direkter-freistoss.deNicht-anonymes Fußball-Blog 

Direkt zum Inhalt springen

Soeben hat Dortmund gegen Bielefeld verloren und findet sich auf einem Abstiegsplatz wieder. Dortmund! Vor ein paar Wochen galt dasselbe für den HSV. Von Bayern München können wir uns so etwas – viele werden sagen: leider – nicht vorstellen, aber von Mönchengladbach schon. Die Bundesliga besteht aus Vereinen, in die ständig Gefühle investiert werden, die der Spielbetrieb dann unbarmherzig widerlegt. „Unabsteigbar“ – Bochum hat seine Erfahrungen mit diesem schönen Wort. Das macht die Bundesliga seit Jahren interessant. Es kann jeden erwischen. Und am anderen Ende: Wer würde heute, wir schreiben den 31. März, wirklich viel dagegen setzen, daß der VfB Stuttgart deutscher Meister wird? Kann man sich, diesseits der eigenen Anhängerschaft, die natürlich Werder Bremen gilt, etwas Bessres vorstellen als eine Situation, in der vier Mannschaften Meister werden können und fast der ganze Rest abstiegsgefährdet ist? Wir leben gerade, spannungsmäßig betrachtet, in der besten aller möglichen Welten.

Presse und Experten sind Joachim Löw und seiner deutschen Elf nach dem 2:1 in Tschechien um den Hals gefallen. Löw ist everybody’s darling. Und es stimmt auch: Bei ihm ist die Nationalelf in besten Händen. Sie spielt und, vor allem, verteidigt beeindruckend; Vorfreude auf die EM 2008 ist angebracht (wenngleich noch nicht einmal die Hälfte der Qualifikation gespielt ist). Und Löw scheint ein akribischer und intelligenter Trainer zu sein (siehe FAZ-Interview vom 27.3. und Zeit-Portrait vom 29.3.).

Doch ein paar Einwände in Anbetracht all des Lobs: Die Tschechen sind nicht mehr, wie vor drei Jahren, Maß der europäischen Fußballdinge und taktisch sehr limitiert. Außerdem waren nach dem 4:1 der Deutschen in der Slowakei im Oktober ähnliche Töne wie jetzt zu hören; einen Monat später gab’s ein 1:1 in Zypern. Auch sind die deutschen Stürmer, mit Ausnahme von Miroslav Klose, den Ausweis erster Güte noch schuldig. Und Löws Nachsicht gegenüber den Bundesligaklubs, weswegen er alle Stammspieler vor dem Dänemark-Spiel heimgeschickt hat, könnte man auch als Kleinmut auslegen und nicht als „Kommunikationsstärke“.

Ob der Zungenschlag vieler Kommentatoren berechtigt ist, wonach der deutsche Fußball nun in der Weltspitze zurück sei? Selbst wenn man es der aktuellen Mannschaft nicht absprechen will – auf jeden Fall muss man diesen Status, wenn man ihn auf Dauer für sich beanspruchen will, durch ständig hohe Arbeitsqualität und Innovation verteidigen. Das Training von heute könnte aber in zehn oder sogar in fünf Jahren überholt sein. Dann bräuchten wir vielleicht einen neuen Klinsmann.

Und dazu bedarf es auch einer klugen (und fairen) Presse. Doch wenn der Presse die Methoden, die Nationalität seiner Mitarbeiter oder einfach die Nase des neuen Klinsmann nicht passen – so wie beim alten? Die Regeln des Auf- und Abstiegs gelten nämlich nicht überall, unter Fußballjournalisten ist dieses Leistungsprinzip aufgehoben. Im „Doppelpass“ beispielsweise, dem sonntäglichen Presseschoppen des DSF, sitzen nämlich noch dieselben Experten, die vor einem Jahr noch an allem gezweifelt und alles schwarz gemalt haben. Wenn es damals nach diesen Horst-Schlämmer-Vorlagen gegangen wäre, hätten wir eine viel ärmere WM erlebt. Doch es ist noch mal gutgegangen: Klinsmann, der übrigens für die Personalie Löw verantwortlich ist, konnte den deutschen Fußball zurück in die richtigen Gleise wuchten.

Wen jucken die alten Geschichten? Auch die Presse trägt eine Verantwortung für die Qualität des deutschen Fußballs. An dem Argwohn vieler gegenüber Neuem wird sich jedoch nichts geändert haben. Im Moment sonnen sie sich im Licht der Nationalelf, doch was ist ihr Urteil wert? Vielleicht fallen ihre Gunstbezeugungen für Löw auch deswegen so günstig aus, weil sie so ihr Gespucke gegen seinen Vorgänger kaschieren wollen. Nach dem Motto: Die tolle WM war ja nicht so toll, und wenn sie doch so toll gewesen war, dann hauptsächlich wegen Löw. Ein Trick, um seine Irrtümer von gestern als Weisheiten zu verkaufen.

Wenn der (leider) nach wie vor mächtige deutsche Fußballstammtisch nicht die Lehren aus 2006 gezogen hat – und wenig deutet darauf hin –, dann könnte der Aufschwung bereits den Keim des Niedergangs enthalten.

#11 meiner Kolumne auf rund-magazin.de

Oliver Fritsch Zwickende zweite Anzüge

von Oliver Fritsch

Den Ärger über die Pfiffe der deutschen Fans in Duisburg nach dem Spiel gegen Dänemark seitens der ZDF-Reporter und auch Jürgen Klopp teile ich nicht. Die Leute haben Geld bezahlt und wollen, was in Duisburg nur alle Jahrzehnte vorkommt, die deutsche Nationalmannschaft sehen – und nicht den Ersatz des Ersatzes. Gegen eine punktuelle Änderung des Teams hätte sicher niemand etwas einzuwenden gehabt. Aber alle Stammspieler heimzuschicken … Der Unmut der Fans richtet sich ja weniger gegen die Spieler (die Pfiffe natürlich nicht verdient haben, Kloppo, es aber auch aushalten können sollten), sondern gegen den Trainer sowie die Verantwortlichen des DFB, die nicht zufällig die Zuschauer mit Ticketoptionen, Schals und Mützen kompensierten. Und noch ein Punkt: So jung an Jahren, wie es heißt, war die Mannschaft gestern nicht: Robert Enke, Manuel Friedrich, Alexander Madlung, Simon Rolfes sind 24 und älter. Und ob den Spielern mit ihrem Einsatz ein Gefallen getan worden ist? Außer Enke kann sich nur Joker Patrick Helmes als Punktsieger fühlen, doch wer sonst hat einen anderen als blassen Eindruck hinterlassen?


Das Gegentor


Der Höhepunkt des Spiels

Ein Fest ist das Match erwartungsgemäß für alle Liebhaber und Produzenten von Fußballstanzen: fast keine Schlagzeile ohne den „Debütantenball“, auch wenn keiner tanzt; vom „zweiten (wahlweise auch dritten) Anzug“ ist die Rede, der natürlich „zwickt“; bestimmt wird auch noch jemand ein „Muster ohne Wert“ erkennen.

gclobes Bigott

von Günter Clobes

Welch ein Aufschrei! Gestern noch alles richtig gemacht, das Volk verzückt, heute schon wieder als Abzocker ohne Herz für die Fans gebrandmarkt. Gegen die Dänen in Duisburg nur mit Ersatzspielern antreten, aber Preise wie für die Stars verlangen! Das empört den Fan und natürlich auch die Populisten unter den Fußballjournalisten (immer an der Spitze der Bewegung: die gute alte Tante WAZ und Hans-Josef Justen).Nur, wenn nicht jetzt und hier, wann soll das Nachwuchstest- und Personalentwicklungsmodell der neuen Nationalmannschaft denn sonst verfolgt werden? Wenn es den Verjüngungsprozess (unter lautem öffentlichen Beifall übrigens) in den letzten beiden Jahren nicht gegeben hätte, wären die Konzepte von Völler, Vogts & Co auch heute noch aktuell: Treue zu überalterten und limitierten Stammspielern, die nicht zu Unrecht auch schon mal als „Rumpelfußballer“ verspottet wurden. Also, was denn nun? Nachhaltige fußballerische Qualitätssicherung oder Starshows für Fans? Wer keine Antwort darauf hat, kann ja mal bei Otto Rehhagel nachfragen …

Das Video ist deswegen so bemerkenswert, weil es mir in einer Jahre dauernden (und ergebnislosen) Diskussion zwischen mir und einem ehemaligen Spielausschussmitglied in die Karten spielt. Es geht um folgendes: Er behauptet, ich würde meine Abwehr überfordern, indem ich von ihr einen ruhigen Spielaufbau verlange; das sei zu riskant, weil daraus zu viele Ballverluste und Gegentore resultieren. Seine Aufforderung, die er geschätzte 30 mal pro Halbzeit ins Spiel ruft, lautet: „Schlagen!“ Nach dem Motto: Hinnerum wird net gefutschelt! Mal abgesehen davon, dass ich gar nicht ständiges Kurzpassspiel von meinen Verteidigern fordere, entgegne ich aber immer: Selbst der Befreiungsschlag kann zur Gefahr werden, wenn er in Bedrängnis gespielt wird – so wie in dem vorliegenden Video. Hätte der Angespielte (in weiß) den Ball abgeschirmt oder zu seinem Mitspieler (Libero oder linker Verteidiger) gepasst, wäre erstmal nichts passiert. Doch sein Versuch, einen langen Ball aus der Gefahrenzone zu spielen, hat den Gegner erst in günstigste Position gebracht. Schon hats geklingelt, und der Ball liegt keine halbe Minute später wieder am selben Ort.

Nebenbei zeigt der Clip natürlich Amateurfußball at its best: Kulisse, Stimmung, Raunen, Jubel, Bratwurst.

René Martens Marmorkuchen und Wanderhoden

von René Martens

Im Profifußball gibt es keinen Kommerz und keine Show, es geht in erster Linie nicht ums Geldverdienen und nicht um Unterhaltung, sondern um Sport – nein, keine Scherze heute, das trifft alles zu. Zumindest in Relation zum Berufsboxen. Das kann man aus aktuellem Anlass, dem bevorstehenden Henry-Maske-Comeback, durchaus mal sagen. Andererseits: Weil die Auswüchse des Berufsfußballs bei weitem nicht so abstrus sind wie die des Prügel-Business, gibt es auf erstere möglicherweise keine so gelungenen künstlerischen Repliken wie diese von Jacques Palminger betreffend „die Maske“, Marmorkuchen und Wanderhoden:

Den Song downloaden kann man hier. Ein Herr, der aus geschäftlichen Gründen an der Weiterverbreitung der Werke interressiert ist, schrieb mir: „Du hast einen Spitzenbekanntenkreis in den ganz oberen Multiplikationsebenen!“ Und: „Kannst Du deshalb diese Mail bitte sofort weiterleiten an Sportredaktionen, Sparkassenbeamte, Werbeagenturen, Filmfuzzis und diese ganzen Web-/Content-/IT-Kreise bzw. diese Leute an Unis o.ä.“ Sei hiermit geschehen.

„Nirgendwo wird so viel getrunken und geraucht wie im Fußball“, fasst der Sportwissenschaftler Wolf-Dietrich Brettschneider verschiedene Studien zusammen. Was die Wissenschaft so alles rausfindet! Für jemanden, der schon mal einen Klub trainiert hat, der in seiner Umkleidekabine einen Quadratmeter von der Fußbodenheizung ausgelassen hat, wo das Bier hingestellt wird, für mich also, bricht jedoch keine Welt zusammen, wenn ihm dieser Befund unterbreitet wird.

Fußball und Alkohol passen zusammen (siehe auch FAZ vom 2. März); mit den Vokabeln dritte Halbzeit, Mannschaftsfahrt und Weißbierdusche können viele Fußballer mehr anfangen als mit Pressing und Hinterlaufen. In nicht wenigen Amateurvereinen wird von einem Trainer erwartet, dass er ab und an seinen Jungs eine Kiste spendiert und auch die Anschlussofferten nach dem Spiel nicht scheut. Autoritätsverlust, den man Thomas Doll nachsagt, weil er auch schon mal mit seinen Hamburger Spielern nachts an der Theke gesessen haben soll, braucht der Bezirksliga-Coach nicht zu fürchten, wenn er als Letzter das Kirmeszelt verlässt.

Auch viele Vereinsvorstände und Helden von gestern fördern und fordern diese soziale Praxis. Da gilt noch die Vorstellung, dass es eine Mannschaft zusammenschweißt, wenn sie zusammen säuft. Abstinenz ist abweichendes Verhalten. Ich hab schon oft den Satz „man muss ja nicht unbedingt Bier trinken“ mit einem Ton gehört, der Toleranz ausdrücken soll. Toleranz gegenüber den Wassertrinkern, wohlgemerkt. Nach dem Spiel und nach dem Training sind Bier, Zigaretten und auch mal ein Schnaps die Norm. Übrigens, mit einer Mischung aus Bigotterie und Spießigkeit lehnen dieselben Leute, die den Vollrausch anerkennend goutieren (wenn nicht gar finanzieren), das Kiffen ab.

Die Fußballgeschichte kennt so manche hochprozentige Anekdote, etwa die des Trainers Max Merkel: „Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Antialkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da war’s mir wurscht. Da hab i g’sagt: Sauft’s weiter!“ Wobei das Interessante an dieser Story nie erwähnt wird, nämlich das Zahlenverhältnis zwischen den beiden Gruppen. War das ein Spiel 13 gegen 4? Der alkoholkranke Trainer Branko Zebec soll mal während eines Elfmeters für den Gegner aus seinem Nickerchen aufgewacht sein und sich nachher bei seiner Mannschaft beschwert haben: „Wie kann der Mann so frei zum Schuss kommen?“ Und Werner Biskup, ehemaliger Trainer von Hannover 96, wurde angeblich nach seiner Amtszeit im Stadtpark gesehen, wie er Bäumen taktische Anweisungen gab. Also war Mario Baslers Koketterie mit Alkohol und Zigaretten, mit der er gerne seinen Mut und seine Unangepasstheit beweisen wollte, in Wahrheit Ausdruck seines Konformismus. Gratismut. Langweilig! Ein Bekenntnis zur Homosexualität – das wäre im Fußball ein Tabubruch. Oder selbst das „Geständnis“, sich von einem Sportpsychologen helfen zu lassen.

1. Mai
Konformisten unter sich

Allerdings scheint der Suff im Zeitalter der Professionalisierung im bezahlten Fußball nur noch eine Quartalserscheinung zu sein. Die Eskapaden am „Schlucksee“ (Motto des Trainingslagers der deutschen Elf bei der WM 82) sind nicht nur unter und nicht erst seit Jürgen Klinsmann undenkbar. Doch als Trainer einer hessischen A-Liga-Truppe muss ich weiterhin jeden Triumph der Frankfurter Eintracht (so selten Triumphe der Frankfurter Eintracht sind) fürchten, wenn am nächsten Tag ein Spiel ansteht.

Bleibt die Frage: Lernt man im Fußballverein das Saufen? Oder treffen und sammeln sich die Säufer im Fußballverein? Ich meine das ernster als es vielleicht klingt. Es könnte aber, zu Ende gedacht, zu einer bitteren Selbsterkenntnis führen.

#10 meiner Kolumne auf rund-magazin.de

Endlich wieder einmal live dabei. Mehr als das – mittendrin im europäischen Fußballalltag, Viertelfinalrückspiel Uefa-Cup Werder gegen Vigo. Schön ist es, mal wieder im Stadion Fußball schauen zu können; man darf sich selbst aussuchen, was man gerne sehen möchte. Allerdings muß man auch mit dem Zweifel leben (Weiterlesen …)

Oliver Fritsch Neid, die alte Leier

von Oliver Fritsch

Die Liebe zu einem Fußballverein muss man nicht begründen, jeder darf mögen, wen er will. Erklärungen in diesen Fragen haben zudem meist etwas Vergebliches und Hölzernes. Helmut Markwort, der Chefredakteur des Focus, hat nun in der FAS dem Versuch nicht widerstehen können, seine Gunst zum FC Bayern faktenreich zu definieren.

Zum ersten: Bayerns Jugendarbeit, ein „Segen für den deutschen Fußball“. Doch das Argument, dass „andere Vereine schon von Spielern profitiert haben, die in den Junior-Teams von Bayern München sorgfältig ausgebildet worden sind“, könnte man auch umkehren: Warum, wenn ihre Jungen so gut ist, werben die Bayern dann der Konkurrenz immer van Buyten und Co, also die besten „Alten“, ab? Und wo noch mal hat Philipp Lahm den Durchbruch geschafft?

Zum zweiten: die hochmoralische Treue des Vereins zu den ehemaligen Größen Pflügler, Aumann, Breitner und Co. „In diesem guten Geist des Vereins liegt ein Geheimnis der Stärke und Verbundenheit“, schreibt Markwort. Mal abgesehen davon, ob das wirklich ein Erfolgsrezept ist – denken wir doch mal, die Moral im Hinterkopf, an Sepp Maier, den ehemaligen Bundestorwarttrainer, seine Lobbyarbeit für Oliver Kahn und einen seiner schlimmen Sätze: „Der Lehmann kann sich aufhängen.“ Stimmt, das ist Moral, und zwar eine besondere Form: Doppelmoral. Nach innen kuscheln, nach außen beißen.

Zum dritten: das kluge Management. Klar, die Bayern haben den besten Vereinstrainer Deutschlands, an den Ex-Dortmunder Ottmar Hitzfeld kommt so schnell kein Konkurrent heran. Nur, zwischenzeitlich hatten das die klugen Bayern, die Hitzfeld nun auf Knien zu einer Vertragsverlängerung bewegt haben, wohl vergessen. Was uns im Moment als erfolgreiche Strategie verkauft werden soll, ist nichts anderes als das Glück, dass Hitzfeld viele Eigenschaften vereint: Fachwissen, pädagogisches Geschick, Intellekt, Seriosität; Stolz allerdings nicht, sonst würde er sich nicht von denjenigen umarmen lassen, die ihm vor drei Jahren ihre Rücken zuwandten. Hitzfelds gelungene Rückkehr, das betont er, erkläre sich auch durch Anleihen bei Jürgen Klinsmann – also bei demjenigen, den (nicht nur, aber auch) Hoeneß, Rummenigge und Beckenbauer eine Zeitlang kräftig ans Schienbein traten.

Und einen Superlativ haben Sie vergessen, Herr Markwort: Es gibt keinen Verein, deren Offiziellen sich in Sachen Vereinspolitik und Transferplanung so oft widersprechen, revidieren, irren. Was müssten sich, sagen wir die Schalker, anhören, wenn Mirko Slomka heute, sagen wir van der Vaart, als Spieler ohne Format bezeichnen und Andreas Müller morgen das starke Interesse an dem Holländer bekunden würde? Den Bayern lassen Boulevard und Stammtisch ein solches Hin und Her, Rein und Raus, durchgehen.

Doch was abstößt an Markworts Dekret sind nicht solche Standpunkte, über die man ja geteilter Meinung sein kann. Was abstößt, ist der Stolz, mit dem er zu Werke geht. In jedem Absatz verbucht er den vermeintlichen Neid der Bayern-Gegner und -Kritiker als „die höchste deutsche Form der Anerkennung“ – die alte Leier. Das sind die Holzhämmer aus dem Werkzeugkasten des Sabine-Christiansen-Deutschlands. Über ein Zuwenig an geistiger Schlichtheit dieses Polit-Talkshow-Diskurses kann man sich wirklich nicht beklagen.

Sind Kritiker immer Neider? Es gibt im deutschen Sport genügend Gegenbeispiele, Stars, die reich und berühmt geworden sind, ohne dass ihnen ein Ãœbermaß an Ablehnung entgegenschlägt: Nowitzki, Graf, Becker, Langer, die Nationalelf. Da, wo es Abneigung gibt, wie etwa gegenüber Michael Schumacher, gibt es immer Gründe. Das gilt auch für den FC Bayern. Was viele an den Bayern stört, ist ja nicht der unbestrittene dauerhafte Erfolg, sondern ihre Medienmacht, ihr Gutmenschentum, ihre Versuche, auf Schiedsrichter und Verbandsleute Druck auszuüben, ihre großen Klappe … Nein, Herr Markwort, Neid ist nicht die höchste deutsche Form der Anerkennung. Den letzten Sommer etwa schon vergessen?

Wenn die Bayern jedenfalls um etwas nicht zu beneiden sind, dann um solche Herzensbekenntnisse aus dem Fan-Block „Feist & Dreist“ (Volk ohne Raumdeckung). Welch ein Bärendienst! Aber wenigstens haben die Skeptiker jetzt immer einen Bayern-Fan, einen Repräsentanten, vor Augen.

Den gönnen wir Euch!

#9 meiner Kolumne auf rund-magazin.de

Es gibt eine Sorte Foul oder besser: eine Sorte Zweikampf, über die man reden sollte. Denn Fußball ist nicht Basketball – die bloße aktive Körperberührung ist noch kein Grund für Sanktionen. Der gegebene Anlaß: Sotirios Kyrgiakos hat heute Mark van Bommel im Strafraum attackiert. Der Elfmeterpfiff blieb aus. Im Gegenteil: Van Bommel bekam eine gelbe Karte wegen „Schwalbe“. (Weiterlesen …)

Nächste Seite »