des Spieltags zeitnah im frei empfänglichen Fernsehen zu sehen sein muss, den öffentlich-rechtlichen Sendern den Rücken (und das, wo die alles tun, so wenig wie möglich öffentlich-rechtlich zu erscheinen in ihren Ãœbertragungen). Nun aber soll gehandelt werden. Bei einer Beratung von Vorstand und Aufsichtsrat seien „mehrere Handlungsalternativen mit Blick auf die Rechtevergabe erörtert und beschlossen worden“, teilte die Liga über dpa mit. Und schiebt gleich noch ein sehr, sehr fragwürdiges Argument hinterher: „Angesichts der unverständlichen Position des Bundeskartellamtes müssen wir entsprechend reagieren. Der Sport darf nicht wie eine Industrie behandelt werden“, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball.

So, so, die Liga ist nicht mit einer Industrie zu vergleichen. Das dürften zumindest die Vereine anders sehen, die bewusst ihre Fußball- bzw. Lizenzspielerabteilungen aus den Vereinen rein geschäftsrechtlich ausgegliedert haben, teilweise ja sogar an die Börse gegangen sind. Und: Wieso haben sich die Profis eigentlich in der DFL einen eigenen Rahmen gegeben, wenn nicht um andere Geschäftsmodelle verfolgen zu können? Was Rauball nun versucht, ist einfach bigott, weil inkonsequent und unehrlich. Jetzt fehlt nur noch, dass er demnächst an die Fans appelliert, vor dem Kartellamt für die DFL zu demonstrieren.

6 Kommentare

  1. Daniel schrieb am 20. August 2008:

    Uli Hoeneß will ja jetzt angeblich auch nicht mehr mit den Reportern der ARD reden (http://www.quotenmeter.de/index.php?newsid=29239), weil er die Sendeanstalt als großen Strippenzieher hinter dem Kartellamt bei der Ausbeutung des achso armen und geschundenen Profifußballs in Deutschland vermutet. Der arme Mann kann einem schon leid tun…
    Aber mal ernsthaft, hoffentlich lässt sich die ARD von solchem beleidigtem Geschwätz eines bockigen Kleinkindes nicht beeindrucken. Es gibt wahrlich Schlimmeres, als Uli Hoeness mal eine Weile nicht zu sehen und seine FCB-Lobbyarbeit ertragen zu müssen. Realitätsverlust und Größenwahn scheinen nicht nur auf Verbandsseite um sich zu greifen. Was kommt als nächstes, der ganz große Streik? Und seit wann ist der deutsche Profifußball keine Industrie mehr? Wurden die Gehaltszahlungen gestrichen und Klubs und Spieler in den Amateurstatus rücküberführt?
    Es ist das eine, ob es wirklich dem Kartellamt obliegt, so tief in die Vermarktung eines Unternehmens einzugreifen, dass man sogar die Sendezeit vorschreiben will, aber die – vorsichtig ausgedrückt – kindische Reaktion der Liga und Vereine spricht doch Bände über das realitätsferne Bild von der eigenen (Un-)Wichtigkeit.
    Ãœbrigens hat beim Kartellamt niemand von der Sportschau geredet, sondern lediglich vom frei empfangbaren Fernsehen. Woran liegt es denn, dass die privaten Sender ein „ran“ oder ein „anpfiff“ nicht mit Werbung refinanzieren und damit nicht ernsthaft mitbieten können? Die öffentlich-rechtlichen Sender haben die Preise nicht festgelegt, sondern die Vermarkter der Liga. Theoretisch könnte die Liga ja für weniger Geld SAT1 oder RTL den Zuschlag erteilen, damit ließe sich auch der ARD wunderbar eins auswischen… 😉

  2. NummerNeunzehn schrieb am 22. August 2008:

    Dem ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

  3. Henry82 schrieb am 23. August 2008:

    Betrachtet man den Anteil von Bayern- Spielen bei der Ausstrahlung von DFB-Pokal-Spielen könnte man den Eindruck gewinnen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender schon die Vorreiter eines Bayern-München-TV sind.
    Finde deshlab Hoeneß Kritik vollkommen unangebracht. Ich würde es auch begrüßen, wenn die Verantwortlichen und Medien mehr über das Spiel Fußball an sich berichten und diskutieren und nicht immer nur erzählen, wieviel welcher Verein durch den Einzug in die nächste Runde des Soundso-Cups an Millionen scheffelt.

  4. Rob schrieb am 24. August 2008:

    Erst die Vereine in Wirtschaftsunternehmen umwandeln und dann rumheulen wenn die Regeln der Wirtschaft angewandt werden. Immer wieder lustig.

  5. wildehunde schrieb am 26. August 2008:

    Es ist verwirrend zu beobachten, dass die DFL das Kartellamt jetzt für den Niedergang der Liga verantwortlich machen will, obwohl die hohen Herren aus Frankfurt bei der letzten Rechtevergabe freiwillig genau das getan haben, was die Bonner Behörde nun vorschreibt. Damals (in 2005) wurde nämlich erklärt, man hätte zum Wohl des Zuschauers ein im Vergleich zu Arena höheres Angebot des PayTV-Senders Premiere abgelehnt, weil dieser sein Angebot an eine Verschiebung der Sportschau auf nach 22.00 Uhr gekoppelt hätte. Seifert und Co. leben wohl frei nach dem Motto: Was interessiert mich der Scheiß, den ich gestern erzählt habe.

  6. tony adams schrieb am 2. September 2008:

    Am Wochenende sprach ich mit fußballinteressierten und wirklich gescheiten Menschen über diese Rechtevergabe-Neverendingstory. Ergebnis: Auch wenn man versucht, sich aktiv schlau zu machen (Artikel lesen, Gelesenes reflektieren, mit Leuten diskutieren) um dieser Angelegenheit zu folgen, so recht kapiert man es nicht. Liegt das am eigenen Unvermögen oder vielleicht auch an der Berichterstattung? Weil sich die Schreiber entweder mit einer Art Wissensvorsprung ans Werk machen und wir deshalb nicht folgen können oder sie selbst tatsächlich auch überfordert sind? Dabei geht es mir als Leser ums richtige Beschreiben eines Sachverhaltes, ums Interpretieren, ums Mit- bzw. Vorausdenken.

    Diese Gedanken kamen mir im Zusammenhang mit den ersten TV-Berichten zur angeblichen BL- und WM-Wettmanipulation. Am Samstag, als ich aufgrund gesellschaftlicher Verpflichtungen (16. Geburtstag meines Neffen, erstes offizielles Bier in Kneipe)Premiere schaute (mein Gott, wenn man das wie ich kaum guckt – wie schlecht, wie unterirdisch) und in der Spielpause nur mit einem Ohr den Berichten und den Fragen an Herrn Rummenigge folgte, da dachte ich nur so am Rande weil eben nicht ganz bei der Sache, wie, was soll das denn werden, das sind doch alles keine handfesten Beweise. Und tatsächlich, ein paar Tage später rudert man schon zurück. Ich kapier es echt nicht mehr, Bei solch heiklen Themen müsste man doch schon rechtlich so dermaßen unter Zugzwang sein und erst mal ausführlich und genau recherchieren. Aber darauf verzichtet man heute wohl vor lauter Sensationsverpassungsängste. Wenn ich mich an ein so heißes Eisen wage, ich hätt schlaflose Nächte, auch wenn ich wüsste, ich hab genau gearbeitet. Aber mittlerweile ist man da wohl – grad im Sportbereich – ganz cool und locker unterwegs, Hauptsache die gebrandete Krawatte sitzt und das Haar ist ordentlich gegelt. Ich wette, bald tragen auch die Sportreporter Haarbändele. Huch, hab ich mich jetzt strafbar gemacht?

    Ich kennen einen älteren Herren, der im TV keinen Sport mehr schaut, weil er das niveaulose Geschwätz nicht mehr erträgt. Soweit bin ich noch nicht, kann ihn aber gut verstehen.

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