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Oliver Fritsch Onkel Ottos Kuchentheke

von Oliver Fritsch

Hemdsärmeliger geht es nicht. Kameruns Nationaltrainer Otto Pfister, Finalist im Afrika-Cup 08, kokettiert in einem FAZ-Interview bei der Frage danach, wie er sein Team auf ein Spiel vorbereitet, mit seinem Improvisationstalent und seinen „social skills“: „Mit Taktik befasse ich mich überhaupt nicht. Ich mache keine Mannschaftssitzung. Ich spreche mit jedem persönlich, stimme ihn ein. Vor Anpfiff gibt’s ein paar gemeinsame Minuten, ein Stück Kuchen, damit das Hungergefühl weggeht. Dann Schulterklopfen, und ab auf den Platz. Taktik ist nur ein Hilfsmittel. In letzter Konsequenz kannst du damit kein Spiel gewinnen. Es entscheidet immer die individuelle Klasse. Afrikanische Spieler sind sehr stark in der Geschmeidigkeit, der Beweglichkeit. Also versuche ich die Stärken herauszuarbeiten und befasse mich erst am Ende ein wenig mit dem Gegner. Du kannst afrikanische Spieler nicht in ein taktisches Konzept zwingen.“

Als ob man Afrikanern nicht Taktik vermitteln könnte – und deren Notwendigkeit! Das wird nicht nur Arsene Wenger anders sehen, den Pfister besonders schätzt und der große Stücke auf taktisch starke afrikanische Spieler zählt. Der Ton des in Afrika sehr erfolgreichen Pfister ist nicht weit entfernt von dem Kolonialherrensprech seines Vorgängers Winnie Schäfer, der einmal sagte: „Ich weiß, wie Afrikaner zu führen sind.“

Mir klingen die Aussagen zwar allzu launig – doch welch ein angenehmer Unterschied im Vergleich mit dem larmoyanten Berti Vogts, ebenfalls Trainer in Afrika, und zwar in Nigeria, das bereits im Viertelfinale ausgeschieden ist! Vogts, der immer wieder die Attacken der nigerianischen Journalisten mit Attacken auf nigerianische Journalisten kontert, ist sich jüngst für folgende Opferrolle nicht zu schade gewesen: „Würden weiße Journalisten mit einem schwarzen Trainer so umgehen, dann glaube ich, dass man von Rassismus sprechen würde.“

Auf die Probleme des bekannt unkommunikativen Vogts’ mit den nigerianischen Verhältnissen angesprochen, nimmt Pfister auf welt.de keine Hand vor den Mund: „Es gibt wahre Selbstmörder unter den Trainern. Berti Vogts beklagt sich in der Zeitung, dass er noch kein Geld gekriegt hat. So etwas darf er nicht sagen. Das kommt alles auf ihn zurück.“ bezieht Pfister – nebenbei – auch Position in der aktuellen Kopftuchdebatte, wenn auch begrifflich etwas unsicher: „Einen Job im Iran habe ich abgelehnt. Da kann ich meine Frau nicht mitnehmen. Die kann doch dort nicht mit Turban herumlaufen.“

Hier noch das Onkel-Otto-Potrait auf Spiegel Online: Pfister, der Anti-Vogts. Und hier: ein (zwei Jahre alter) Text über eine Ausstellung über deutsche Fußballtrainer im Ausland

7 Kommentare

  1. M.Wiemer schrieb am 11. Februar 2008:

    Folgende Passage des FAZ Interviews fand ich auch köstlich:

    Frage:

    Es gäbe sicher einige, die Ihren Posten in Kamerun gern übernehmen würden. Matthäus hat sich ja auch schon bereit erklärt für einen Afrika-Job.

    Antwort:

    Hier laufen einige rum. Sitzen auf der Tribüne und geben Interviews. Kritisieren Trainer und versuchen sich selbst für deren Jobs ins Spiel zu bringen. Jeder produziert sich. Dabei gibt’s in Europa genug zu trainieren und in Deutschland genug zu verbessern. Nur macht das keiner.

    Ich frag mich bei Matthäus ernsthaft: Warum gibt ihm kein Präsident in Deutschland eine Möglichkeit eine Mannschaft zu trainieren und zu Erfolg zu führen ?
    In welcher Vorurteilsschublade ist er steckengeblieben ?
    Dabei hat er natürlich Fußballwissen ohne Ende und bei einigen Trainerstationen wie in Belgrad durchaus sehr respektable Leistungen erzielt. Eventuell hat irgendwann ein Präsident aus der 2. Liga den Mut und gibt Matthäus eine Chance in Deutschland.
    Ja und Pfister. Er ist ein Unikat. Scheint jedoch in Afrika damit ganz gut zurecht zukommen. Den größeren Unterhaltungswert wie Berti Vogts hat er allemal.

  2. Oliver Fritsch schrieb am 11. Februar 2008:

    Fragen Sie mal einen bei Rapid Wien, was er von Lothar Matthäus als Trainer hält. Aber es stimmt ja auch: kurzfristig hatte Matthäus als Trainer oft Erfolg.

  3. bunteskanzler schrieb am 11. Februar 2008:

    Kuzrfristigen Erfolg? Sehr gut, dann könner wir uns alle auf das Bundesligadebut des Trainers Lothar Matthäus in zwei Wochen nach dem Nürnberg-Spiel gegen Cottbus freuen. Dort ist man zu jeder Narretei fähig und Loddar galt ja bereits als Kandidat für die Nachfolge Wolfgang Wolfs.
    Er würde den Unterhaltungswert Hans Meyers sogar noch übertreffen, wenn auch auf eine Art und Weise, die unterschiedlicher nicht sein könnte! Und mal ganz ehrlich, ein wenig kokettiere ich selbst als eingefleischter Clubberer mit dem Abstieg als amtierender Pokalsieger. Ist als Meister ja auch schon geglückt. Und wenn man schon nicht mehr Rekordmeister sein kann, dann doch wenigstens Rekord-Depp. Das Double der Dummheit. Ist doch auch was.

  4. Tom schrieb am 11. Februar 2008:

    Matthäus zu verpflichten bringt nicht einmal Nürnberg fertig. Eine noch größere „Narretei“ leistet sich die Club-Vereinsführug allerdings damit, an einem glück- und erfolglosen Trainer festzuhalten, dessen „Unterhaltungswert“ seit Monaten gegen Null geht und der u.a. nur noch damit auffällt, Journalisten und sonstige Kritiker als „Klugscheisser“ (wie zuletzt vor laufender Kamera in der Sportschau) zu beschimpfen. Der glückliche Pokalsieg (in sechs Spielen 4x Verlängerung und 2x Elfmeterschießen) hat dem guten Mann eine derartige Stellung verschafft, dass er sogar über seinen Entlassungstermin selbst bestimmen kann. Sowas gabs auch noch nie.

  5. Tom schrieb am 11. Februar 2008:

    Das Club-Präsidium liest hier mit! 😉

  6. buuh schrieb am 11. Februar 2008:

    Na ja, wenn Matthäus einen Job haben will, sollte er vielleicht mal Interviews (wie zuletzt bei EuroSport) sein lassen? Oder seine SportBild Kolumne aufgeben…

    Kurz gesagt: Sich die Dampfplauderei abgewöhnen 🙂

  7. bunteskanzler schrieb am 11. Februar 2008:

    Na, das hat sich ja nun erledigt..

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