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Vom DFB lernen, heißt siegen lernen. sportinsider äußert: „Bevor Sie sich wieder einen der Qualitätstexte vom Fußball-Internetpionier und Journalisten der Extraklasse, Oliver Fritsch, zu Gemüte ziehen, bitte ich um eine entsprechende innerliche Haltung und Würdigung des Hartplatzhelden, Begründer des indirekten freistosses und Macher, Organisator und Spiritus Rector des direkten Freistoss. Soviel Aufmerksamkeit, Respekt und Ehrerbietung muss sein.“ (Den Gag wollte ich jetzt mal bis zum Ende durchziehen.)

Wie glaubwürdig ist Michael Kempter? Das ist eine der entscheidenden Fragen in dem Rechtsstreit zwischen dem DFB und Manfred Amerell, der am Donnerstag vor Gericht landen wird. Die FR hat am Samstag gemeldet, dass Kempter nun seinerseits von einem Nachwuchsschiedsrichter belastet werde. Kempter habe sich ihm genähert – „aktiv mit deutlichen Absichten“. Den selben Vorwurf macht Kempter Amerell.

Auch der Sportteil des aktuellen Spiegels, den ich vorhin beim Zeitungshändler gelesen (und wieder zurückgesteckt habe), zieht Kempters Opferdarstellung in Zweifel. Andererseits lesen wir heute in der FR von anonymen Aussagen, die die Indizien gegen Amerell weiter erhärten; auch sollen Eidesstattliche Versicherungen von weiteren Schiedsrichtern vorliegen, die Kempters Version stützen.

Im Spiel ist inzwischen Franz-Xaver Wack, Ex-Schiedsrichter. Wack soll für den DFB als Vermittler auftreten, allerdings ist von der Gegenseite zu hören, Wack habe Frau Amerell unter Druck gesetzt. Außerdem fragt sich Amerell-Anwalt Jürgen Langer, wo und warum der DFB Wack, der bislang keine Funktion hatte, aus dem Hut gezaubert habe. Noch alles sehr undurchsichtig.

Update um 20:30: Christian Eichler hat sich für die FAZ von morgen die neueste DFB-Personalie angesehen: „Zwanziger hat sich mit dem Hinzuziehen von Wack als ‚Vertrauensperson‘ der Schiedsrichter – eine Funktion, in der sich Wack öffentlich präsentierte, die aber offiziell nicht existiert – eine neue Blöße gegeben: ein weiterer konspirativer Vorgang in einem Fall, der nach völliger Transparenz verlangt.“

Seitens des DFB heißt es zu den neuen Vorwürfen an Kempter: „Wir können uns zu solchen Fragen prinzipiell nicht äußern, weil wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und der Diskretion unsere internen Telefongespräche grundsätzlich vertraulich behandeln.“ Bei Amerell haben sie es aber nicht so genau genommen mit ihren Prinzipien.

Das Vorgehen des DFB rechtfertigt nun Theo Zwanziger in einem Interview der Sonntag-FAZ. Auf die Frage, warum er Amerell öffentlich beschuldigt habe, sagt Zwanziger: „Erst durch Amerells Aussage, er sei völlig unschuldig, mussten wir reagieren. Wir wollten das weder so stehenlassen noch denjenigen zumuten, die sich bei uns mit so viel Mut offenbart hatten. Wir haben andere Erkenntnisse als der Anwalt von Manfred Amerell.“ Auch Kempters Darstellung aus der vorigen Woche, als er angebliche Details über Amerell verriet, verteidigt Zwanziger: „Es war seine freiwillige Entscheidung. Er, der auch schon den Mut hatte, den Fall bei uns anzuzeigen, wollte das sagen. Es ist doch der einzig richtige Weg, diese Schweigekartelle zu beseitigen und damit für mehr Transparenz zu sorgen. Einer muss doch damit anfangen.“

Hier ist ein Zapp-Beitrag über die Krisenkommunikation des DFB aus der vorigen Woche, der den Eindruck zu bestärken scheint, dass die Beweislage gegen Amerell nicht eindeutig ist – und dessen öffentliche Vorverurteilung ein Fehler des DFB. Danke für das Fundstück an Nicole.

Die SZ geht der Frage nach, die diese Woche auf der Agenda steht: Welche Wirkung hat die gescheiterte Vertragsverhandlung auf die Arbeit von Joachim Löw? Christof Kneer legt sich schon mal fest: „Nun, da das Länderspiel gegen Argentinien näherrückt, wird erst so recht ersichtlich, wie sehr die an Mutwilligkeit grenzenden Moderationspannen des DFB dem Bundestrainer die Arbeit erschweren.“

Bei der Maulwurfsuche will sich Zwanziger übrigens nicht allzu große Mühe geben. Ob er denn nicht ermitteln wolle, wer der Bild-Zeitung die Details über die Bierhoff/Löw-Forderungen gesteckt habe?, will die FAZ wissen. „Wenn ich ernsthaft prüfen will, wer das gewesen ist“, entgegnet Zwanziger, „implementiere ich Misstrauen im Präsidium. Das hat dieses Führungsgremium nicht verdient. Deshalb nehme ich das hin. Es darf aber nicht so oft passieren.“ Welche Milde, welche Milde!

Mehr gibt’s heute nicht, denn ich muss in den CD-Laden:

2 Kommentare

  1. nocheinjurist schrieb am 2. März 2010:

    Ist schon ein Knüller, der Text von Christian Eichler. Und er zeigt das Problem, dass der Jurist Zwanziger mit der Rechtsstaatlichkeit hat: Da käme die Anhörung vor der Verurteilung und Weitertratschen. Irgendwie will er, dass sich endlich mal einer aus dem Fußballermilieu zur Homosexualität bekennt, wenn schon kein Spieler, so doch ein Schiedsrichter. Aber keiner will. Kein Einheitskanlzer light.

    Vielleicht überdenkt der DFB aber auch, dass er die Abhängigkeitsverhältnisse herstellt. Es reicht eben nicht mehr, gut oder sehr gut zu pfeifen. Lehrgänge, Spiele, Lehrgänge, es geht viel Zeit mit wenigen, immer denselben Personen drauf. So entsteht keine Unabhängigkeit. Eine größere Unabhängigkeit hätte Kempter gutgetan, denn die Frage, wer profitiert, stellen jetzt viele und werden unterschiedliche Antworten geben.

  2. Zurück zur Demokratie schrieb am 5. März 2010:

    Das ist ja wie in der Katholischen Kirche. Nur das an die Öffentlichkeit was sowieso schon irgendwie bekannt ist und das nächste Häppchen dann wenn wieder etwas durch die Aussagen der Beteiligten und noch nicht Beteiligten.

    Ich denke der DFB muss sich auch fragen ob die jetzige Führung Krisengeeignet ist, vielleicht sogar DFB würdig ist, denn ehrlich gesagt glaube ich hier niemanden mehr. Wer sich zu weit aus dem Fenster legt könnte auch das Gleichgewicht verlieren……..

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