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Oliver Fritsch Diego, Opfer oder Täter?

von Oliver Fritsch

Ein Spieltag mit viel Gift: Diego und Kyrgiakos spielen Zidane und Materazzi, Mario Gomez nennt seinen Gegenspieler im Fernsehen ein „Arschloch“ (wir zitieren das doch gerne, liebe Kollegen, oder? Dokumentationspflicht), Michael Frontzeck hat in Bielefeld jeden Kredit verspielt (Kredit? Welchen Kredit?). Außerdem Manuel Neuer zieht momentan das Pech an.

Zu Diego ist das gleiche zu sagen wie zu Zidane: Kann es nicht sein, dass er in dem entscheidenden Moment deswegen so gereizt war, weil er fair vom Ball getrennt wurde? Das trifft einen Künstler viel mehr als ein Foul, das er ja als Kompliment nehmen kann. Die Leute vom Fernsehen konnten beim Frankfurt-Spiel noch so viel nach harten Fouls an Diego suchen – ihre These, dass es sich um die Revanche des Opfers handele, konnten sie nicht stützen. Nebenbei: Geht’s Kyrgiakos eigentlich wieder besser? Er hat ja offensichtlich arge Schmerzen gehabt. Doch im Vergleich mit England ist, wie wir gerade wieder erfahren, das, was sich Bundesliga-Profis antun, Händchenhalten.

Gomez’ Charakteranalyse Maik Franz’ können und möchten wir nicht weiter prüfen, doch dass Oliver Bierhoff und andere Zitat zum Anlass nehmen, sich über „Persönlichkeiten“ zu freuen, die „nicht stromlinienförmig“ Tacheles reden, erstaunt mich … eigentlich nicht. Also, wenn es im Fußball genügt, jemanden ein „Arschloch“ zu nennen, um als Persönlichkeit zu gelten … Persönlichkeit könnte man ja beispielsweise durch eine Absage an Homophobie im Fußball erlangen oder durch die kritische Frage: Warum macht eigentlich ein Sportverband Werbung für Alkohol? Aber dieser Wunsch ist vermutlich zu verkopft.

Am besten lassen Sie beide Clips gleichzeitig laufen

Manuel „Babyface“ Neuer kassiert in dieser Saison die Eier, die ihm später, hoffentlich, erspart bleiben werden. Zudem muss ich gestehen, dass ich davon überrascht bin, dass er von den „Experten“ das Tor nicht angekreidet bekam, denn es war angesichts der Flugkurve des Balls schwer zu verhindern. Sollte es etwa einen Kompetenzzuwachs beim DSF in Sachen Torwartspiel geben? Ich bleibe dabei: Neuer wird in wenigen Jahren zu den weltbesten Torhütern zählen, was nicht unbedingt heißt, dass er Deutschlands Nummer 1 sein wird.

Was noch auffällt: Jetzt bekommt Wolfsburg sogar nach einem 0:0 gegen Hertha Küsschen von der Presse.

7 Kommentare

  1. riovermelho schrieb am 25. Februar 2008:

    Ich bleibe dabei: Neuer wird in wenigen Jahren zu den weltbesten Torhütern zählen

    Um einer der weltbesten Torhüter zu sein, muß man auch bei einem Verein von internationaler Klasse spielen.
    dies würde bedeuten, daß dieser sicherlich talentierte Schnapper dringend den verein wechseln müsste.

  2. Oliver Fritsch schrieb am 25. Februar 2008:

    Na ja, Andreas „der Fauster“ Köpke galt auch mal als einer der Besten seines Fachs.

  3. Detlev Claussen schrieb am 25. Februar 2008:

    Lieber Herr Fritsch,

    leider ist Ihnen schon die beste Pointe eingefallen. Aber ist der Ballverlust selbst nicht schon Folge eines langandauernden Nrvenkrieges? Es tut
    mir im Herzen weh zu sehen, wenn Diego beharkt wird, so daß es nicht mehr auszuhalten ist. Man fühlt sich richtig erleichtert, wenn der sich dann mal
    wehrt. Man beobachtet dieses schreckliche Projekt „Den Schneid abkaufen“ (Modell Doll; auch Funkel kann das). Auch das Verhalten der schon kritisierten Fans, den Meister des Spiels als Schwalbenkönig abzuqualifizieren, ist zwar legitim, aber nicht schön. Ein allgemeiner van Bommel.

    Doch am Anfang war das Wort. Unaufgeklärt, was der eine zum anderen gesagt hat…Beide gelten nicht als polyglotte Sprachgenies.Dann kam der Bodycheck; technisch sauber. aber mal ehrlich gesagt, wäre das ganze auf der Kaiserstraße passiert, wäre der Kyrgiakos doch stehengebliebn und hätte gefragt: „Was willst Du, Kleiner?“ Da spielt Zidane doch in einer andern Liga.
    >

  4. Fabian Pingel schrieb am 26. Februar 2008:

    aber mal ehrlich gesagt, wäre das ganze auf der Kaiserstraße passiert, wäre der Kyrgiakos doch stehengebliebn und hätte gefragt: “Was willst Du, Kleiner?”

    Einmal abgesehen davon, dass es trotzdem die rote Karte für Diego hätte nach sich ziehen müssen – der Schiedsrichterassistent stand kaum zehn Meter weit entfernt – frage ich mich bei der Diskussion immer, was denn Kyrgiakos‘ Alternative gewesen wäre. Hätte er im Duell 1,75m gegen 1,95m einfach nur soweit dagegengehalten, dass er nicht umfällt oder ins Straucheln gerät, wäre es vom Schiedrichtergespann vermutlich als Rempelei zwischen zwei Spielern betrachtet worden und hätte wohl gelb für beide nach sich gezogen.
    Ob die Schmerzen anschließend nicht auch im Stehen zu ertragen gewesen wären, sei natürlich einmal dahingestellt

  5. viererkette schrieb am 27. Februar 2008:

    Na ja, wäre das nicht ehrlicher gewesen? Wenn der griechische Koloss und Stiefler einfach stehen geblieben wäre und sich nicht fünf Minuten vor Schmerzen gewälzt hätte? So müssen wir drei Spieltage ertragen, an denen dieser wunderbare Fußballer seine Kunst nicht zelebrieren kann. Bedauerlich.

  6. www.direkter-freistoss.de » Gibt es etwas Verkrampfteres als Merks Augenzwinkern? schrieb am 29. Februar 2008:

    […] Helmut Fleischer am letzten Samstag, seine Sicht zur wichtigsten Szene des Spieltags erläuternd, dem Remake von Zidane und Materazzi in Frankfurt. Geht es gestelzter? Will sich hier jemand, der sich in der Defensive wähnt, mit der Rhetorik, die […]

  7. Kraelinho schrieb am 29. Februar 2008:

    Die Rote Karte Diegos ist absolut berechtigt. Ich weiß auch gar nicht warum darüber so diskutiert wird?
    Dass er sich zur Tätlichkeit hinreißen lassen hat, ist seine eigene Schuld, denn jeder der Fussball spielt (egal ob Bundesliga oder Kreisliga)weiß doch, dass Beleidungen in einem Spiel leider an der Tagesordnung sind.

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