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Die Debatte in deutschen Medien über „das Internet“ nimmt in jüngster Zeit, vielleicht durch die Wirtschaftskrise befeuert, erneut peinliche Züge an, nachdem zwischenzeitlich eine Versachlichung zu verzeichnen war. Ein herrliches Fundstück hat der Blogger und Bayern-Fan probek ausgegraben. Im TV-Sonntagsstammtisch des BR salbadern Uli Hoeneß und Alpha-Journalist Helmut Markwort (Focus-Chef) über „die Internet-Situation“ (Hoeneß). probek hat eine Minute mitgeschnitten und als Audio zur Verfügung gestellt. Markwort und Hoeneß wirken bei ihrem Altherrengerede so ungestört und unbeobachtet, wie man es im stromlinienförmigen Medianalltag selten zu sehen und hören bekommt. Dadurch gewinnt die Szene ihren Reiz.
probek

Von einer „ganz schlimmen Entwicklung“ sprechen sie. Das Motto im Internet sei: „Jeder Narr kann Klowände beschmieren.“ Markwort, der im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzt, bläst sich mit der Floskel „Ich als professionell arbeitender Journalist“ auf. Alleine die etablierten Medien, die ja auch alle online sind, gingen „mit der üblichen journalistischen Sorgfalt“ ans Werk, ergänzt er. Das kann man wohl so stehen lassen, dass der Focus auch online mit der üblichen journalistischen Sorgfalt ans Werk geht.

Hoeneß fiel vor anderthalb Jahren durch den kabaretthaften Satz auf: „Ich kann Ebay und Google doch auch nicht verhindern.“ Ob dahinter mehr Technikangst und Amerikaphobie oder mehr Polemik und Ahnungslosigkeit steckte, wurde bis heute nicht tiefgehend genug erörtert. probek jedenfalls bietet seinem Manager Nachhilfeunterricht an:

„Lieber Uli Hoeneß, ich mag sie, habe aber irgendwie das Gefühl, dass sie auch 2009 noch ‚das Internet‘ trotz eines inzwischen einigermaßen bekannten eigenen Online-Auftritts der FC Bayern München AG fast ausschließlich negativ sehen. Das mit dem Negativ-Sehen möchte ich gerne ändern. Dazu biete ich exklusiv für sie eine kostenlose kleine Seminarstunde an. Gerne zeige ich ihnen, welch ein wunderbares Werkzeug das Internet ist und – Neugier sowie ein wenig Engagement und Offenheit vorausgesetzt – auch für sie werden kann.“

Ich hab ne bessere Idee, um Uli Hoeneß davon zu überzeugen, dass das Internet nicht nur eine Gefahr ist, sondern eine Chance: eine staatliche Gebühr auf alle Internet-Anschlüsse erheben und 2 € pro Monat an die Vereine der Fußball-Bundesliga abführen – nach Tabellenstand gestaffelt, versteht sich.

Hier ein zwei Jahre alter Text von mir über Markwort.

6 Kommentare

  1. Linksaussen schrieb am 14. Mai 2009:

    Sehr gute Idee, vor allem die Staffelung nach Tabellenstand. 10 Mio für den Letzten, ne halbe für den ersten, dazwischen gestaffelt. Denn: Die Spitze spielt ja sowieso Champions League/Europadingens und scheffelt dort die Millionen/Milliönchen, während die Abstiegskämpfer im nächsten Jahr in der Zweiten Liga herbe Einbußen hinnehmen werden müssen.

    (Im amerikanischen Draft-System klappt das ja auch)

  2. Linksaussen schrieb am 14. Mai 2009:

    Zu der „Internet-Situation“ sage ich nichts. Es wäre ein Leichtes, über Hoeneß abzulästern („Der alte Mann und das Netz“), aber wenn gleichzeitig bei Redakteuren deutscher Qualitätsmedien (ja, liebe SZ, ich meine Euch) kaum mehr Ahnung vom Netz vorhanden ist, hilft nicht mal mehr Sarkasmus.
    Markwort ist ja sowieso jenseits von Gut und… Achne, nur von Gut.

  3. Horst Hollmann schrieb am 16. Mai 2009:

    probek hat ja sicherlich Recht. Aber es gibt dann doch Unterschiede zu professionellen Schreibern, die ihr Handwerk über Jahre gelernt haben. Die würden dann nämlich „sie“ und „ihnen“ in der Anrede richtig „Sie“ und „Ihnen“ schreiben.
    Andererseits: Verstöße gegen Regeln können auch sehr kreativ sein.

  4. Frittenmeister schrieb am 16. Mai 2009:

    Hat nicht der Uli Hoeneß vor der Saison von einem Sponsor einen Laptop geschenkt bekommen und versprochen, dass er bis zum Ende der Saison ein Profi in Computersachen ist? Dann kann er doch jetzt eigentlich gar keine so große Angst mehr haben vor der Technik?!?

  5. Oliver Fritsch schrieb am 16. Mai 2009:

    Meinen Sie die professionellen Schreiber (auch aus der FAZ und Co), die Konjunktiv I und Konjunktiv II seit Jahren verwechseln?

  6. probek schrieb am 16. Mai 2009:

    Einerseits danke, Herr Hollmann, fürs Korrekturlesen meines Textes (den Job wollte sonst keiner), meinen unglaublichen, extrem sinn- und zweckentstellenden Rechtschreibfehler habe ich korrigiert, hoffe, Sie können meine Intention jetzt besser verstehen. Andererseits befürchte ich, dass im 21. Jahrhundert in professioneller Umgebung produzierte Texte auch nicht immer frei von Rechtschreibfehlern sind, auch wenn das selbstverständlich keine Entschuldigung für mein Vergehen sein soll. Abgesehen davon bin ich für Medien ohne Kreativität pessimistisch und halte in wirtschaftlich schweren Zeiten für klassische (Print-)Verlagshäuser selbst eine vermeindlich immer korrekte Rechtschreibung als Alleinstellungs- und Überlebensmerkmal leider nicht für ausreichend.

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