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Das Live-Protokoll

16:57 Deutschland also mit seinen besten Kräften. Béla Réthy nicht zu vergessen, der Reporter gewordenen Wikipedia des ZDF.

16:59 Das Spiel steht unter Leitung von Massimo “Effenberg” Busacca (hier, auf einem älteren Bild, übt er noch).

17:01 Die Hymnen … Sorry, Magister Haydn. Musikalisch steht es 1:0 für Russland.

7′ Richtig, Mischa! Den ersten Freistoß immer Vollspann in die Mauer. Alter Kreisklassentrick. Beim nächsten Mal ducken sich alle.

10′ Ui, sind die alle nervös. Beide Mannschaften. Das merkt man an den schüchternen Torschüsschen und zögerlichen Dribblings.

20′ Es hat sich noch nichts getan. Beide Mannschaften ohne Präzision im Passspiel. Liegt wohl auch am Kunstrasen (keine Ironie). Man könnte aber auch sagen: Die Anfangsphase haben die Deutschen überstanden.

25′ Boateng, der Rechtsverteidiger, stiehlt Kerschakow in der Gefahrenzone Mitte den Ball. Lässig, sehr lässig.

29′ Eben noch gelobt, nun hätte Boateng fast einen Gegentreffer verschuldet. Im Mittelfeld den Ball versäumt, fehlt er bei einem schnellen Angriff über Arschawin, der Bystrow in den 16er schickt. Aber Adler gewinnt das Eins gegen Eins. Die Russen drängen jetzt die Deutschen in deren Hälfte.

35′ Tor für Deutschland Miroslav Klose 0:1 Salto Klosale! Oh, war das gut gemacht von Özil! Mit einem herrlichen Move schickt er erst seinen Gegenspieler in den Ural und nach einem Zungeschnalzdoppelpass mit Podolski zieht er zur Grundlinie und hat das Auge für Klose. Der in München ja genug Selbstvertrauen getankt hat, um den Angriff zu vollenden.

42′ Ab jetzt werden keine Wetten mehr angenommen, dass Friedrich nach der Pause für Boateng kommen wird. Gelb für den Hamburger nachdem ihn Bystrow stehenließ.

Halbzeit 0:1 Beide Mannschaften mit einer sehr guten und einigen halben Chancen. Die Russen hätten in Führung gehen können, aber Adler war das Ende für Bystrow. Das Tor verdanken die Deutschen in erster Linie Özil, der sich zunächst gut löst, sich dann freiläuft und Klose, der eigentlich gedeckt ist, auflegt. In den ersten zwanzig Minuten hatten beide Teams, würd ich mal sagen, durchaus Probleme mit dem Polyethylen unter ihren Füßen.

55′ Jetzt ist Adler-Zeit. Zwei Mal pariert er Schüsse mit den Fäusten, dann landet ein Seitfallzieher Arschawins auf dem Tordach. Jetzt gehts los! Jetzt ist der Spaß vorbei!

58′ Özil sendet den Ball auf einen langen Segelflug … und an die Latte.

65′ Luftholen angesagt beim deutschen Anhang. Und auf der deutschen Bank. Die Russen schicken einige Pfeile in den deutschen Strafraum, die aber bislang noch nicht treffen. Und Polyethylen ist nicht die Sache von Per Storch Mertesacker.

69′ Gelb-Rot für Boateng, Deutschland wird die letzten gut 20 Minuten in Unterzahl sein. Richtige Entscheidung des Schiedsrichters. Die falsche des Bundestrainers, der den fahrigen Boateng vorher hätte auswechseln können.

72′ Der nicht-intrigante Arne Friedrich wird für Özil eingewechselt, den wir gerne noch länger gesehen hätten. Große Spannung, noch gut eine Viertelstunde im wichtigsten Fußballspiel des Jahres – und das ZDF macht einen Programmhinweis auf Frauenboxen. Wohin mit meiner Wut Beschwerde?

88′ Nur weil Béla Réthy etwas sagt, heißt es ja nicht, dass es automatisch falsch ist. Das hätte Elfmeter für Russland geben müssen. Glück gehabt, Arne! Gomez für Klose.

Endstand 0:1 Glücklicher Deutschland-Sieg “Blüh im Glanze dieses Glückes”, tickern die 11 Freunde (die heute nur zu zweit sind). Das war knapp und hat Löw sicher ein paar graue Haare beschert. Zwischenzeitlich deutliche Überlegenheit der Russen mit schnellen Vorstößen in die Box und einigen Schüssen in Richtung René Adler. Der müsste nach dieser Leistung schon einiges falsch machen, sollte er nicht die Nummer 1 von Südafrika sein. Glück vor allem, dass “der Schweizer”, wie Guus Hiddink sagt, und es klingt verschwörungstheoretisch, in der 88. Minute den Russen den Mittelfinger zeigte – und nicht wie es den Regeln entsprochen hätte, auf den Elfmeterpunkt.

Boateng hätte Löw früher auswechseln können, er hatte oft Probleme, den Gegnern zu folgen. Andererseits, Friedrich hat ja auch gefoult. In der spielentscheidenden Szene sah man einen sehr leichtfüßigen und wendigen Özil. Gut war auch das Mittelfeld Schweinsteiger, Ballack, Rolfes.

Allen Naseweisen ist diese heute gedreht worden, denn es war durchaus zu erkennen, dass der Boden das Spiel sehr beeinflusst hat: Der Ball wurde schnell, Klose etwa konnte vor dem Tor gar nicht zum Schuss ausholen, sondern er lief schlicht in Özils Pass. Viele, teils einfache Pässe gerieten zu lange. Bälle sprangen höher als vermutet. Und Mertesacker wird sich zu Weihnachten sicher keinen Bettvorleger aus Polyethylen wünschen. Diese Vorzeichen erhöhen freilich den Sieg des DFB-Teams, wenn man auch bedenken muss, dass die meisten russischen Spieler auch nicht täglich auf Kunstrasen trainieren und spielen.

Am Ende siegte Deutschlands “Durchschlagskraft”, sagt der Holländer Hiddink, und es klingt nach einer militärischen Anspielung. Am Ende sah man Kapitän Ballack mit Granulat auf der Stirn – der Insignie des modernen Fußballarbeiters.

11 Kommentare

  1. Stefan schrieb am 11. Oktober 2009:

    Jep, genau so wars, man muss ja den Schwachsinn den man bei Twitter verbreitet (Ballack gegen Hiddink) bis hierhin verbreiten. Wär ja blöd zuzugeben, dass es eine gute Mannschaftsleistung war (trotz guter chancen teilweise von Russland). Übrigens Ballack und Schweinsteiger mit einer souveränen Leistung im Mittelfeld. Aber ich schätze mal dieses hat Balle alles ganz allein gemacht.

  2. Lutschbirne schrieb am 11. Oktober 2009:

    Getrunken, Stefan? Das tun wir alle. Nur merkt mans nicht bei allen.

  3. Marvin Nash schrieb am 11. Oktober 2009:

    Schweini und Ballack fand ich auch richtig stark. Das war hohe internationale Klasse. Das war immerhin Russland auswärts. Ich will Boateng in der IV neben Mertesacker sehen. Und nicht Westermann. Das Problem ist, dass wir keinen richtig guten zweiten AV haben.

    Nicht nur die Aktion von Özil und der Abschluss von Klose waren gut beim Tor. Den Pass von Poldi spielen auch nicht viele Fußballer so perfekt. Stichwort Kießling 😉 .

    Podolski ist für mich ein wenig Opfer des neuen Systems. Er war immer am stärksten im 4-4-2 hängend hinter Klose (Gegen Portugal 2008 mal ausgenommen). Er ist defensiv nicht so stark und kommt zu wenig in den Strafraum auf der neuen Position. Gut, dass dahinter Lahm war, denn defensiv hat Podolski zwar meist gut gestanden, aber auch viel zulassen müssen, was man ihm als Stürmer nicht vorwerfen kann. Ich hätte schon früher Trochowski für Podolski gebracht, der defensiv besser agiert und taktisch mehr drauf hat. Kann auch besser den Ball halten. Und das sage ich als Podolski-Fan. Schade, dass er seine große Chance nicht genutzt hat, als er den Abwehrspieler anschoss.

  4. Oliver Fritsch schrieb am 11. Oktober 2009:

    Aber ja, es ist Löws Sieg. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Großen? Trochowski find ich defensiv allerdings podolski-like.

  5. tafelrunde schrieb am 11. Oktober 2009:

    Mit dem einzigen wirklich guten Angriff das 1:0 zum Sieg erzielt. Man kann auch Glück sagen, bei den nicht mehr zu zählenden Großchancen der Russen nicht nur in der 2. Halbzeit.
    Und wie Hiddink nach dem Spiel gleich mehrmals „Durchschlagskraft“ als den entscheidenden Unterschied herausstellte und dieses urdeutsche Wort aussprach, das hatte tatsächlich was von einer militärischen Anspielung.
    Taktisch allerdings hat Löw dem alten Fuchs Hiddink hervorragend Paroli geboten. Die vielen Chancen der Russen entsprangen „nur“ den brillanten technischen Fähigkeiten der Gastgeber und einer zunehmenden Fehlerquote bei den Deutschen. Das führte in der deutschen Defensive v.a. in der 2. Hälfte zu einem teilweise sagenhaften Durcheinander.
    Boateng konnte leider zu keiner Zeit an seine wirklich herausragenden Leistungen beim HSV und in der U21 anknüpfen. Der Platzverweis war fast zwangsläufig. Hoffentlich bekommt er dennoch weitere Chancen, da Friedrich keine Alternative darstellt. Boateng ist der Spieler mit den wohl besten Anlagen in einer Verteidigerposition.
    Noch mal zu Löw. Er versteht es anscheinend, eine Mannschaft zu bauen und nicht nur Spieler einzuladen, die momentan einen guten Lauf haben. Wie jeder weis, ist eine Fußballmannschaft ein sehr sensibles Gebilde. Auf ebendiesen Mannschaftsaspekt muss ein guter Trainer sein Augenmerk richten.
    L̦w scheint zu wissen Рund kann dies in entscheidenden Spielen augenscheinlich vermitteln Рauf was es ankommt. Gerade in taktischen, strategischen und damit in personellen Entscheidungen.
    Dass jeder Erfolg im Fußball in großen Teilen auch Glück bedingt, sollte eine Binsenweisheit sein. Dies wird leider (zu) oft übersehen, deshalb ist es umso schöner, wenn der aktuelle Bundestrainer dieses Glück auch hat.

  6. Eisenmann schrieb am 12. Oktober 2009:

    „Das Tor verdanken die Deutschen in erster Linie Özil, der sich zunächst gut löst, sich dann freiläuft und Klose, der eigentlich gedeckt ist, auflegt.“

    Podolski spielt einen guten Doppelpass, Klose trifft, obwohl gedeckt, aber es war alles Özils Verdienst. Naja, wenn man nicht neutral berichten will, dann lässt man es halt bleiben.

  7. Oliver Fritsch schrieb am 12. Oktober 2009:

    Schade, dass Boateng sein Heimspiel verpasst, was, tafelrunde? Ne gute Idee wäre es, Tim Wiese ins Tor zu stellen – vor die Nordkurve.

  8. erz schrieb am 12. Oktober 2009:

    Immer noch nicht genug der Özil-Huldigung, Herr Fritsch. Nicht genug!

    Ich muss konzedieren – erste Ansätze sind da. Wenn in Zukunft diese schon vor dem Spiel vertreten würden (daran erkennt man den Fachmann) statt sich am Capitano abzuarbeiten (der, als anerkannter Fachmann, schon lange selbst dem Özil huldigt) dann werde womöglich ich in Zukunft nachsichtiger mit Ihren verbalen Freistößen sein.

  9. tafelrunde schrieb am 12. Oktober 2009:

    @Hr. Fritsch: Dies klingt danach, als sollte mir hier irgendeine Nähe zum HSV unterstellt werden. Gegendarstellung: Dem ist definitiv nicht so. Vielmehr kommen diese Zeilen aus dem wunderschönen Bayern, unweit der Berge, vulgo Alpen. Aus diesem Grund – aber nicht nur – verfolge ich die Spiele des FCB mit größerer Emotionalität als die von anderen Vereinen.
    V.a. aber liebe ich das Spiel als solches und kann mich deshalb auch an gelungenen Darbietungen anderer Mannschaften erfreuen, die einer offensiven und spielfreudigen Philosophie frönen, wie Bremen, Hoffenheim, Barca, etc. Da lacht dann das Herz immer wieder.
    Obwohl zu diesen Mannschaften auch Russland gezählt werden muss, gehört die Sympathie bei einem Spiel gegen Deutschland selbstverständlich den „unseren“.

    Boateng ist m.E. eben eines der größten defensiven Talente überhaupt, die in Deutschland zu finden sind. Dies hat er schon mehrfach eindrucksvoll unterstrichen. Mir wäre es ganz recht, diesen Spieler zukünftig bei den Bayern sehen zu können. Besser als ein Pranjic oder Braafheid ist er jetzt schon allemal.

    P.S.: Die Idee mit Wiese ist phänomenal;-)) Danach wären’s nur noch 3!

  10. Ingrid schrieb am 12. Oktober 2009:

    Wie kommt man bei Hiddings Aussage „Durchschlagskraft“ darauf, dass es eine militärische Anspielung sein könnte?
    Ich habe nach dem Spiel irgendwo eine Statistik der beiden Mannschaften gelesen und dabei dann gedacht, dass Hidding wohl mit der „Durchschlagskraft“ recht hatte. Habe noch mal geschaut, wo das war: http://mediadb.kicker.de/special/info-russland-deutschland.pdf
    Die Deutschen haben im Vergleich mehr Tore erzielt, das verstehe ich unter „Durchschlagskraft“ im Fußball.

  11. Oliver Fritsch schrieb am 13. Oktober 2009:

    Der Ton macht die Musik, Ingrid.

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