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René Martens Dr. Z. und die Amateure

von René Martens

Was dem undemagogischsten DFB-Präsidenten aller Zeiten und seinen Männern fürs Grobe in den letzten Tagen ja ganz nebenbei auch gelungen ist: Der Auslöser für 20 Cents Abgang bei der Diskussion in Gießen ist etwas aus dem Blick geraten. Es ging um die Frage, welche Folgen die ab der Saison 2008/09 geplanten Erst- und Zweitliga-Anstoßzeiten für den Amateurfußball haben. Wobei man vielleicht präzisieren sollte, dass unter dem Irrsinn (zweimal 2. Liga samstags um 13 Uhr, einmal 1. Liga sonntags um 15.30 Uhr) auch die Profi- und Quasiprofi- und Halbproficlubs in der 3. und 4. Liga zu leiden haben. Es ist doch offensichtlich: Unterhalb der 2. Liga wird es Einnahmeeinbußen geben, was wiederum mit sich bringt, dass Sponsoren schwerer zu gewinnen sein werden, was weitere finanzielle Probleme nach sich zieht, zumal angesichts sinkender Zuschauerzahlen gewiss auch das Berichterstattungs-Interesse der regionalen Medien nicht steigt, weshalb, Stichwort Teufelskreis, möglicherweise noch weniger Zuschauer kommen undsoweiter. Die dünnhäutige Reaktion des Top-Produktverkäufers Dr. Z zeigt, wie unangenehm ihm dieses Thema ist.

In diesem Zusammenhang interessant: Im Archiv des Hamburger SV, das nicht genug gepriesen werden kann, bin ich durch Zufall (eigentlich habe ich etwas ganz anderes gesucht) auf einen Artikel gestoßen, der 1959 im „Sport-Magazin“ erschienen ist (Ausgabe Nr. 48) und an Zeiten erinnert, als sich der DFB noch als Interessenvertreter des Amateurfußballs verstand. Der damalige DFB-Pressesprecher Wilfried Gerhardt verteidigt dort die Position des Verbandes, der die TV-Ãœbertragung eines Länderspiels an einem Sonntagnachmittag verhindert hatte, um die Amateurvereine zu schützen. Darüber hatten sich zahlreiche Zuschauer beschwert. Gerhardt schreibt, der DFB könne grundsätzlich nicht „ohne weiteres“ der Ãœbertragung „jedes bedeutende Spiel im Fernsehen“ zustimmen. Der Verband dürfe „die eigenen Interessen des Fußballsportes, der Verbände und Vereine, zu deren Wahrung er verpflichtet ist“, nicht „zurücksetzen“. Sämtliche Vereine hätten „ein Recht darauf, dass ihre Einnahmen, die sie zur Weiterführung ihrer wertvollen sportlichen Tätigkeit brauchen, geschützt werden – und seien diese Einnahmen noch so klein und, vom Standpunkt des Fernsehzuschauers aus gesehen, unbedeutend“.

8 Kommentare

  1. Grit Hartmann schrieb am 16. November 2008:

    Großartig, darauf hinzuweisen. Da gibt es wohl Parallelen zur Kritik von Weinreich: Bosman-Urteil, Wettern gegens Kartellamt. Man könnte sich wundern, wie empfindlich Theo. Z. auf den Demagogen-Vorwurf reagiert, wo doch dieses Sensibelchen in so geschäftlichen Dingen doch ganz gut gepolstert ist – läge es nicht nahe, dass das eine tatsächlich mit dem anderen zusammenhängt.

  2. Ingrid schrieb am 17. November 2008:

    Habe heute gerade in den NFV-Diskussionen (Verband Nds.) gelesen:
    Sonntagsspiel (15.30 Uhr) der 1. Bundesliga
    Ein Beitrag von Wilfried Rittmeyer (Büddenstedt)

    Für unseren Verein, der auch auf die Einnahmen der Eintrittsgelder unserer Fans angewiesen ist, ist diese Ansetzung problematisch und wird sich auf unseren Vereinshaushalt auswirken……

    Das ist der Anfang des Eintrages. Ich weiß nicht, ob das Kopieren erlaubt ist, darum nachzulesen hier:
    http://www.nfv-www.de/page.php?id=35&btr=11297

    Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als die Übertragung von UEFA-Cup-Spielen oftmals erst ganz kurzfristig bekannt gegeben wurde, weil erst mal genügend Eintrittskarten verkauft sein mussten. Man wollte mit der Übertragung nicht verhindern, dass die Leute ins Stadion gehen.

  3. Winfried Kropp schrieb am 19. November 2008:

    Erinnert sich noch jemand daran, warum die erste und zweite Liga aus dem DFB ausgeschert sind, und die unabhängige DFL gegründet haben? Die Bedürfnisse des Profifussballs würden sonst im Amateur-DFB nicht hinreichend berücksichtigt. Das ist mittlerweile hinfällig geworden, insofern könnte Zwanziger ohne Verlust sein Präsidentenamt an den feinen Herr Dr. Rauball abtreten.

  4. Gecko1893 schrieb am 20. November 2008:

    es geht weiter…

    http://www.fixmbr.de/was-macht-der-dfb-in-der-wikipedia/

  5. S. Bild schrieb am 21. November 2008:

    schade,
    dass der dfb hier „hardball“ spielt statt fussball

  6. kronos schrieb am 21. November 2008:

    ob ein Herr „Dreissiger minus Zehner“ oder sonstige Spitzenfunkis, auch aus den olympischen Kommitees, – all diese Sondermenschen nehmen für sich eine Ausnahmestellung ein. Da sind die Rechte von solch unterklassigen Würstchen wie z.B. Journalisten nichts wert. Wo käme man denn da hin, wenn man sich mit dem Pöbel gemeinmacht?
    Und wenn man schon beim Gericht vor die Pumpe läuft, dann bringt man seine „Anweisungen“ halt per Massenmail in Umlauf. Nein nein, das ist doch kein Aufruf zum Mobbing, mit nichten soll damit die wirtschaftliche und berufliche Existenz unliebsamer „Wadlbeisser“ geschädigt werden. Also wirklich, das würden doch solche charakterlich hochstehende Vorbilder der Sportnation nie tun. Oder?
    Jedenfalls haben solche Rundschreiben was von den berüchtigten, „nichtexistierenden“ schwarzen Listen der Arbeitgeber.

  7. Peter schrieb am 24. November 2008:

    Gemeinnützigkeit

    Wieso werden die Vereine und Spieler der Profiligen steuerrechtlich nicht gleich behandelt wie ich als Selbstständiger?
    Wieso bezahlt der Steuerzahler die gigantischen Polizeieinsätze?
    Oder habe ich keine Ahnung und plappere nur Unsinn? Kann ja auch sein.
    Peter (eher Hockey- denn Fußballspieler)

  8. www.direkter-freistoss.de » Der DFB und die Dead Kennedys … schrieb am 24. November 2008:

    […] Druck: die Fälle Petra Reski und Jens Weinreich: […] muss: dem Deutschen Fußball-BundPeter: Gemeinnützigkeit Wieso werden die Vereine undnichts » Teeile und Trinke: […] Trinke Wirklich, famoses InterviewDemagogen-Affaire: […]

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