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Natürlich herrscht vor der Saison wie immer freudige Spannung. Aber es gibt auch viele Fragen, die schon jetzt auf der Hand liegen. Setzen sich neben der sportlichen Entwicklung die anderen Haupttendenzen der letzten Spielzeit fort? Wir erinnern uns: Trotz eines eher verblüffenden Meisterschaftsverlaufs mit etlichen Überraschungsmannschaften waren die eigentlichen Hauptakteure vor allem Fans und Trainer.

Dass die Trainer so sehr im Fokus standen, lag nicht wirklich an übermäßig vielen Entlassungen und Wechseln – auch wenn stellvertretend Magaths vehemente Wechselflucht von Schalke nach Wolfsburg ein klein wenig nach Söldnergebaren schmeckte und Stanislawskis Abschied aus St. Pauli schwer überraschte. Beides sind Pole in einem Spektrum an bemerkenswerten qualitativen Bewegungen im Geschäft. Insgesamt scheint sich als Trend ein Generationenwechsel abzuzeichnen, was auffallend mit der Entwicklung beim kickenden Personal korrespondiert. Thomas Tuchel in Mainz, Lucien Favre in Gladbach, Michael Oenning in Hamburg, Robin Dutt in Freiburg bzw. in Leverkusen, Dieter Hecking in Nürnberg, ja selbst Bruno Labbadia in Stuttgart oder Mirko Slomka in Hannover, die die Kurve zu kriegen scheinen, kennzeichnen den Trend. Ob Stanislawski in Hoffenheim, Markus Babbel in Berlin, Marco Kurz in Kaiserslautern oder Markus Sorg in Freiburg auf Dauer dazugehören werden, muss noch abgewartet werden. Über allen thront natürlich der Trainer des Jahres, Jürgen Klopp, der sich sogar souverän und uneigennützig Political Correctness auch außerhalb des Spielfelds leistete und seinen Werbevertrag mit Ergo stoppte (Stichwort: Angestelltenlustreise nach Budapest). Vor dem Hintergrund dieser jungen Garde, zu der natürlich auch immer noch Ralf Rangnick gehört, sind Namen wie Daum, Lienen, Pagelsdorf, Rapolder und auch Magath eher am Verblassen. Und wer ruft heute noch ernsthaft nach Winnie Schäfer, Peter Neururer, Thomas Doll oder Ede Geyer? Auch Lothar Matthäus dürfte schon jetzt Mitglied in diesem Club sein. Inhaltlicher Kern dieses Generationenwechsels ist ein Paradigmenwechsel. Verkürzt heißt das: Mannschaftsentwicklung geht vor Heldenfußball, Investitionen fließen in Spielsystem und Talent statt in publikumsattraktive Spezialisten. Dabei ist der Prozess für alle Beteiligten die Substanz, von der sie zukünftig zehren wollen.

Zweiter Hauptakteur der vergangenen Saison waren die Fans. Ob in Köln (FC Reloaded), in Stuttgart (Aktion VfB 2011), in Gladbach (Mitgliederoffensive und Initiative Borussia), Bochum (Wir sind der VfL) oder in München (Schickeria) – überall gab es bis dato unbekannte große Aufwallungen hinsichtlich der Vereinsstrukturen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Gruppen ging es immer um Teilhabe und Mitsprache, so dass einige vorschnelle Medien bereits von „Wutfans“ schwadronierten. Was die Fans einigte, waren Forderungen nach demokratischen Meinungsbildungsprozessen, bei denen sie dabei sein wollen. Es ging und geht dabei um Themen wie Gremienbesetzungen oder ökonomische Entscheidungen, Investoren oder Sponsoren etc. Eine solche fast flächendeckende Protestdynamik war für die betroffenen Vereine neu; ihre Überraschung dauert teilweise bis heute an, so dass es spannend werden dürfte, welche Entwicklung diese Bewegung zukünftig nehmen wird. Angesichts der erwähnten Dynamik und der immensen Mitgliederzahlen einiger Vereine dürfte ein Weiter-so-wie-immer ähnlich wie bei Spielsystemen oder Trainerqualifikationen nicht mehr möglich sein.

Und die Meisterschaft? Es bleibt zu hoffen, dass sich das, was mit Dortmund, Mainz, Hannover oder auch Nürnberg im letzten Jahr zu beobachten war, weiterhin festigt. Sollte sich trotzdem einmal mehr wieder das Geld durchsetzen, heißt das noch lange nicht das Ende der neuen Trends und Entwicklungen. Die Macht sei jedenfalls mit ihnen…

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