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Ein kurzes Update in der Schiedsrichteraffäre – (dogfood würde sagen:) Manfred Amerell hat gestern Jehova gesagt! „Demagogische Aussagen“ wirft er Zwanziger laut Spiegel Online vor. „Dafür kann er mir ruhig wieder seine Anwälte auf den Hals hetzen.“ Maximale Eskalation scheint Amerells Ziel zu sein, man erinnere sich an die Veröffentlichung der Anti-Bayern-Mail Michael Kempters. Amerells Anwalt Jürgen Langer hat mir vor rund sechs Wochen am Telefon gesagt, dass Amerell die Sache „im Gegensatz zu Jens Weinreich“ juristisch bis zum Ende durchziehen werde.

Worum geht’s diesmal? Der DFB hat am Bundestag, der gestern in Frankfurt stattfand, schwuppdiwupp Michael Kempter angesetzt, heute hat er den SV Sandhausen gegen Holzbein Kiel in der Dritten Liga gepfiffen (ohne besondere Vorkommnisse). Die Berliner Zeitung fragt: „Warum wird das am Rande des DFB-Bundestags beschlossen und nicht von der zuständigen Schiedsrichterkommission unter Leitung von Volker Roth?“ Und lässt Amerell antworten: „Das ist das System Zwanziger. Es geht darum, dass der DFB-Präsident seinen Kopf retten will. Er hat sein Schicksal mit seinem Kronzeugen Kempter verbunden und deshalb zaubert er ihn jetzt aus dem Hut.“

Herbert Fandel, das soll der neue starke Mann im Schiedsrichterwesen sein, wird auf Spiegel Online in dieser Frage folgendermaßen zitiert: „Davon wusste ich nichts.“ Im Kölner Stadt-Anzeiger heißt es dazu: „Dass im Rahmen der Transparenz-Offensive Fandel von all dem nichts weiß – das sieht erneut nicht gut aus.“

Die Berliner Zeitung ergänzt: „Dass es sich bei Kempters Blitz-Comeback um ein politisches Signal pünktlich zum DFB-Bundestag handelt, darauf deutet auch hin, dass der Referee für das Spiel in Sandhausen eigentlich schon bestimmt war: Bis Donnerstag war dafür Stefan Glasmacher aus Bonn vorgesehen.“

In der SZ lesen wir: „Das exorzistische Bemühen, nebenbei die Affäre um Amerell vergessen zu machen, blieb erfolglos – und dafür hatte die Verbandsspitze wieder mal selbst gesorgt. Die überfallartige Berufung von Amerells (künftig auch strafrechtlichem) Widerpart Kempter brachte das Thema auf den Tisch.“

Jan Christian Müller (FR) macht auf einen weiteren Punkt aufmerksam: „Die sportpolitische Entscheidung von Zwanziger soll einer breiten Öffentlichkeit zeigen, dass der zwischenzeitlich schwer angeschlagene DFB-Präsident die Zügel weiter straff in Händen hält. Dazu passt, dass Zwanziger seine gestärkte Position nutzte, um den Schulterschluss mit Joachim Löw zu demonstrieren: ‚Zwischen diesen Bundestrainer und mich geht kein Blatt Papier.‘ Wenn das so wäre, hätte der DFB-Boss die Vertragsverlängerung mit Löw und dessen Gefolgsleuten verkünden müssen.“

Hier das viel zitierte FAZ-Interview mit Zwanziger vom Vortag: „Ich möchte auch ein wenig Gerechtigkeit für mich.“ Ach ja, die Reform wurde einstimmig von 252 braven Claqueren bestätigt.

To be continued.

4 Kommentare

  1. Fan schrieb am 12. April 2010:

    Amerell sollte es sich gut überlegen, ob er wirklich juristisch versuchen will alle Möglichkeiten auszuschöpfen.Denn das würde zu teuer für ihn und er würde das finanziell nicht aushalten!

    Denn es ist beschämend für unseren Rechtsstaat und unser Rechtssystem, aber es ist die Wahrheit und eine Entwicklung, die seit Jahren absehbar ist: Eine Meinung kann sich öffentlich nur noch derjenige leisten, der genug Geld hat.

    Prozesshansel Zwanziger und der mächtige DFB haben sich genau diesen Umstand Schon im Fall weinreich zu Nutze gemacht. Schon da ist die Strategie Zwanzigers (und des DFB) zu versuchen den Journalisten Weinreich finanziell durch juristische Mätzchen (Steitwerterhöhung beantragen und gleichzeitig gegen alles Rechtsmittel einlegen etc.) zu ruinieren und so zur Aufgabe zu zwingen voll und ganz aufgegangen.

    Und genau so wird es auch für Amerell kommen!

    Was nützt dies dem normalen Bürger, Blogger oder Journalisten? Diese werden im Zweifelsfall auch weiterhin mit der juristischen Keule mundtot gemacht, denn wer kann es sich schon längerfristig leisten, ständig Rechtsanwälte zu beschäftigen, die frivole Abmahnungen und Verfügungen abwehren?

    Man muss es so deutlich schreiben, aber im Deutschland von heute gilt ein neuer Artikel 3 Grundgesetz (Zumwinkelsche und DFBsche Verfassung): Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Je mächtiger und reicher desto gleicher.

  2. matsch schrieb am 13. April 2010:

    Nach Kempters Comeback war tags darauf zu lesen, Herbert Fandel wäre sehr wohl in die Entscheidung um Kempters kurzfristige Rückkehr eingebunden gewesen. Verrückt.

    http://www.ksta.de/html/artikel/1270399127066.shtml

  3. Oliver Fritsch schrieb am 16. April 2010:

    Fan, sind Sie der zeit-leser?
    http://www.zeit.de/sport/fussball/2010-04/amerell-zwanziger-urteil
    (#2)

  4. Michael Kaufmann schrieb am 7. August 2010:

    Die Zusammenstellung der Daten in diesem Blog ist durchaus interessant, zu den blogtypischen Untertönen wird jeder seine eigene Meinung haben.

    Das aggressive und selbstgefällige Vorgehen von Amerell erinnert mich übrigens stark an das Vorgehen einer gewissen Claudia Pechstein – auch hier ist ja noch offen, ob Aggressivität, Chuzpe und geballte Anwaltsmacht am Ende erfolgreich sind. Wohlgemerkt: Damit meine ich nicht den selbst Anwalt Theo Zwanziger, dem – wie schon an anderer Stelle gesagt – meine volle Solidarität gilt, was für mich Anwälten gegenüber alles andere als selbstverständlich ist

    Diese Solidarität hat zumindest Kempter per se nicht. Darum sollen sich die Gerichte kümmern. Wenn diese bei Kempter auch weiterhin kein Vergehen feststellen, zumindest nichts juristisch relevantes, dann gehört der zeitnah wieder als Schiedsrichter auf den Platz, keine Frage.

    Wogegen Amerells Tun durchaus zu dem Eindruck passt, den man sich nach Kempters Vorwürfen bereits von ihm machen konnte. Jedenfalls einer von der Sorte, die mit offenkundig selbstverschuldeten Niederlagen einfach nicht seriös umgehen wollen. Definitiv jemand, der dem DFB sehr geschadet hat. Aber ist das Zwanzigers Schuld?

    Der DFB wäre sicher froh, darunter endlich einen dicken Haken machen zu können. In der Tat: Es scheitert am Lager Amerell. Das ist in der Tat für alle die, die dafür weiterhin ihre kostbare Zeit opfern müssen, ohne dass etwas Nützliches dabei herauskommen kann, sehr ärgerlich. Amerells Sexgeschichten, lange genug unter dem Deckel gehalten, jetzt also kommen sie alle auf den Tisch, ob wir es wollen oder nicht. Zwanziger kann sich sicher Besseres vorstellen, und nicht nur der.

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