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gclobes Hooligan auf pädagogisch

von Günter Clobes

Der Wintermarkt ist geschlossen, und nach all den „Ahs“ über unerwartete Transfers (Kroos, Donovan , Boateng, Sanogo, Zdebel) und „Ohs“ über den Rückrundenstart (Bayern, Schalke, Bremen) bleibt ein bisschen Zeit, auf den Rest des Fußballbiz zu schauen.

Und da gibt es Erscheinungen, die den Blick verdienen. Allerdings ist es kein wohlwollender Blick, denn im Netz gibt es Sachen, das glaubt man nicht. Etwa das englische Online Game Little Hooliganz, das die ganze bigotte Maschinerie des Geldmachens mit Aspekten des Fußballs auf den Punkt bringt. Motto und Claim des Spiels ist „Werde der berüchtigtste, respektierteste und fieseste Hooligan, den die Welt je gesehen hat!“ Die Spieler müssen dazu prototypische Verhaltensweisen von Hools entwickeln, mit denen man Punkte sammelt. Grafik und Aufmachung generell zielt auf ein Publikum zwischen 7 und 16, das mittlerweile über 50000 Mitspieler umfasst.

In England hat das eine ungeheure Debatte und harte Kritik ausgelöst, die der Erfinder des Spiels, Chris Evans, auf sehr eigenwillige Weise zu entkräften versucht. „Dass User bei uns virtuell Baseball-Schläger kaufen und sich zu virtuellen Massenschlägereien treffen können, heißt nicht, dass sie dies auch in ihrem realen Leben tun werden“, erklärte Evans. Das Spiel sei lediglich eine Parodie auf Gewalt im Fußball. „Ich glaube, unsere User können zwischen Spiel und Wirklichkeit unterscheiden.“

Okay, dann sollte man dem Mann eigentlich noch dankbar sein. Das Spiel ist ja geradezu pädagogisch wertvoll. Und hey, was das für Perspektiven bietet: Heißt das nächste Spiel dann „Mein eigenes Guantanamo“ oder „Hitler für einen Tag“ – alles nur um zu verstehen, was pfui und bäh ist? Alles klar, ist nur eine Frage der Perspektive.

4 Kommentare

  1. Fridtjof Scheler schrieb am 6. Februar 2009:

    Also es gibt Spiele, die „Hitler“ oder sonstwas sein für einen Tag simulieren (Panzer General zB). Derweil gibt es genügend andere Spiele wo man – mit oder ohne historischem Hintergrund – sich die Schädel einschlägen kann und dabei wird vermutlich noch einiges mehr „gelehrt“ werden als bei einem Hooliganspiel, welches obendrein relativ magere Userzahlen vorzuweisen hat.

    Einen Orden für Innovativität wird der Autor sicher nicht gewinnen, aber zur Hölle fahren unter dem Aspekt „Gewaltverherrlichung“ mit Sicherheit noch ganz andere Leutchen.

  2. Kees Jaratz schrieb am 8. Februar 2009:

    Die Diskussion über Spiele, ob online, Konsole oder PC, verfolge ich seit Jahren. Für mich ist dabei nicht die Frage entscheidend gewaltverherrlichend oder nicht, sondern in welcher Weise bezieht sich der Inhalt des Spiels auf die Wirklichkeit. Dazu muss ich eine Haltung einnehmen, und deshalb ist mir ein Geschehen, das ich in der Wirklichkeit nicht gut finde als Wiederholung in der Spielrealität ebenso nicht willkommen.Man muss dann nicht eine Gefahr für die Gesellschaft gesehen, aber ich finde es richtig in der Öffentlichkeit zu sagen, das brauchen wir nicht.

  3. a blog about nothing | Links der Woche 06/2009 schrieb am 9. Februar 2009:

    […] Hooligan auf pädagogisch […]

  4. Timm schrieb am 8. Mai 2009:

    Stimmt.

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