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Mensch, da fordert man immer Transparenz von unseren Sportverbänden, dann halten sie sich mal dran – und dann ist es auch nicht wieder recht. Dass Details aus der Verhandlung des DFB mit Oliver Bierhoff und Joachim Löw an die Öffentlichkeit geraten sind, ist bemerkenswert. Um genau zu sein, ist es natürlich ein Affront, zumal wie man nun hört, diese Details falsch sein sollen. Sie passen gut, um den Eindruck vom „Gierhoff“ zu erhärten.

Bierhoff ist im DFB ein Fremdkörper, er steht für eine Management-Kultur amerikanischer Prägung. Der DFB ist jedoch ein Vereins- und Verbandswesen. Auf einer Tagung, an der es um die Hartplatzhelden ging, sagte ein Offizieller des Württembergischen Fußballverbands mit eindeutigem Unterton: „Oliver Bierhoff ist nicht der DFB.“

Aber auch Löw hat erstaunlich wenig Bonus, sogar in bestimmten Kreisen, in denen ich das nicht erwartet hätte. Für die Frings-Entscheidung hat er sich von einigen Fans manches anhören müssen. Den einen verzichtete er zu früh auf Frings, die anderen (oder sind es dieselben?) meinen, Löw habe Frings hingehalten. Man kann geteilter Meinung sein, ob Frings in die Nationalmannschaft gehört. Aber der Ton, der die Debatte in den Foren durchzog, scheint mir ein verlässliches Stimmungsbarometer zu sein. Dabei schwingt immer die Unterstellung mit, Löw stelle nicht nur nach Leistung, sondern auch nach Sympathie auf – oder nach regionalen Kriterien.

Am Wochenende verteidigte sich Löw einerseits mit Rückgrat, andererseits eine Spur zu penetrant und schrill: „Ich bin der Bundestrainer.“ Das wirkte angestrengt und demonstrativ, vielleicht hat er innerlich aber längst abgeschlossen.

Die Sache ist nun auch eine Mediengeschichte. Die Bild-Zeitung ist wieder dicke im Geschäft. Sie war es, die Interna aus dem DFB-Präsidium veröffentlichte. Sie war es, die das Geschehen diktierte. Sie war es, die Theo Zwanziger vor sich her trieb. Konsequenter- und perfiderweise war sie die einzige Zeitung, die Zwanziger als Gewinner dieser Affäre feiert. Verzeihung, „Dr. Zwanziger“, heißt es in gebückter Haltung.

Theo „Ich war in Yad Vashem“ Zwanziger spielt keine gute Rolle. Dass er Bierhoff Grenzen setzt, kann man verstehen. Dass er sich dabei auf die Satzung beruft, ist eine Ausflucht. Dass ihm ausgerechnet jetzt der Amateurfußball als Gratisargument einfällt, ist angesichts seiner Antiamateurpolitik ein Hohn.

Die Fronten sind unerwartet wieder aufgetan, die Klinsmann-Geschichte scheint sich in einer gemäßigten Variante zu wiederholen. Der Schoß ist fruchtbar noch. Wir bleiben dran.

***

Was es sonst noch gibt: Arminia Bielefeld in Finanznot, melden westfälische Zeitungen (hier mit einer herrlichen Text/Bild-Schere). Vom SV Blankenese gibt es wenig Neues. Der Hartplatzhelden Award 2009 ist endlich online: Erol Saciri, Spielertrainer des PSV Blau-Gelb Göttingen und Grafite-Double, ist der Sieger.

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4 Kommentare

  1. pema schrieb am 8. Februar 2010:

    Die schwäbisch-regionalen Kriterien kann man nun mal nicht wegdiskutieren (Beck, Träsch, Tasci, Hitzlsperger, Cacau statt Hummels, Höwedes, Castro, Badstuber, Kuranyi).
    Aber eine Sei Ning Fi kommt mir doch für den DFB arg chinesisch vor.

  2. sportinsider schrieb am 9. Februar 2010:

    Gemach, Gemach. Sowohl Klinsmann wie Bierhoff und auch der Verbadn haben kein so richtig überzeugendes Bild abgegeben. Nach der letzten erfolgreichen EM-Qualifikation für Österreich brauchte Löw ganze 13 Tage zur Vertragsunterzeichnung. Diesmal hat er sich wesentlich mehr Zeit gelassen. Wollte er seinen Marktwert ausreizen? Ist ja legitim. Natürlich spielt auch die Personalie Bierhoff eine Rolle. Bei der EM 96 waren eben Leute wie Sammer oder Klinsmann die dominanten Typen im Voigts-Team. Bierhoff kam da eher die Rolle eines außenstehenden zu. Sein Tor im Finale veränderte natürlich einiges…Natürlich hat Bierhoff wirtschaftlichen Sachverstand. Hat er auch ein Gefühl für Stimmungen und Zwischentöne?

    Nach der Niederlage gegen Spanien im Endspiel gibt es eine große Party. Nicht nur Sammer schüttelte da den Kopf. Auch mein Kopf war in Bewegung von links nach rechts. Wieso feierten Löw und Bierhoff eine Niederlage? Konnte mir bis heute noch keiner erklären.

    Wieso verhandelt Bierhoff die Verträge für die Gruppe Löw, Flick, Köpcke und Siegentaler aus? So richtig über die Brücke kann ich da nicht laufen…

    Was die Indiskretion des Verbandes und die Lancierung von Details an die Zeitung mit den täglich 3 Millionen gekauften Exemplaren betrifft: Nachrichten wollen akquiriert werden. Da gibt es immer auch Strömungen und Kräfte.

    Sowohl für Löw wie auch für Bierhoff gibt es immer Alternativen.

  3. gclobes schrieb am 9. Februar 2010:

    für mich ist die frage, ob das problem nicht allzu sehr auf die konfliktlinie „hier die trainer, dort der dfb“ verkürzt wird. nach meiner auffassung sollte man die fronten, die im dfb gegeneinander aufgebaut wurden, unbedingt miteinbeziehen und bewerten (s. die „entmachtung“ von harald stenger, der wahrscheinlich wohl zur „trainerfraktion“ zu zählen sein dürfte, s. die schon spekulativ gehandelte zwanziger-nachfolge durch niersbach, s. die immer noch sehr stark sichtbaren ambitionen von sammer hinsichtlich einfluss auf die nationalmannschaft, wenn nicht gar auf die löw-nachfolge etc.). und: die signing fee war im prinzip ein ebenso kalkuliertes nicht-annehmbares angebot wie das 48-stunden-ultimatum. beide seiten wusssten genau, was sie damit taten: verhandlungsabbruch und zeitgewinn, um in ruhe weitere fakten zu schaffen (und sei es für den ausbau der notwendigen allianzen wie medien, verbandsöffentlichkeit, fans etc.)

  4. Oliver Fritsch schrieb am 9. Februar 2010:

    Die FR bringt Rainer Koch ins Spiel:
    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/sport/aktuell/2288476_Koenige-Helden-Schurken-andere-Vorhang-auf-fuers-DFB-Theater.html

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