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Oliver Fritsch Schweiz-Türkei 1:2

von Oliver Fritsch

Das Schweizer Team darf nun von sich behaupten, die Europameisterschaft bereichert zu haben. Bei der Niederlage gegen die Türken hat sie mannhaft gespielt, wie es mannhafter nicht geht. In dem bislang unterhaltsamsten, umkämpftesten und emotionalsten Match der EM haben beide Teams nicht nur ihre Fans in ihren Bann gezogen. Zweikämpfe, Grätschen, Pressschläge, Tempo, adrenalinreicher Angriffsfußball bis in die Nachspielzeit – wer sich von dieser Partie nicht mitreißen ließ, hat leinen Sinn für das Kampfspiel Fußball. Und dass die Beteiligten, der Vorgeschichte zum Trotz, nie die Grenze zur Unfairness überschritten, muss man beiden Seiten hoch anrechnen.

Es ist den Schweizer Spielern zu gönnen, dass sie in ihrem letzten, letztlich bedeutungslosen Spiel gegen Portugal noch mal die Unterstützung ihrer Fans bekommen. Das Spiel war zwar von Fehlern bestimmt; der Ausgleichstreffer etwa wäre nicht zuletzt durch Goalie Benaglio zu verhindern gewesen. Dennoch: Hätten die Schweizer diesen Wasser-Fight gewonnen, hätten wir Deutsche sie als möglichen Gegner im Viertelfinal fürchten müssen. Was freilich auch für die Türken gilt. So ein Sieg in letzter Minute kann eine Mannschaft für den weiteren Turnierverlauf beflügeln. Ob es in den nächsten Wochen in Gießen (und in vermutlich vielen anderen deutschen Städten) noch weitere Autokorsos unter dem Zeichen des Halbmonds geben wird?

13 Kommentare

  1. Hexenkessel schrieb am 12. Juni 2008:

    Es war tatsächlich das intensivste Spiel des ganzen Turniers. Und so Wasserschlachten sind ja immer sehr spektakulär anzusehen. Ich weiß nicht ob es daran lag, aber die Fehlerquote war abartig hoch. Teilweise fünf bis sechs Fehlpässe in Folge. Der Ballbesitz wechselte im Sekundentakt. Sicher auch ein Grund dafür, warum die Schweizer leider ausscheiden müssen und auch die Türken es nicht ins Viertelfinale packen werden.
    Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Wolf-Dieter Poschmann super oder unterirdisch fand. Einerseits mag ich seine altmodisch-unaufgeregte Art zu kommentieren. Seine Wortspielereien schwanken zwischen unfreiwillig komisch und Altherrenhumor: „Fatih Terim: Noch ist ihm der Kragen nicht geplatzt, aber es ist kurz davor.“
    „Köbi Kuhn ist nicht aus dem Häuschen, sondern darunter.“ Aber ich mag mir nicht vorstellen, was ein Steffen Simon aus diesem Spiel gedampfplaudert hätte.

  2. Richi schrieb am 12. Juni 2008:

    @ Hexenkessel

    bin ja absolut kein Fan von W.-D. P. aber gestern hat er ein paar sehr schöne Sprüche gebracht.

    Highlight: „…einer der kleinsten Spieler auf dem Feld, wenn das Wasser steigt könnte es gefährlich werden.“

  3. Linksaussen schrieb am 12. Juni 2008:

    poschmann war unterirdisch. zum glück hat mich das spiel zu sehr gefesselt.

    achja: autokorsi? korsos?

  4. Linksaussen schrieb am 12. Juni 2008:

    korso kommt ja vermutlich irgendwie vom lateinischen cursus, was, soweit ich mich erinnern kann, dieser merkwürdigen u-deklination angehörte, die im plural genauso hieß, nur mal langem zweiten u. aber wenns da noch ne umleitung über das italienische oder spanische gibt, hab ich keine ahnung.

  5. Hexenkessel schrieb am 12. Juni 2008:

    Autokorsaren?

  6. Max Diderot schrieb am 12. Juni 2008:

    „Ertragen muss man, was der Himmel sendet,
    Unbilliges erträgt kein edles Herz.“

    aus „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller
    Erster Aufzug, zweite Szene

  7. Oliver Fritsch schrieb am 12. Juni 2008:

    Schön. Sehr, sehr schön, Max Diderot.

    Aus dem Kopf oder gegoogelt?

  8. Jelle schrieb am 12. Juni 2008:

    Die allwissende Wikipedia sagt, sowohl Korsos als auch Korsi seien korrekt.

  9. Oliver Fritsch schrieb am 12. Juni 2008:

    Danke, Jelle.

    Was wir aber auch noch mal klären sollten: Ist es wirklich ein Halbmond?

  10. Max Diderot schrieb am 12. Juni 2008:

    @ Oliver Fritsch

    Leichte Erinnerungslücken lassen sich mittels Projekt Gutenberg kompensieren – für alle anderen Mangelerscheinungen hilft (zumeist) Reclam.

  11. juwie schrieb am 12. Juni 2008:

    Nochmal zu Poschmann:

    Kazan, wo Gökdeniz Karadeniz spielt, liegt an der Wolga. Die ist bekanntlich der längste Fluss Europas – und liegt deshalb nicht in Sibirien.

    Andererseits: Netzer würde wahrscheinlich behaupten, dort spiele man wohl noch auf einer Wiese und markiere die Tore mit herumstehenden Bäumen – und nicht beim Tabellenführer der 1. Liga (http://www.rsssf.com/tablesr/rus08.html).

  12. juwie schrieb am 12. Juni 2008:

    Und korrekt wäre wohl „abnehmende Mondsichel“

  13. Max Diderot schrieb am 12. Juni 2008:

    In Italien (Forza Italia!) hat Corso die Bedeutung einer größeren Straße, im Gegensatz zur Via, die oftmals kleiner und nur bedingt für einen geregelten Autoverkehr zulässig ist. Soweit ein kleiner Teil italienischer Landeskunde, verbunden mit der Hoffnung, die squadra azzurra möge beim nächsten Match aus Morpheus Armen erwachen.

    Ich verstehe nicht ganz das teilweise polemische kritisieren der Reporter. Es ist doch nach meiner Hör- und Seherfahrung nicht machbar, dass eine Live-Reportage konstant auf jenem Niveau erfolgt, dass die meisten von uns von ihrem Fußballteam auch nicht erwarten dürfen. Von daher sind doch die kleinen Malheurs verständlich, die in der Hektik entstehen können.

    Einer meiner „Lieblingsreporter“, Rolf Töpperwien, war gestern zum Schweizer Trainer Kuhn so was von ideal-humanistisch, „… alle Gute Ihrer Frau und Ihnen.“, dass ich mir überlege, ihn für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich fand Rolf Töpperwien, wiewohl er mir manchmal zu sehr nach den zwischenmenschlichen Gegebenheiten sucht, allein ob dieser Freundlichkeit klasse.

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