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Oliver Fritsch Deutschland-Türkei 3:2

von Oliver Fritsch

Lukas Podolskis Statement nach der Italien-Niederlage im WM-Halbfinale wurde zum besten Fußballspruch des Jahres 2006 gewählt: „So ist Fußball: Manchmal gewinnt der Bessere.“ Die Betonung legt man am besten auf „manchmal“, das konnten wir gestern wieder feststellen, denn das Gegenteil traf zu. Fußball ist meist ein unvorhersagbares Spiel, und seine Resultate sind oft unerklärlich.

Versuchen wir es trotzdem: Die Türken hatten die Deutschen in der ersten Halbzeit weitestgehend im Griff; aber es gab keine Phase in den gesamten 90 Minuten, in der es sich umgekehrt verhielt. Nicht mal nach Tor Nummer Eins und Tor Nummer Zwei, die den Deutschen eigentlich Auftrieb hätten geben können. (Nach Tor Nummer Drei war das Spiel ja bald vorbei.) Die stimmlich unterlegenen deutschen Fans konnten froh sein, dass es mit 1:1 in die Pause ging. Technisch überlegen, taktisch klüger, zweikampfstärker, mutiger, geistig wacher, schneller in der Ballverarbeitung – die Liste der Vorzüge der Türken war lang. Vorausgesetzt es ist nichts Bedeutendes in den rund zehn Minuten passiert, in denen ich, wie wohl alle vor dem Fernsehgerät, auf das Radio angewiesen war.

Bei Podolski sah man all seine typischen Höhen und Tiefen: Abwehrverhalten zum Wegschauen beim 0:1, klasse Vorbereitung zum 1:1. Ballack war abgemeldet bis auf etwa drei brillante Direktpässe. Klose hat eins gemacht, viel mehr lobendes lässt sich nicht sagen. Ähnliches gilt für Schweinsteiger, der aber zumindest sehr aktiv war. Der lange Mertesacker hatte naturgemäß seine Schwierigkeiten mit den flinken Türken, ebenso Friedrich, die Schlafmütze. Mertesacker hielt zudem den Ball oft sehr lange, was aber auch am mangelhaften Spiel ohne Ball der ganzen Elf lag. Lehmanns gute Leistung gegen Portugal schien die Ausnahme gewesen zu sein und nicht die Regel. Das erste Tor sollte man ihm nicht ankreiden. Aber beim zweiten bückt er sich nach ner Schnecke … – … und zack, ist sie weg! Unsicherheiten auch bei einer Freistoßflanke in der ersten Halbzeit und bei zwei Pässen, die er mit dem Fuß spielte. Die Türken legten es drauf an zu schießen und Standards auf ihn zu „ziehen“. Ist er sein Vorbild? Oder er?

Metzelder war die Schwachstelle der Abwehr, geistig träge, selten in der Lage, einen Ball zu erahnen. In einer Szene in der ersten Halbzeit ging er einen Schritt nach vorne, obwohl der ballführende Gegenspieler im Mittelfeld nicht unter Druck gesetzt wurde – ein grober taktischer Fehler. Beim 2:2 rückte er zu spät zur Ballseite. Wie kann es überhaupt dazu kommen, dass es die führende Mannschaft in der Schlussphase nicht fertig bringt, am Flügel Überzahl in Ballnähe zu schaffen? Auch wenn man mitten im Rennen, also nach fünf von sechs Turnierspielen, nicht die Pferde wechselt, sollte Löw überdenken, ob er Metzelder in die Startelf des Finals schickt.

Lahm habe ich noch nie so viele Fehler machen sehen. Es begann schon in seiner ersten Szene, als er Altintop einen Ball und eine gute Chance schenkte. Und es endete (fast) bei seinem verlorenen Zweikampf, der zum 2:2 führte. Dass sich Lahm einmal so ausspielen lässt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Aber da sind wir genau an dem Punkt, der letztlich den Deutschen zum Sieg gereicht hat: Üblicherweise haben Spieler an Fehlern zu knabbern, manchmal den Rest des Matchs. Aber was macht Lahm, dieser Teufelskerl? Er schießt fünf Minuten später das Siegtor, ein Verteidiger geringeren Formats hätte keinen Fuß mehr über die Mittellinie getan. Das ist Winner-Mentalität, kein Zweifel, das Aufstehprinzip, türkische Tugend. Das ist das Beste, was man über die Deutschen an diesem Tag sagen kann. Vielleicht noch, dass ihre Klasse in einer Handvoll Szenen aufblitzte: etwa beim 1:1, beim 3:2, zwei tollen Toren, und in der Szene, die zum Elfmeter an Lahm (oder war’s doch bloß ein Freistoß?) hätte führen müssen. Wie konnte Busacca nach dieser Szene weiterlaufen lassen? Er muss der einzige im Stadion gewesen sei, der in dem Moment kein Foul sah. Kurz später übersah er auch einen Zupfer von Lahm, den man allerdings erst in der Zeitlupe erkennen konnte. Bester Spieler war Hitzlsperger, an zwei Toren mit feinen Pässen beteiligt war. Und Frings brachte mehr Stabilität und Aggressivität in die deutsche Defensive.

Nein, das Allerbeste, was man über die Deutschen an diesem Tag sagen kann, ist, dass sie, wenn auch nicht zu einem großen Spiel, so doch zu einem spannenden Finish in der Lage waren und dass sie die großartigen Türken besiegt haben, ein Team, das bei dieser EM gezeigt hat, dass es einen Trainer und tolle Fußballer mit großen Herzen hat: Altintop, Semih, Aurelio, Khazim, Boral, Sarioglu und die heute abwesenden Nihat, Tuncay, Arda … Saygı, Türkiye! Die EM wäre ohne sie viel ärmer gewesen. Ironischerweise schieden sie nach ihrer besten Leistung aus.

Deutschland steht im Finale. Das ist mehr als man, aus meiner Sicht, vor dem Turnier erwarten konnte. Und damit ein großer Erfolg für Löw und seine Spieler. Die Elf ist zwar nicht konstant, aber sie hat Nehmerqualitäten. Vermutlich kommt es ihr am Sonntag entgegen, dass sie nicht als Favorit ins Spiel gehen wird. Löw sollte sich was für seine linke Seite einfallen lassen, über die gestern alle Tore (alle fünf!) fielen. Wird er sie defensiv stärken können, ohne dass sie offensiv an Kraft verliert?


Euro 2008: Germany vs. Turkey 3:2 – MyVideo

Wie hat Löw das eigentlich gemeint, als er im ZDF-Interview: „Ein zweiter Stürmer hätte uns heute gut getan” sagte?

Von der Stimmung zwischen Türken und Deutschen auf deutschen Straßen hab ich nicht viel mitbekommen. Sie vielleicht? Hier zum Abspann deutsche Hymne, wie Ströbele sie sich wünscht:
[audio:http://www2.stroebele-online.de/upload/hymne.mp3]

Noch nicht genug? Dann lesen Sie, was die New York Times vor dem Spiel für geeignet hielt, gedruckt zu werden: „All of Europe has been in the grip of what it calls football fever for the past two and a half weeks as the Continent’s best teams have squared off. The tournament has given audiences some displays of masterful soccer, but also more than a few intriguing subplots as the increasingly mobile populations around Europe and the world create an overlapping web of confused loyalties. Mixed allegiances are hardly new to international soccer. Players often duel against teammates and friends from their professionals squads. Some coaches know no borders. Russia’s coach, Guus Hiddink, celebrated his team’s latest victory over his home country, the Netherlands. And, as in the Germany-Turkey matchup, there are often political overtones. A matchup in the final between Germany and Russia, which plays Spain in the other semifinal, could well exhaust a decade’s worth of World War II references.“

48 Kommentare

  1. Kraelinho schrieb am 26. Juni 2008:

    Das reine Ergebnis macht mich stolz, aber die spielerische Qualität von gestern – wenn man überhaupt davon sprechen kann – war sehr enttäuschend.
    Unerklärlich diese zögerliche, fast ängstliche Einstellung der Spieler auf em Platz.
    Keine Bewegeung ohne Ball, sodass zwangsläufig Pässe über 3-4 Meter nicht den Mitspieler erreichten bzw. diese Bälle nur horizontal in der eigenen Hälfte zwischen der Viererkette hin und her geschoben wurde.
    Kein Selbstvertrauen und eine defensive Unordnung, die aus einer mangelnden Manndeckung resultierte. Auch wenn die Raumdeckung und den Gegner „übergeben“ als taktische Defensivvariante vorgegeben wird, so überrascht doch die gestrige mangelnde Umsetzung.
    Schwer zu beurteilen ist die Tatsache, inwiefern und wie auf dem Platz untereinander kommuniziert wurde, aber als Zuschauer hatte man den Eindruck, dass auf dem Platz kaum gesprochen wurde.
    Zu gern möchte ich mal wissen, wie die Halbzeitansprache ausgefallen ist, denn dieses Spiel erinnerte doch sehr stark daran, dass die Deutschen die Türken trotz aller Beschwörungen vor dem Spiel unterschätzten.
    Die Defensivarbeit (aller!) war unglaublich oberflächlich, sodass die Türken bei ihrem ersten Lattentreffer den Raum und die Zeit hatten in Ruhe disesn Angriff auszuführen. Das 0:1 war dann der vorläufige Höhepunkt (Podolski und Lahm).
    Das 1:1 fiel überraschend, aber war ein sehr guter Angriff. In dieser Szene hat man doch gesehen, dass man die Türken überwinden kann, wenn man direkt und möglichst schnell nach vorne spielt.
    Nachfolgend blieb die deutsche Mannschaft weiter passiv und ließ die Türken immer besser ins Spiel kommen und baute sie weiter auf.
    Die 2.Halbzeit brachte nichts neues, außer dass die Deutschen in der 90. Minute durch eine Einzelaktion von Lahm das Spiel gewannen.
    Gestern konnte man insgesamt kein Mannschaftsspiel erkennen, außer 1-2 Angriffe. Dieses Spiel war das schwächste im Turnier und zeigt, dass Ballack und Co sehr unkonstant und schwankend spielen.
    Egal wer im Finale der Gegner sein wird, mit so viel Glück und „nur“ einem Mentalitätswechsel (mehr Bereitschaft zum Kämpfen und Rückkehr zur Einheit) werden wir auch Europameister.
    Prämisse: Dieses Spiel muss sofort abgehakt werden.

  2. Oliver Fritsch schrieb am 26. Juni 2008:

    Die deutsche Elf wollte es mit One-touch-Football probieren. Diesen Eindruck hatte ich anfangs, aber sie spielten es zu durchsichtig. Die Kombination vor dem Foul an Lahm (2. Hz.) war allerdings von höchster Qualität. In dieser Szene hat man gesehen, dass sie es eigentlich drauf haben.

  3. Max Diderot schrieb am 26. Juni 2008:

    Eigentlich wollte ich eine Philippika auf die deutsche Mannschaft schreiben. Aber Oliver Fritsch und Kraelinho haben ja schon treffende Analysen über das gestrige Match geschrieben, so dass ich nur noch ein paar Krumen nennen will.

    Was die Verteidigung der deutschen Mannschaft gestern Abend präsentierte bleibt mir auch heute noch ein Rätsel. Diese ungelenken Aktionen im Defensivbereich, dass nicht vorhandene Doppeln an den Flügeln, ein Laissez-faire-Stil allerfeinster Natur – katastrophal! Der Vorbereitung des zweiten türkischen Tores ging ein Ãœberlaufen Lahms voraus, das sich so oder ähnlich schon einmal Minuten zuvor ereignete – Erkenntnis schaut anders aus.

    Natürlich freue ich mich auch über das Erreichen des Finals. Ebenso muss es unserem kommenden Kontrahenten ergehen, sollte er die Halbfinalpartie der deutschen Mannschaft als Qualitätsstandard für das bevorstehende Duell ansehen.

  4. Max Diderot schrieb am 26. Juni 2008:

    Anfänglich sah ich eher eine deutsche Mannschaft, die Arroganz vermittelte. Nach dem die übrigen Mitspieler sahen, dass Michael Ballack eng gedeckt wurde, haben sie es an Variationen und Alternativen mangeln lassen, und anscheinend den lieben Gott um Eingebung gebeten. Dass dies drei Mal erfolgreich war, spricht eher für die Existenz Gottes denn der Klasse der deutschen Spieler.

    Ich erinnere mich noch, dass vor der WM 2006 Szenarien in der internationalen Presse entworfen worden sind, nachdem die DFB-Elf in Italien abgefertigt wurde. Die phantasiereichen Niederländer kreierten ein Motto für die deutsche Mannschaft „Ballack without Bollocks“. Daran fühlte ich mich am gestrigen Abend erinnert.

  5. Bundesberti schrieb am 26. Juni 2008:

    Man kann eigentlich nur hoffen, dass die von Spiel zu Spiel besorgniserregend schwankende Mannschafts-Performance der Deutschen im Endspiel wieder stimmt.

    Woher rührte diese doch ziemlich dramatische Verschlechterung gegenüber dem Portugal-Spiel? Hat das psychische Gründe? Fühlt sich die Mannschaft hilflos, sobald der Gegner ein System a la Kroatien spielt?

    Immerhin: Sollte die deutsche Mannschaft zum Endspiel wieder mal einen guten Tag erwischen und so funktionieren, wie sie es eigentlich kann, ist der Titel greifbar.
    Und dann interessiert das verkorkste Türkei-Spiel auch keinen mehr (außer vielleicht Rüstü, der wohl noch ziemlich lange an diesen Abend denken wird).

  6. Oliver Fritsch schrieb am 26. Juni 2008:

    In der ersten Halbzeit gestern war es das einseitigste Spiel des Turniers, oder? Ich lese gerade 15:1 (15:3) Torschüsse.

  7. Hexenkessel schrieb am 26. Juni 2008:

    Ein Spiel das eigentlich nur Fragezeichen hinterlässt? Warum, Warum, Warum? Das schwächste deutsche Spiel will ich jetzt nicht gesehen haben. Gegen Kroatien war es deutlich schlimmer, weil die Mannschaft da nicht zurück gekommen ist. Da hier schon alles zu den Mängeln gesagt ist, will ich versuchen, mal Gründe für den eigentlich unmöglichen Sieg zu finden.
    1. Effektivität (oder ist es Effizienz??)
    Die deutschen agieren in der Offensive mit einer nie gekannten Präzision und Effektivität. Wenn der Mittelfeldmotor mit Ballack oder Podolski, mit Hitzlsperger oder Schweinsteiger einmal läuft, kommt fast immer eine große Torchance dabei raus. Und noch dazu werden diese selten vergeben. Die deutschen schießen verdammt selten aufs Tor – nur acht Mal gegen die Türken!! – aber treffen dennoch recht häufig. Auch wie die Angriffe vorgetragen werden, ist allererste internationale Güte. Die Tore von Schweinsteiger oder das Weltklasse-Tor von Lahm müssen sich nicht hinter hölländischen oder russischen Kunstwerken verstecken.

    2. Siegeswille
    Dass man nicht über 90 Minuten da sein muss um zu gewinnen, haben die Türken vorgemacht. Wie Kerner gestern wusste: Sie haben bis zum Halbfinale nur 9 Minuten in Führung gelegen (und selbst gestern kamen nur vier bis fünf dazu). Auch Deutschland hat bei diesem Turnier eine beeindruckende Qualität gezeigt, Tore im richtigen Moment zu schießen. Gegen Polen fiel das 2-0 mitten in die Drangphase von Beenhakkers Elf und brach ihren Kampfgeist. Gegen Österreich ein Gewaltschuss direkt nach der Halbzeit, der Sicherheit für die restlichen 42 Minuten gab. Gegen Portugal das 3-1 gemacht, als der Ausgleich für jene zum Greifen nahe war. Und gestern: Zwei Tore der Türken postwendend gekontert, eins davon fiel immerhin in Min. 85. Sich von derartigen Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen, sondern im Gegenteil sofort zurückzuschlagen, ist große Klasse und spricht für das Team. Warum Löw es im Gegensatz zu Klinsmann nicht schafft, seine Mannschaft regelmäßig von Beginn an so aufspielen zu lassen, ist sein Geheimnis. Was die richtige psychologische Einstellung seiner Mannschaft angeht, hat er jedenfalls noch große Defizite als Trainer. Das beste Spiel kam nicht zufällig, als mit Löws Tribünen-Verbannung ein zusätzlicher Push wirkte.

    Die Achterbahnleistungen der deutschen Elf lassen so gut wie keine Prognose über das Finale zu. Die Nörgelfans werden heute abend nach einem begeisternden zweiten Halbfinale ohnehin sicher sein, dass wir mal wieder keine Chance haben, nur um dann eines besseren belehrt zu werden. Die Optimisten glauben einfach daran, dass jetzt wieder ein großes Spiel folgen muss.

  8. Manfred schrieb am 26. Juni 2008:

    Wo ich mir grad das Video der Tore anschaue…
    Erklärt einer mal Herrn Rethy, dass die Türkei gegen die Schweiz und Tschechien gewonnen hat?
    ‚Zum ersten Mal in diesem Turnier geht die Türkei überhaupt mal in Führung.‘
    Das bestätigt nur meine Ãœberzeugung, dass es ohne Ton wirklich besser ist…
    Zum Spiel: wer immer das andere Halbfinale gewinnt, wird wohl als Favorit ins Endspiel gehen (es sei denn, es wird ein Spiel mit Verlängerung und 11erschießen, vulgo: kräfteraubend), und das hat der deutschen Mannschaft gegen Portugal ja auch geholfen.
    Ich hab das Spiel parallel im Liveblogging bei dogfoods allesaussersport mitverfolgt, und der zitierte nach dem Spiel denn einen Blogger folgendermaßen:
    If there’s one team that knows more about winning a match in the last minute than Turkey, it’s Germany. Master v apprentice.
    Passt.

  9. juwie schrieb am 26. Juni 2008:

    Oliver Fritsch hat eigentlich alles gesagt, trotzdem noch ein paar kleine Anmerkungen von mir:

    Zu Metzelder fällt mir echt nichts mehr ein! Hat der Nacktfotos von Klinsi und Jogi in inniger Umarmung?

    Respekt vor Lahm, dass er sich als Mitverursacher der beiden Gegentoren noch dazu aufraffen kann, ein Tor vorzubereiten und das entscheidende zu schießen.

    Die Leistung der deutschen Mannschaft war so schlecht und sie den Türken so unterlegen, dass ich mich für diesen Sieg schäme (okay, ich bin kein Fan vom FCB, sonst könnte ich dieses schale Gefühl nach „Dusel-Siegen“ vielleicht routiniert abschütteln). Sechs gute Szenen, drei Tore, das nennt man wohl „effektiv spielen“. Aber als „calcio cynico“ kann man das ja wohl nicht ausgeben – denn da steht dann wenigsten die Defensive und wird das Spiel des Gegners zerstört.

    Es stimmt, was of wohl nach dem Österreichspiel geschrieben hat: Diese Mannschaft kann gegen überlegene Gegner positiv überraschen, kann kleine Mannschaften sicher kontrollieren und hat enorme Schwierigkeiten gegen kompakte Team der gleichen Leistungsklasse. Mir scheint, entscheidend ist, ob es in der ersten Viertelstunde läuft, wenn nicht, kann nur noch wie gestern abend die mangelnde Chancenauswertung durch den Gegner helfen.

  10. Kikamaru schrieb am 26. Juni 2008:

    Also es war für mich das nervenaufreibenste Spiel der EM. Bin im Urlaub in Thailand und die zweite Halbzeit (ab 2:45 a.m.) war dreimal !!! ohne Bild und nur mit Thai-Ton, da saßen dann auf einmal drei lustige Experten im Studio und sprachen kapkapakapgermanykapakapkap und ich musste mich ins super highspeed thai-Internet einloggen um dann im Spiegel.de Ticker wenigstens rudimentär informiert zu sein. Das 2:1 und 2:2 entging mir so und dann nach Lahms vom-Arsch-zum-Held-des-Spiels-Aktion versagte der Sender wieder und ich trommelte wie blöde auf der aktualiserungs-taste. waren doch die türken gefürchtete last-minute scorer.

    Aber zum Spiel:
    1. Geistige Verfassung: Nach 10 Minuten empfahl ich Hrn. Löw fernmündlich lautstark entweder die Auswechslung oder Zugabe von einer tripple Dosis Ritalin von bzw. für eben diesen Lahm. Der war so geistig träge auf dem Platz unterwegs, aber das war eigentlich etwas weniger schlimm bei fast allen deutschen Spielern zu sehen, oder aber es lag an dem aufgedreht quirligen aber ballsicheren Rumgerenne der Türken? Die waren gestern voll auf dem Tripp. Aber zum Glück dann doch nicht wirklich überragende Spieler, sonst hättens Lehmans Tor vollgeknallt.

    2. Spielaufbau, -eröffnung: Teilweise pressten die Türken die deutsche Manschaft recht stark und während im Portugal Spiel fast immer weiße Trikots in Überzahl im Fernseh-Bild auftauchten, waren es hier fast nur rote Jungs, die Abschläge, Apraller, Querschläger im Mittelfeld aufnehmen konnten. Frings Einwechselung brachte Entlastung, der war irgendwie angefressen und entsprechend schnell und klug dabei. Viele Eröffnungen nach Ballbesitz waren superschnell und die wenigsten brachten Gefahr, meist wurde der lange Ball beim Kopfball-Abtropfen den Türken abgeschenkt. Deren Zweikampf- und Kopfballstärke war für mich schon überraschend.

    3. Abwehr: Tja, Lehman sah sehr unglücklich aus beim ersten Gegentor und danach wirkte er so komisch gehemmt bei seinen Aktionen. Mir schien, als habe er schon die Schlagzeilen über sein Halbfinalspiel gelesen gehabt und gedacht, dass wars mit der internationalen Karriere oder was auch immer. Ist ja sehr sensibel der Hr Lehman. Später wieder etwas entspannter, aber nie so dominant ruhig und sicher wirkend wie gegen Portugal, war immer latent Flatter-Fillip gefährdet.

    Was mich aber wirklich erstaunt, dass wir mit so einer schlechten Abwehr so weit gekommen sind. Es wackelt und kracht doch bei jedem Angriff irgendwie und wenn dann nur der kleinste persönliche Fehler dazu kommt, dann wird es brandgefährlich.

    4. Offensive: Ja, eindeutig der beste Part der deutschen Manschaft. Da haben wir zwei Kicker, denen man den Spaß beim Vorrennen und Toreschießen wirklich in jeder Aktion ansieht. Den Typus kenn ich von meiner Halbfelderfahrung, rennen vorne rum und wollen halt immer ein Tor mehr schießen als ihre Manschaft einfängt, weil sie beim verteidigen weniger Lust empfinden.

    5. Taktik generell: Die Türken hatten so eine Art Licht-Aus-Und-Drauf Taktik, spielten eine Art Räuberfussball, was teilweise sehr chaotisch wirkte. Wäre die dt.Manschaft frischer gewesen und hätte nicht so komisch überrascht gewirkt, hätten sie die Türken durch sichere und schnelle und großräumigere Kombinationen fix auseinander genommen. Aber die türkische Leidenschaft war schon faszinierend. Auf jeden Fall haben die Türken bewiesen, dass sie in das Halbfinale der Europameisterschaften gehört haben, das war nicht alles nur Glück.

    Ich glaube Löw spielt so, weil er glaubt, wenn er die wackelige Abwehr stärkt, dass er dann deutlich mehr im Angriffspotenital verliert. Und mit Lehman in Galaform als Torwartlibero hat er ja eigentlich auch immer einen Abwehrspieler zusätzlich.

    Fürs Finale hoffe ich, dass Lahm und Mertesacker geistig wieder topfit sind. Metzelder einfach solide spielt, dass unsere Spaßkicker vorne auch hinten rackern und dass Ballack, den ich eigentlich nie so gut gesehen habe, wie er überall gemacht wurde, mehr zwingende Szenen entwickelt, dass Haudrauf Hitzelsberger mal trifft und das Klose endlich mal ins Spiel eingebunden wirkt. Insgesamt, dass die Manschaft harmonischer, abgestimmter wirkt, es wird doch viel nach Fehlern rumkrakelt auf dem Platz. Ach egal, eigentlich will ich nur, dass sie gewinnt. Zur Not auch mit 7:6 ohne Verlängerung.

    Ansonsten bin ich glücklich, wir sind im FINALE! Hätte ich nicht gedacht.

  11. nedfuller schrieb am 26. Juni 2008:

    neben dem geistigem Verschlafen der Abwehr und des defensiven Mittelfelds haben die Deutschen wohl in Wien gespielt und die Türken in Basel. So weit weg vom Gegner, Mann Mann Mann.

    Aber erfreulich ist die Offensive: Wenn einmal (oder dreimal) nach vorne Fussball gespielt wird, dann wird es immer gefährlich. Darauf muss sich der Finalgegner einstellen. Wir gurken den Ball nicht rein, wir spielen.

    Ich habe gestern das erste Mal von einer Frau gehört, dass der Rethy auf die Nerven geht. Sie guckt nur zu grossen Turnieren Fussball und dann eben nur die Deutschlandspiele.

    Liebes ZDF und liebe ARD:
    Bitte stellt einen Kanal zur Verfügung, auf dem wir ohne Kommentator das Spiel sehen können…

    Finale ist Klasse. Fühlt sich gut an. Auch wenn es aufgrund der Leistung leichten Schmerz verursacht.

  12. Ditschi schrieb am 26. Juni 2008:

    Höchsten Respekt vor der türkischen Mannschaft und vor jedem einzelnen Spieler. Sie hätten das Finale verdient gehabt. Die 3 Tore des deutschen Teams, und die Spielzüge, die ihnen vorausgingen, haben aber neben der hier schon viel gepriesenen Come-back-Mentalität meiner Meinung nach eines gezeigt: Die Deutschen haben einige Individualisten, die jederzeit ein solches Spiel entscheiden können. Schweinsteiger, Podolski, Klose, Hitzelsberger und Lahm können, auch wenn sie zuvor jede Menge Fehler gemacht haben oder unsichtbar waren, plötzlich feine Nadelstiche setzen, die selbst eine kompakte Deckung wie die der Türken alt aussehen lassen. „Geistesblitze“ oder „Geniestreiche“ kann man sowas tatsächlich nennen. Diese individuelle Klasse hat den Türken gestern gefehlt. Und deswegen ist Deutschland im Finale – verdient.

  13. brandy schrieb am 26. Juni 2008:

    Apropos auf die Nerven gehen: Was hat Angie eigentlich mit Platini gemacht? Warum hat er nach dem 3:2 geschaut, als hätte man einem kleinen Bub das Elfmeterschießen weggenommen? Und wenn nedfuller einen Kanal ohne Kommentator haben kann, kann ich dann bitte einen Kanal zusätzlich ohne Promitribüne und WAGs haben?

  14. Seggel schrieb am 26. Juni 2008:

    Zum Spiel selber ist hier alles treffend gesagt (außer vielleicht, dass das gestern auch ein FCB Spiel war – bester Türke: Hamit; Tore D: alles FCB-Spieler; Torvorbereiter D: FCB + 1 x Hitz)

    Zur Psychologie: Hatte nur ich den Eindruck, dass die Umarmung nach dem Spiel von Ballack ausging und der Löw eher den Eindruck machte, als sei er von Ballack verhaftet? Ãœberhaupt, der Ballack war gestern kein „Leader“, eher Totalausfall.

    Das Spannendste wäre zu wissen (oder zu ahnen), was in der Mannschaft gruppendynamisch vor sich geht.

  15. Carsten schrieb am 26. Juni 2008:

    > Wie hat Löw das eigentlich gemeint, als er im ZDF-Interview: „Ein zweiter Stürmer hätte uns heute gut getan” sagte?

    Das habe ich mich auch gefragt. Und noch viel mehr: wer, wenn nicht Löw selber, hätte für diesen zweiten Stürmer sorgen können? Sehr komisch?

    Spätesten nach dem gestrigen Spiel würde ich mir auch einen Kanal ohne Kommentar und ohne irgendwelchen ewig langen Zwischenschnitte mit Bildern von Trainern, Zuschauern oder Promis wünschen. Während des Spiels will ich das Spiel sehen und selbst entscheident, wann genug auf dem Spielfeld passiert, dass es sich lohnt hinzugucken. Das kann doch nicht so schwer sein, sowas bis zur nächsten WM anzubieten.

  16. ruppI1 schrieb am 26. Juni 2008:

    Berechtigte Frage von Oliver Fritsch, wie Löw das gemeint habe mit dem zweiten Stürmer, der der deutschen Mannschaft gut getan hätte. Hat mich bei dem Interview gestern auch schon gewundert. Hätte er vielleicht mal einen eingewechselt und das System geändert. Oder durfte er nicht, konnte er nicht? Zu viel Angst, daß das Mittelfeld geschwächt wird, oder daß Gomez wieder nur umherirrt? Das was Löw da von sich gegeben hat, war eigentlich ein Offenbarungseid. Er hat offensichtlich kein taktisches Konzept oder nicht den Mut, es zu ändern.

  17. Linksaussen schrieb am 26. Juni 2008:

    ich frage mich: warum hat er dann nicht in der hz oder später einen gebracht? weil man gomez im moment nicht als stürmer betrachten kann? weil er kuranyi nur mitgenommen hat, damit der sich nicht den strick nimmt? neuville, den hätte ich gerne gesehen.

  18. Max Diderot schrieb am 26. Juni 2008:

    Nachdem nun einige Male die Löwsche Intention mit dem zweiten deutschen Stürmer auftaucht, frage ich mich, wie das hätte funktionieren sollen. Die Türkei in ihrer gestrigen Verfassung war immer darauf bedacht, personelle Überzahlsituationen zu praktizieren. Voraussetzung dafür waren mentale und physische Willensstärke. Hätte der deutsche Teamchef etwa einen derangierten Mittelfeldspieler gegen einen klassischen Stürmer (Gomez oder Kurányi) ausgetauscht, wäre unter Umständen dessen primäre Aufgabe darin bestanden, den türkischen Spielaufbau unterbrechen zu wollen. Räumlich betrachtet bis zu Mittellinie. Somit wäre aber sein Potenzial nicht zur Geltung gekommen, da fußballerische Drucksituationen (Einschnüren der gegnerischen Mannschaft) fast nur von der Türkei ausgingen.

    Ein Mittelfeldspieler, der genug Kondition besitzt um 20-30 Minuten sowohl defensiv als auch offensiv zu agieren, wäre mir, als 1/80 Millionstel Möchtegern-Bundestrainer, in retrospektiver Betrachtung als eine plausible Wahl erschienen. Ich denke, der (Ex-) Bremer Tim Borowski hätte es solche Alternative sein können.

    Sidekick: Vor kurzem las ich von einem Zitat, das dem österreichischen Fußballtrainer Ernst Happel zugeschrieben wird, wonach ihm ein 6:5-Erfolg lieber sei als ein 1:0-Resultat. Insoweit hat die deutsche Mannschaft in ihrem gestrigen Match vorausschauend auch den Toten gedacht.

  19. MeierSepp schrieb am 26. Juni 2008:

    Ihr Lieben,

    heute „morgen“, als ich die Augen weit genug aufbekommen habe, um die ersten Nachberichte zu lesen, dachte ich im ersten Moment: „Habe ich ein anderes Spiel gesehen?“.
    Wenig von dem, was heute (mit Recht!) an der Deutschen Mannschaft bekrittelt wird, drang gestern an mein Bewusstsein…

    Die Erklärung für meine (nicht nur durch Bier) getrübte Wahrnehmung:

    Ich war das erste Mal beim „Public Viewing“!

    Und glaubt mir: Das Spielerlebnis wird derart positiv verzerrt, dass man sich tatsächlich anderntags die Augen reibt wenn man die ersten Kritiken liest.

    Sehr zu empfehlen!

  20. Fischers Fritsch schrieb am 26. Juni 2008:

    „Von der Stimmung zwischen Türken und Deutschen auf deutschen Straßen hab ich nicht viel mitbekommen. Sie vielleicht?“ – Allerdings! Und ich kann (aus Köln) wirklich nur Positives berichten. Das war eine große gemeinsame Feier. Selbst im absoluten Zentrum des Geschehens, wo man nach dem Portugal-Spiel noch das Gefühl hatte, mit halbwegs passablem Schulabschluss den insgesamt vorhandenen IQ flugs zu verdoppeln, herrschte gestern eine angenehme, weitestgehend proletenfreie Stimmung. Die Türken haben bei dieser EM nicht nur eine tolle Mannschaft. Ich bin leider nicht sicher, ob es im umgekehrten Fall einer deutschen Niederlage genauso gelaufen wäre…

  21. Balduin schrieb am 26. Juni 2008:

    Die Türkei kann stolz auf ihr Team sein, sie haben gestern eine couragierte, technisch und taktisch anspruchsvolle und überzeugende Leistung abgeliefert und bleiben auch mit diesem letzten Eindruck eines der Teams, die die EM 2008 in der Erinnerung geprägt haben werden.

    Geschickter Schachzug: Durch die Leistung hat sich Deutschland vorsorglich endgültig jeder Favoritenrolle fürs Finale entledigt und sie dem Sieger von heut abend überlassen. Und wie man gegen Portugal gesehen hat, liegt uns die Außenseiter-Rolle ja viel, viel besser…

    (Auch wenn das schon nach der Gruppen-Auslosung feststand, dass aus der Hälfte des Tableaus mit den Gruppen C und D der Favorit kommen würde, gegenüber 99% der Mannschaften, die in A und B versammelt waren)

    Ja, wir sind wieder bei den Confed-Cup- und WM-Anfangszeiten insofern, dass bei uns wieder die Wahrscheinlichkeit auf ein 3:2 oder 4:3 höher ist als für ein 1:0. Offensiv stark, defensiv schwach.

    Unterstreichen möcht ich, was Ditschi schon hervorgehoben hat: falls mal wieder jemand labert, wir Deutschen hätten ja leider nicht die Spieler, die ein Spiel auch mal dank ihrer individuellen Klasse allein entscheiden könnten, keinen Ronaldo, Ribery, Torres und Villa oder van Nistelrooy oder Sneijder, denen das gelingen könnte, das ist Essig. Aber genau von individueller Klasse muss man da wohl sprechen bei dem, was Podolski und Schweinsteiger beim ersten Tor abliefern und Lahm beim dritten (Hitzlspergers vorbereitende Pässe auch). Die Italiener und Franzosen hätten sich über solch erfolgreich abgeschlossene Einzelaktionen in ihrer Offensive sicher gefreut.

    Und wieder mal die älteste Binse: bei einem Turnier von so vielen qualitativ guten und gleichwertigen Teams entscheidet den Ausgang oft die Detailfrage, wer mehr Fehler macht (Rüstü!) bzw. wer die Fehler des Gegners öfter ausnützt. War wohl wieder mal so…

  22. Daniel schrieb am 26. Juni 2008:

    Irgendwie kommt es mir so vor, als ob die Deutschen immer nur machen, was sie müssen.
    Einen Sieg gegen Polen, damit man sich sicherer fühlt, dann gar nichts gegen Kroatien, weils halt nicht sein muss – Östereich schlägt man so oder so.
    Gegen Portugal hilft nur eine ganz starke Vorstellung; also wird halt ganz stark gespielt.
    Gegen die Türken hilft nur der Führungstreffer in der 89. Minute – erledigt.
    Und wenn sie hiermit Europameister werden? Mir solls recht sein!

  23. persiflo schrieb am 26. Juni 2008:

    Mögen sie auch gegurkt haben, spannend wars allemal, unverdient fand ich den Sieg nicht wirklich, und ansonsten kann ich mich Daniel nur anschliessen.
    Was mir zu Ohren kam, sind die folgenden, erstaunlichen Zahlen vom castrolindex: das deutsche Mittelfeld erreichte eine kumulierte Laufleistung von 44km, das türkische dagegen 73km. Weiters lief die Abwehr der Türken etwa 10km zusammen, die der Deutschen hingegen knapp 40!
    Wie die das zusammenrechnen ist mir allerdings nicht ganz klar.

  24. Johnnyflash schrieb am 26. Juni 2008:

    2 Thesen zur seltsamen Verfassung der Mannschaft:
    1. Die im Vorfeld „Großer-gegen-kleiner-bruder-seid-nett-zueinander”-Beschwörungsformeln haben zu einer großen Beißhemmung geführt, die nur 3mal (bei den torschüssen) kurzzeitig gelöst wurde.
    2. Das Spiel hatte einen von Angela Merkel beauftragten Drehbuchautor, der für eine tolle Dramaturgie, viel parallelgesellschaftlichen Respekt für die Türken, aber letztlich doch einen Sieg der deutschen Leitkultur sorgen sollte.

  25. Hexenkessel schrieb am 26. Juni 2008:

    In der heutigen Pressekonferenz des DFB – die ich immer fantastischer finde, Harald Stenger wird immer mehr zum heimlichen Star des Teams – hat sich Löw zu der Stürmerfrage natürlich äußern müssen. Sinngemäß war seine Antwort die, dass er zwar gerne einen Stürmer gebracht hätte, dafür aber einen Mann aus dem Mittelfeld hätte opfern müssen. Und er hatte nicht das Gefühl, dass das dem Team gut getan hätte, angesichts der Verfassung in der die Defensive war. Zur Verlängerung wäre aber wohl noch ein Stürmer ins Team gekommen.

  26. Linksaussen schrieb am 26. Juni 2008:

    @persiflo #23: die daten bei castrolindex beziehen sich auf die ursprünglich eingeplante position der spieler. so wird podolski dem sturm zugerechnet, egal wo er spielt. und bei den türken hat mehmet topal, etatmäßiger mittelfeldspieler, in der abwehr gespielt. rechne die zahlen für mittelfeld und abwehr zusammen: 84 vs. 83 km, dann siehts schon anders aus.

  27. persiflo schrieb am 26. Juni 2008:

    ach so… ja, klar. ts. hmpf.

  28. persiflo schrieb am 26. Juni 2008:

    Ach so… ja klar. Danke, Linksaussen. Ob diese Art der Buchführung einen Sinn hat?
    La Vanguardia bemüht heute den alten Lineker, wonach der Fußball dasjenige Spiel sei, bei dem am Ende immer die Deutschen gewännen. Vielleicht ist ja das eine Erklärung.

  29. Eisenfuß schrieb am 26. Juni 2008:

    Ich hab mich gestern gefragt, warum Hamit Altintop nach dem Spiel so sauer war und was es mit Poldi und Klose zu diskutieren gab.

    Jetzt lese ich gerade, dass sich Kazim-Kazim beschwert, die Deutschen seien schlechte Sportsmänner, weil sie vor dem 3:2 den Ball nicht ins Aus gespielt haben. Hab mir die Szene gerade noch einmal angesehen. Kazim-Kazim bleibt verletzt liegen, als Lahm vor dem Tor nach innen zieht. Ich denke, in einer solchen Situtation spielt kein Spieler der Welt den Ball ins Aus.

    Gruß
    Eisenfuß
    P.S.: Mein erster Beitrag. Macht Spaß hier zu lesen!

  30. Oliver Fritsch schrieb am 26. Juni 2008:

    Mir ist die Sache mit Kazim Kazim auch erst in der dritten Zeitlupe aufgefallen. Welch ein Versäumnis des ZDF, in der Nachberichterstattung nicht darauf einzugehen!

  31. brandy schrieb am 26. Juni 2008:

    Altintop ist wirklich ein sehr Sympathischer. Aber wenn man in der Situation als Angreifer den Ball ins Aus schlagen soll, dann kann man wirklich aufhören mit dem Fußballspielen…

  32. Flinkfinger schrieb am 26. Juni 2008:

    Warum wurde in der Berichterstattung bisher nicht darauf eingegangen, dass Co-Trainer Flick nach der Halbzeit viel eher auf der Bank saß. Welche Aufgaben hat der Assistenztrainer, wenn er nicht in der Halbzeit in der Kabine bleibt? Gab es Ärger oder Meinungsverschiedenheiten?
    Vielleicht wird die Frage nach der EM geklärt.

  33. Dieter Müller schrieb am 26. Juni 2008:

    Kazim hat sich ja selbst den Knöchel verdreht, als er Lahm nicht folgen konnte. Und der hat den Ball auch so schnell wie möglich über die Linie gespielt, nur eben ins Tor… 😉

    Zur Eingangsfrage, warum Deutschland im Finale ist:

    Ich gehe auch wie viele andere hier mit „Effektivität“ und „Siegeswille“.

    Die schwankenden Leistungen kann man entweder darauf beziehen, wie die anderen Teams gegen uns spielen (gegen die offensiven Polen und Portugiesen waren wir gut), oder dass wir überhaupt nicht mit der Favoritenrolle umgehen können. Und letzteres wäre erschreckend – klingt so gar nicht nach deutscher Abgezocktheit.

  34. Random1 schrieb am 27. Juni 2008:

    „Die schwankenden Leistungen kann man entweder darauf beziehen, wie die anderen Teams gegen uns spielen (gegen die offensiven Polen und Portugiesen waren wir gut), oder dass wir überhaupt nicht mit der Favoritenrolle umgehen können. Und letzteres wäre erschreckend – klingt so gar nicht nach deutscher Abgezocktheit.“

    Eine Mischung aus beidem. Gestern ging eine Elf aufs Feld die nichts zu gewinnen hatte gegen eine Elf die unabhängig vom Ergebnis schon gewonnen hat. Und so haben sie gespielt.

    Mich erinnert das ganze an die Auftritte bei der WM2002. Gegen Südkorea und Mexiko wurde aufs übelste gerumpelt, im Finale gegen Brasilien aber zeigte man die beste Leistung des Turniers.

    Deswegen bin ich mal vorsichtig optimistisch.

    Meine persönliche Quote: 60-40 pro Spanien. Favorit Spanien, aber sicher nicht haushoch.

  35. 7gscheiter schrieb am 27. Juni 2008:

    Kurzer Blick auf die Leistungen der gegnerischen Abwehrreihen im Viertel- und Halbfinale, und da fällt auf: Beide Mannschaften verfügten – vorsichtig formuliert – nicht gerade über Torhüter von internationaler Klasse. Beide waren ein wesentlicher Faktor für die gnadenlose Chancenverwertung der deutschen Mannschaft in beiden Spielen. Bei den Spaniern steht ein Iker Casillas im Tor…

  36. Skühn schrieb am 27. Juni 2008:

    Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie es Jürgen Klinsmann ergeht, wenn er dieses Gerumple sieht. Und wo ist in diesem Turnier die Handschrift von Löw? Wollte er nicht den positiven, offensiven Stil Klinsmanns weiterführen?

    Bin ich eigentlich der einzige, die sich an die WM 2002 erinnert fühlt?

  37. 12. Mann schrieb am 27. Juni 2008:

    @Skühn:

    Jürgen Klinsmann sitzt in seinem Hotel in München und ärgert sich, dass sein ehemaliger Assistent mit dem Finaleinzug geschafft hat, was er selber nicht gepackt hat.

  38. Oliver Fritsch schrieb am 27. Juni 2008:

    Sehr unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich.

  39. Balduin schrieb am 27. Juni 2008:

    @Random1:

    2002 haben wir gar nicht gegen Mexiko gespielt, und das Halbfinale gegen Südkorea war von der Leistung her schon wieder auf dem aufsteigenden Ast. Die schwachen Leistungen waren gegen Paraguay und die USA.

    @Skühn:

    Wir sind auch 2006 unter Klinsmann gegen Argentinien und Italien nicht ständig nur positiv und offen nach vorne gestürmt, sonst wären wir nicht so weit gekommen. Auch damals war uns neben dem offensiven Spiel auch wichtig, dass wir gewinnen. Schnelles und offensives Spiel (die berühmten vertikalen Pässe und das schnelle Umschalten nach vorne, kurze Kontakte, weswegen seit damals der Statistik-Kram so wichtig genommen wird, wieviel Sekunden im Schnitt ein Angriff dauert oder der Ball gehalten wird etc.pp.) ist auch für Klinsmann kein Selbstzweck gewesen, sondern deswegen so entscheidend, weil es die Chancen erhöht, dass man gewinnt.
    Wenn man in einem Spiel merkt, der Gegner ist besser, oder es geht heute irgendwie gar nix, würde sicher auch Jürgen Klinsmann dann trotzdem weiter versuchen, zu gewinnen statt den Spielern zu sagen „Okay, da wir heute unser Konzept nicht umsetzen können, verdienen wir es zu verlieren, also lasst ruhig mal freiwillig ein paar Tore rein, damit wenigstens die Besserspielenden heute weiterkommen“

    Die Hauptparallele zu 2002 sehe ich für uns in der glücklichen Auslosung. Aber uns auch noch dafür zu schämen, halte ich für sinnlos.

    Zu Kazim Kazim:

    Wenn er sich dabei verletzt hat und dann das Tor fällt, ist das natürlich sehr traurig, als Reporter würde ich sicher schreiben „tragisch“, für ihn. Aber dann müsste sich ja jeder Verteidiger, der den Zweikampf an der Außenlinie verliert, nur fallen lassen und den Verletzten mimen und könnte so jeden Angriff unterbinden, wenn man da verlangen würde, dass man als Ballhabender sofort abbricht.

  40. Skuehn schrieb am 27. Juni 2008:

    zu 12. Mann:
    Das kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen. Ich glaube eher, dass er hin und wieder überlegt, ob seine Arbeit nicht doch für die Katz war, wenn er das Gerumpele und Geholzere sieht.

    Das hat im übrigen nichts damit zu tun, dass ich mich nicht über den Finaleinzug freue.

    Oliver Fritsch möchte ich danken für seine engagierte Arbeit hier – ich lese hier seit gefühlten Ewigkeiten mit und bin immer wieder begeistert, was Sie so alles in der Presse finden. Vielen herzlichen Dank!

  41. 12. Mann schrieb am 27. Juni 2008:

    Nun, ich dachte meine Aussage wäre so absurd, dass jeder erkennt, dass sie ironisch gemeint war.

    Ich gehe mal davon aus, dass er alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft seit der WM verfolgt hat und deshalb gesehen hat, dass die deutsche Mannschaft deutliche Fortschritte gemacht hat und reifer wirkt und deshalb die Quali als erste Mannschaft erfolgreich absolviert hat. Und das trotz Ausfällen von Leistungsträgern. Klinsmann wird gesehen haben, dass die Mannschaft auch ohne WM-Euphorie in Quali- und Freundschaftsspielen zuhause oder auswärts tolle Spiele abgeliefert hat.

    Ich fand die letzten Spiele auch nicht berauschend und war auch leicht enttäuscht vom Auftreten von Jogis Jungs. Eine Erklärung dafür habe ich nicht, aber das heißt doch noch lange nicht, dass Jogi jetzt Klinsmanns Erbe zerstört oder so. Mir geht die Glorifizierung von Klinsmann, die in letzter Zeit nach ein paar schwachen Spielen eingesetzt hat, ziemlich auf die Nerven. Vor der WM wurde Klinsmann verdammt und verspottet für seine Methoden, nach der WM wurde jeder Trainer als altmodisch belächelt, der keine Gummibänder einsetzt. Als die EM-Quali für Löw so gut lief, war er der beste Trainer, den man sich vorstellen konnte. Jetzt spielt die Mannschaft mal nicht so überzeugend und alles soll wieder falsch sein? Das kann doch kein Maßstab sein, alles zu vergöttern, wenn es gut läuft und alles zu verdammen, wenn es schlecht läuft.

    Und wenn Klinsmann wirklich denkt, dass seine Arbeit jetzt plötzlich für die Katz gewesen ist. Dann selbst daran schuld. Es hätte ihn keiner daran gehindert seinen Vertrag zu verlängern.

    Bin mal gespannt, ob alle noch Klinsmann so loben, wenn es bei Bayern mal nicht so läuft. Im Hurra-Stil werden die sicher kein Meister. Und für einen dritten Platz wird ihm in München ganz sicher kein Denkmal als Meister der Herzen gebaut.

  42. Fischers Fritsch schrieb am 27. Juni 2008:

    Ãœber die für uns so glückliche Auslosung ist ja bereits vor der EM viel geschrieben worden. Aber wenn man jetzt im Rückblick mal so vergleicht: Spanien setzt sich in einer Gruppe mit den enttäuschenden Griechen und den sicherlich nicht als Top-Team zu bezeichnenden Schweden durch. Dann das Viertelfinale gegen ein Italien, das das gesamte Turnier nicht die Klasse von vor 2 Jahren zeigen konnte – sicherlich immer noch ein starker Gegner, aber bestimmt nicht unangenehmer als die Portugiesen. Im Halbfinale jetzt die völlig ausgepumpten Russen, die noch dazu (zumindest in den beiden Partien gegen Spanien) keine Moral bewiesen. Deutschland setzt sich demgegenüber im Viertelfinale gegen die bis dahin sehr überzeugenden Portugiesen durch und dann gegen die Türken, die zwar stark dezimiert antraten, dafür aber ohne Ende motiviert waren. Ich weiß wirklich nicht, welcher der beiden Finalteilnehmer den „leichteren“ Weg hatte…

  43. Oliver Fritsch schrieb am 27. Juni 2008:

    Ich bleibe dabei: Klinsmann hat herkulische Arbeit vollbracht. Eine historische Leistung für den deutschen Fußball. Und damit meine ich nicht Platz 3 bei der WM. Klinsmann hat, trotz größtem Widerstand, neues Denken und Handeln ermöglicht. Der Bundestrainer Löw wäre ohne Klinsmann nicht möglich gewesen.

  44. 12. Mann schrieb am 27. Juni 2008:

    @Oliver Fritsch: Ich kann ihrem Fazit nur zustimmen. Ich bin auch ein großer Fan von Klinsmanns Arbeit (und das auch schon vor der WM als es nicht so gut lief und nicht erst als es während der WM nationales Gebot war).

    Was mich stört ist der Tenor nach schlechten Spielen alles in Frage zu stellen und nach guten Spielen alles in den Himmel zu loben.

  45. Max Diderot schrieb am 28. Juni 2008:

    Ich schließe mich gerne der Auffassung an, dass Jürgen Klinsmann eine tolle Arbeit geleistet hat. Stellt man die Verbesserung des aktuellen fußballerischen Niveaus im Vergleich zum seinerzeitigen Ausgangspunkt, und bezieht noch die rasante Entwicklung des Weltfußballs mit ein, könnte herkulisch eine annähernde Bezeichnung dafür sein.

    Dabei wird vergessen, dass, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, es Sportredakteure der Süddeutschen waren, die Klinsmann damals in Kalifornien besuchten und ihm seine Gedanken entlockten. Sitzen demnach die Trotzkisten des deutschen Fußballs, seine gedankliche Speerspitze, doch in München.

    Eine andere Personalie, in der Ära Löw getroffen, halte ich aber für wesentlich bedeutender. Dass Frank Wormuth nun die Fußballlehrer-Ausbildung beim DFB übernommen hat, gibt diesem ganzen Ausbildungsprozess hoffentlich jenen Impetus, der in nicht allzu ferner Zeit auch hiesige Trainer dazu befähigt, eine fußballerische Dialektik zu entwickeln und Konzeptionen voran zu treiben. Von diesen Boulevard-Plaudertaschen (Matthäus, Basler, u.a.) hielt und halte ich nicht viel.

  46. Arena, Teil 5 | J.A. Blog schrieb am 28. Juni 2008:

    […] Wir möchten sie bitten, bei Nachbarsblogsendern zu lesen. Zum Beispiel hier oder hier oder hier. Dieser Beitrag wurde geschrieben am 28. June 2008 und ist gespeichert in: „Fußball“. Sie […]

  47. India schrieb am 3. Januar 2017:

    To prawda, w takiej odsÅ‚onie jak powyżej jest faktycznie przepiÄ™kna. Codziennie powtarzam sobie &#is80;dzi22aj biorÄ™ sprzÄ™t i idÄ™ na Å‚owy”, kiedy nadchodzi wieczór padam ze zmÄ™czenia i myÅ›lÄ™” jutro też jest dzieÅ„, tzn noc ;)) “, ale pójdÄ™, obiecujÄ™ ze pójdÄ™ 😉

  48. Arena, Teil 5 - J.A. Blog schrieb am 9. Oktober 2017:

    […] Der aktuelle Blog-Artikel über das letzte Fußballspiel der Deutschen muss auf Grund von technischen Problemen leider ausfallen. Wir möchten sie bitten, bei Nachbarsblogsendern zu lesen. Zum Beispiel hier oder hier oder hier. […]

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