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Wer am Mittwoch die Möglichkeit hatte, Bayern gegen Zürich und danach Barca gegen Real hintereinander zu sehen, bekam einen Eindruck davon, wie weit der FC Bayern von der internationalen Spitze entfernt ist.

Auf der einen Seite ein teilweise lustloses Ballgeschiebe ohne Dynamik (Bayern), auf der anderen Seite ein Fußballfeuerwerk mit herausragenden Individualisten und Kombinationen (Barcelona, auch Madrid). Man kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie sich der FC Barcelona immer wieder aus brenzligen Situationen befreite, sich neue Räume schaffte, und auf jede Frage eine Antwort hatte, die nie dem Zufall überlassen schien.

Das alles hatte man bereits im Champions-League-Endspiel gegen Manchester United gesehen. Nur war Real Madrid, wie auch schon im Hinspiel um den spanischen Supercup, ein fast ebenbürtiger Gegner, der dem rauschenden Ballkollektiv, teilweise taktische Finesse, gegen Ende des Spiels leider nur noch Brutalität entgegensetzen konnte. Insbesondere Pepe vermieste einem durch sein unfaires Verteidigen und dauerndes Lamentieren die Freude.

Man kann den FC Barcelona als Fan bewundern, als Anhänger vergöttern. Als Gegner verzweifelt man und hadert mit dem Schicksal, warum man selbst als Weltklassemannschaft fast keine Chance hat. Wie will man diesen perfekten Ballstafetten beikommen, wie Messi bremsen, wie überhaupt den Ball gewinnen?

José Mourinho hat darauf mit Madrid teilweise eine Antwort gefunden, die sich in den Klassikern der letzten Saison bereits angedeutet hatte: Härte, an der Grenze zur Körperverletzung. Madrid spielte zwar viel offensiver als in den letzten Begegnungen und kombinierte teilweise sehr ansehnlich, aber man hatte nie den Eindruck, dass sie das Spiel gewinnen könnten. Barcelona wiegt den Gegner meist in Sicherheit, indem die Mannschaft verspielt wie ein Welpe wirkt. Doch wenn es sein muss, schlagen die Mannen von Trainer Guardiola zu und entblößen jede Schwachstelle beim Gegner.

Auch wenn Jupp Heynckes nach dem Spiel gegen Zürich nicht unbedingt an Barcelona dachte, sah man ihm an, welch enorme Aufgabe auf ihn zukommt. Alles soll anders und besser werden, der Anspruch ist enorm, und der Präsident des Vereins sitzt ihm im Rücken oder vielleicht schon in der Kabine.

Selbst die nicht besonders kritische Frage, ob es ein Problem sei, den Torschützenkönig der letzten WM auf die Bank zu setzen, lies in Heynckes‘ Gesicht alle Lampen angehen. vorbei war es mit der Souveränität des ehemaligen Trainers von Real Madrid. Es ist zu vermuten, dass der deutsche Rekordmeister vor einer weiteren durchschnittlichen Saison steht. Vielleicht holt er einen nationalen Titel, doch die Herren im Vorstand wird das nicht befriedigen. Bei den Bayern ist der Druck besonders hoch, zumindest einen Titel zu gewinnen, die Fans und die Medien fordern das.

Es wäre interessant, wie die Medien und die Fans reagieren, wenn der Vorstand von einem Übergangsjahr und einem langfristigen Konzept sprechen würde, etwas was man entwickeln will, etwa eine Spielidentität, die nicht nur aus „mir-san-mir“ besteht. Der FC Barcelona gewann übrigens in der Zeit seiner größten Umstrukturierung zwischen 1999 und 2005 keinen einzigen Titel.

3 Kommentare

  1. Zizous Erbe schrieb am 22. August 2011:

    „Der FC Barcelona gewann übrigens in der Zeit seiner größten Umstrukturierung zwischen 1999 und 2005 keinen einzigen Titel.“

    Vielen Dank für diesen Satz. Sollte sich Uli Hoeneß in sein Smartphone gravieren lassen.

  2. Dirk schrieb am 25. August 2011:

    Achtung: Zwischen 1999 und 2005 gab es bei Barca aber auch 3 verschiedene Präsidenten, einen weiteren Interims-Präsidenten sowie eine zusätzliche Interims-Kommission.

    Wohl eher nicht geeignet als Smartphone-Gravur, jedenfalls nicht für Hoeneß oder Rummenigge.

  3. reflexo schrieb am 26. August 2011:

    Klingt nach Masterplan. Dann ist der HSV ja bald das neue Barca.

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