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„Ja, mei, Spatzl, du weißt nicht, was los ist, ich muss dir die Wahrheit sagen.“ Mit diesen Worten soll Franz-Xaver Wack am vorigen Freitag (mit Ankündigung) bei Margit Amerell in Augsburg nächtens mit der Vorgabe erschienen sein, ihren Mann zu schützen. Er solle sich „stellen“, dann sei das schlimmste noch abzuwenden. Dass Amerell-Anwalt Jürgen Langer auf Wunsch Frau Amerells auftauchte, habe Wack verschreckt, verstört und zu Fluchtversuchen veranlasst. Im kicker-Video sieht und hört man Frau Amerell und Langer, die gestern in München eine Pressekonferenz in München gegeben haben.

Über den weiteren Gesprächsverlauf kursieren verschiedene Versionen. Frau Amerell und Langer behaupten, dass Wack behauptet habe, Einsicht in DFB-Protokolle genommen zu haben. Jürgen Langer, der sich derzeit so gibt, als hätte er den Glauben an die Menschheit verloren, sagt: „Wir fragen uns, wieso einem Unbeteiligten, der seit zwei Jahren keine Funktion beim DFB mehr hat, intime Details bereitgestellt werden.“ Wack bestreitet, das gesagt zu haben, ihm seien keine Akten vorgelegt worden. Ich frage mich: Was für Akten eigentlich? Der DFB führt doch keine Akten, er ist ein Verein und keine Behörde.

Wack soll zudem ein Straßenbahnfest vom 23. Dezember 2009 erwähnt haben, an dem alles hätte aus der Welt geschafft werden können. Doch Amerell soll Wack mit keinem Blick gewürdigt haben. Die Frage stellt sich natürlich: Was hat Wack wann von wem gewusst? Im Dezember 2009 war ja angeblich nicht mal Theo Zwanziger eingeweiht. Andererseits gibt Wack vor, er habe mit verschiedenen Schiedsrichtern schon seit längerem über Amerells angebliche Vergehen gesprochen, teilweise über Jahre. Die FR fragt sich heute, ob der DFB versucht, sie zu instrumentalisieren, denn die vier Schiedsrichter, die Amerell belasten, sind ausgesuchten Medien (Bild, dpa, sid und eben FR) präsentiert worden. Ihre Namen hätten sie aber nicht verraten.

Manfred Amerell sagt nun: „Nunmehr liegt auf der Hand, welche Personen hinter der gegen mich geführten Schmutz- und Hetzkampagne stecken.“ Wack entgegnet: „Amerell lügt.“ Die beiden sollen sich vor Jahren zerworfen haben. Überliefert ist eine E-Mail Wacks aus dem Jahr 2005, in der er seinen Absage an ein DFB-Amt mit einer Anspielung auf Amerell illustriert: „Wer alt mit Fürsten wird, lernt vieles, lernt zu vielem schweigen.“

Der DFB wiederum prüfe nun rechtliche Schritte gegen Langers Äußerung, es handele sich um eine Verleumdungskampagne gegen Amerell. Dabei bietet er einen Anwalt auf, der auch hier schon mal seine Duftnote hinterließ. Man könnte ihn als eine Art Mittelstürmer unter den Anwälten bezeichnen.

Der Auftritt von Wack, der sich in seinem bügerlichen Dasein wohl nicht ausgefüllt fühlt, ist theaterreif, doch seine Rolle ist dubios. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Rechtsstreit handelt. Andererseits: Wohl dem, der sowohl Goethe als auch Monaco Franze zitieren kann.

Hierher geschaut, wer ein aktuelles Bild des Münchners sehen will (wo ist Daisy?).

Was schreibt die Presse?

Christian Eichler (FAZ) findet nichts Entlastendes für Zwanziger:

„Wollte der DFB die Angelegenheit außergerichtlich beilegen, indem man über den Botschafter Wack dem Beschuldigten Amerell eine Kapitulation nahelegte? Wenn es so war, dann war die Umsetzung dilettantisch – und passte damit nahtlos zur laienhaften Geheimdiplomatie in den Verhandlungen mit Löw und Bierhoff. Auch die Frage, warum Volker Roth immer noch im Amt ist, obwohl Wack schon vor fünf Jahren erste Verdachtsmomente wegen Amtsmissbrauchs gegen Amerell geäußert haben will, ohne dass etwas gegen dieses von Wack so genannte System Amerell geschah, stellt sich immer deutlicher. Kurz vor dem Gerichtstermin sieht es aus, als werde aus dem Schiedsrichter-Skandal immer mehr ein DFB-Skandal. Wie der DFB die Angelegenheit zunächst allzu verschwiegen, dann wiederum allzu öffentlichkeitsfreudig behandelte, wird mehr und mehr zum Eigentor.“

    Roland Zorn (FAZ) knöpft sich Zwanziger vor, den „Tausendsassa“ des DFB

    Boris Herrmann (Berliner Zeitung): Das fatale Krisenmanagement Zwanzigers

    Thomas Becker berichtet für den Tagesspiegel von der PK des Amerell-Lagers

8 Kommentare

  1. Bernd Serger schrieb am 2. März 2010:

    Schön, dass Sie dranbleiben. Es dürfte sich lohnen.

  2. sportinsider schrieb am 2. März 2010:

    Die unendliche Geschichte. Spox schreibt – Fall Amerell: Roth droht Wack mit Klage -. Unglaublich.

    http://www.spox.com/de/sport/fussball/sonstiges/1002/News/schiri-obmann-volker-roth-droht-ex-referee-franz-xaver-wack-mit-klage-manfred-amerell-margit-michael-kempter.html

  3. Roth vs Wack, Klage gegen Bierhoff – der Prozessticker des DFB-Familiengerichts | Blog für den kritischen Fußballfreund | direkter-freistoss.de schrieb am 3. März 2010:

    […] Gespräch mit Welt Online verteidigt Wack seine Spatzl-Aktion und greift seinerseits Margit Amerell und Amerell-Anwalt Jürgen Langer an: „Die Beweislast gegen […]

  4. Dirk schrieb am 3. März 2010:

    Die für mich spannendsten Fragen:

    Warum haben sich Monaco und Manni entzweit?
    Seit wann sagt Monaco Spatzel und warum?
    Was wurde am 23.12. wirklich gefeiert, ein Straßenbahnfest oder ein Schiedsrichtergeburtstag?
    Wann kommt das alles in der Glotze?

  5. Lena schrieb am 3. März 2010:

    Das finde ich am coolsten:
    „Wer alt mit Fürsten wird, lernt vieles, lernt zu vielem schweigen.“

    Ist doch alles irre.

    Dabei kann man die Wahrheit schon erkennen: Amarell ist an Männern interessiert, hat wohl Kontakte gepflegt, die er wohl anders eingeschätzt hat als es beim Gegenüber ankam. Sein Fehler, da er in gehobener Stellung agierte. Dazu kommt eine jahrelange enge Verwobenheit mit seinen Spezies in den Verbänden. Männerbund, Burschenschaft, was auch immer. Eventuell gibt es da auch Amtsmissbräuchle, die sich halt so einschleichen…

    Aber warum jetzt die Sache in dieser Art hochkommt, das ist schon irre. Es scheint ja wirklich so zu sein, dass der DFB versucht auf vielen Wegen die Kommunikationsherrschaft zu erlangen. Und einige sind wohl anrüchig. Sehr bedenklich. Fast ein Skandal. Und der Kempter ist ja wohl eher ein Bauer, der übers Schachbrett geschoben wird, aber denkt, er sei ein Springer und die Wahrheit auch mal überhüpft und damit seinen König erheblich irritiert.

    Wüsste aber doch gerne, ob die „betroffenen“ Schiedsrichter nun karrieremäßig profitiert haben oder nicht. Weil das geht ja eigentlich nicht im Vergleich zu den anderen Schiris, die sich das nicht haben gefallen lassen oder hässlich sind. Aber dann gäbe es ja auch nicht wirklich Amtsmissbrauch? Oder sehe ich das falsch? Dann war es doch nur Holzhammerflirten.

    Klingt nach großem Kino.

  6. Oliver Fritsch schrieb am 4. März 2010:

    Allerdings hat Amerell kein Amt, zumindest nicht im rechtlichen Sinne. (So wie es ja auch kein Traineramt gibt.) Das Prinzip ist aber dasselbe.

  7. moldo schrieb am 4. März 2010:

    „Was sollte Wack?“ als Bildunterschrift bei der FAZ erinnert an „Was wolle Strunz?“ irgendwie ..

  8. Danielowitsch schrieb am 31. März 2010:

    Ach so, der DFB hat keine Akten…!? Wirkt etwas naiv.
    Wenn der DFB sich zum Beispiel um die Schiedsrichterausbildung kümmert, wie soll er da ohne irgendwelche „Personalakten“ auskommen? Oder bei der Trainerausbildung? Der DFB ist auch kein Verein, sondern ein Verband.

    Mich wundert, dass Amerell`s System von „Geben und Nehmen“ erst jetzt ans Tageslicht kommt. Ich vermute, dass es in Schiedsrichterkreisen schon lange ein offen gehütetes Geheimnis war, nur war der Respekt vor dem Namen Amerell einfach zu groß um an die Öffentlichkeit zu gehen.
    Wack wollte den großen Frauenversteher heraus kehren und als der „gute Schiri“ das bürgerlich-anständige Abendland retten. Dabei ist er in ein Wespennest der verletzten Eitelkeiten und der bitteren Gefühle getreten. Bayerisch halt.

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